Nachricht vom

Anke Stahl arbeitet als Bereichsleiterin für Grundsatzfragen Projekte, Internationalisierung und Forschung, Hochschulverbände im Deutschen Akademischen Austauschdienst (DAAD). Sie ist außerdem „DAAD-Kontaktperson des Vertrauens" für die Universität Leipzig. Am 25. Oktober 2023 war sie an der Uni Leipzig zu Besuch, um Rektorin Prof. Eva Inés Obergfell kennenzulernen und sich mit ihr über die Internationalisierungsvorhaben der Hochschule auszutauschen.

Warum war es Ihnen ein Anliegen, die Universität Leipzig heute zu besuchen?

Ich habe ein dienstliches und ein persönliches Interesse, das mich heute hier an die Universität Leipzig führt. Die größeren und mittleren Hochschulen Deutschlands haben im DAAD jeweils eine "Kontaktperson ihres Vertrauens". Ich habe mir die Universität Halle und die Universität Leipzig ausgesucht, was sich aus meinem persönlichen Interesse heraus erklärt. Ich bin gebürtige Hallenserin und studierte damals an der MLU Halle-Wittenberg und recherchierte während des Studiums sehr viel hier in Leipzig in der Deutschen Nationalbibliothek.

Als ich dann beim DAAD tätig war, hatten wir in Leipzig kontinuierlich interessante Projekte, wie zum Beispiel den Aufbaustudiengang SEPT, der schon sehr lange existiert. Für den Studiengang war ich jahrelang mit zuständig – sowohl in der DAAD-Zentrale als auch dann als DAAD-Außenstellenleiterin in Vietnam, wo der Studiengang ja einen Ableger hat. Die Universität Leipzig ist international gesehen eine absolut wichtige Universität in Mitteldeutschland. In den großen neuen Projekten, wie den europäischen Hochschulen und auch bei den DAAD-geförderten Konrad Zuse Schools für Künstliche Intelligenz ist sie aktiv und gewinnt da auch weiter an Sichtbarkeit.

Heute werde ich Frau Prof. Obergfell kennenlernen. Den Termin mit ihr möchte ich nutzen, um gemeinsam zu schauen, wo der DAAD die Universität Leipzig hinsichtlich ihrer Internationalisierungsvorhaben zukünftig besonders unterstützen kann.

Wie sieht der DAAD die Universität Leipzig auch im Hinblick auf den Vergleich zu anderen großen deutschen Hochschulen?

Die Tatsache, dass das DAAD-Stipendiatentreffen im kommenden Jahr wiederholt an der Universität Leipzig stattfindet, ist ein besonderer Ausdruck dafür, dass die Hochschule in der Internationalisierung für den DAAD ein ganz wichtiger Partner ist. Im Förderranking beispielsweise nimmt die Universität Leipzig einen der vorderen Plätze ein und ist darüber hinaus nicht nur in vielen kleineren Internationalisierungsprojekten aktiv, sondern spielt, wie bereits erwähnt, auch in den großen Netzwerken eine wichtige Rolle. Hinsichtlich des Anteils der internationalen Studierenden gemessen an der Bevölkerungszahl belegt Leipzig aktuell den Rang 13 im bundesdeutschen Durchschnitt, was relativ viel ist. Gerade in diesen rauer werdenden innen- wie auch außenpolitischen Zeiten ist diese Internationalität einer Universität, die sich auch im Stadtbild und einer Region ausprägt meiner Meinung nach sehr wichtig. Insofern hat die Universität Leipzig da eine wirklich wichtige Ankerfunkton, die wir als DAAD auch gern unterstützen wollen.

Vor welchen Herausforderungen stehen die deutschen Hochschulen Ihrer Meinung nach aktuell?

Die HRK sagt, Universitäten seien zentrale Akteure in Wissenschaft und Gesellschaft. Ich glaube, das verdeutlicht das Spannungsfeld, in dem die Hochschulen, agieren, sehr gut. Die Universitäten möchten in Lehre und der Forschung vorn mit dabei sein, sind aber auch gleichzeitig gefordert, mehr für den Transfer zu tun. Wir wollen ja die künftigen Generationen ausbilden und sie gut auf die Herausforderungen des Lebens vorbereiten, und dafür müssen wir den Transfer in die Gesellschaft – also diesen Outreach – gut hinbekommen.  Auch die Menschen, die hier in der Stadt bzw. der Region leben, sollen verstehen, warum sich die Universität auf ihre spezifischen Forschungsfelder konzentriert. Ihnen muss verdeutlicht werden, warum Steuergelder für Stipendien für ausländische Studierende und Forschende ausgegeben werden. Sie müssen nachvollziehen können, was wir davon haben, dass unsere Wissenschaftler ins Ausland gehen. Die Herausforderungen, vor denen die Menschen stehen, können nur gemeinsam gelöst werden und diese Zusammenhänge müssen stärker in die Gesellschaft getragen werden. Das ist eine Aufgabe, die die Hochschulen schon postuliert haben, aber in der Umsetzung ist das nicht einfach, gerade in diesen Zeiten, wo lauter werdende antidemokratische Stimmen Fakten und Zusammenhänge leugnen oder falsch darstellen. Diesen Spagat hinzubekommen, darin liegt die Verantwortung der Hochschulen als zentrale Akteure in Wissenschaft und Gesellschaft, denke ich.