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Im Aufbau des neu etablierten Hebammenstudiums soll ein neuartiges Modell des weiblichen Beckens entwickelt werden. Angeleitet durch Lehrende der Anatomie und Hebammenkunde werden die Studierenden die Grundlagen für ein Modell erarbeiten, welches die geburtsspezifischen Veränderungen des Beckens in ihrer Komplexität darstellt. Die Studierenden recherchieren die anatomischen Strukturen und setzten diese plastisch und zeichnerisch um.

Im April ist ein zweijähriges Lehrprojekt zwischen dem Institut für Anatomie und dem Studiengang B. Sc. Hebammenkunde an der Medizinischen Fakultät gestartet. Die Lehrveranstaltungen sind Teil eines durch die Stiftung Innovation in der Hochschullehre geförderten Projektes, welches sich übergreifend mit dem weiblichen Becken und dem Geburtsvorgang beschäftigen wird.

In den bereits curricular vorhandenen Lehrveranstaltungen zum Bau und zur Funktion des Beckens im Zusammenhang mit der Geburt, werden die Lehrenden der Hebammenkunde durch zwei erfahrene Mitarbeitende aus dem Institut für Anatomie unterstützt. Dr. med. Mara Sandrock und Charlotte Kulow erhielten für ihr Lehrkonzept in der Humanmedizin 2023 den Hauptpreis für besonderes Engagement in der Lehre, vergeben durch die Universitätsgesellschaft, Freunde und Förderer der Universität Leipzig. Nun werden sie die erprobten Lehrformate an die Hebammen adaptieren und im Rahmen des Förderprojektes einführen.

Ein erster Eindruck wird von Svaantje Kentenich, Studierende im zweiten Fachsemester beschrieben: „Denkt man an das Hebammenhandwerk, ist augenblicklich der Prozess der Geburt präsent. Damit unmittelbar verbunden ist der Geburtsweg durch das knöcherne Becken. Dass sich dieser Weg aber eben nicht nur durch ein einfaches Gerüst aus einer Handvoll Beckenknochen beschreiben lässt, ist uns Studierenden spätestens in den ersten Lehrveranstaltungen der anatomisch-physiologischen Grundlagen klargeworden. Ebenso wurde uns bewusst, wie komplex der Aufbau und das Zusammenspiel dieser einzelnen Strukturen ist. Hierfür braucht es eine gute Portion Vorstellungskraft und Abstraktionsvermögen. Wie also ist es möglich, sich dieses komplexe Wissen anzueignen, zu verinnerlichen, zu verstehen und darüber hinaus in die Praxis zu übertragen? Wie kann dieses Wissen nachhaltig (be)greifbar gemacht werden?

Hier setzt das neue Lehrprojekt an, in dem wir als Studierende aktiv mitwirken. Die Auftaktveranstaltung einer Seminarreihe eröffnete uns bereits einen faszinierenden Einblick in alternative Lernmethoden. Durch Tasten, Beschreiben und Zeichnen von reellen Knochenstrukturen konnten wir erste kunstvolle Ergebnisse präsentieren, welche eine Verbindung von anatomischen Strukturen und taktilen Erfahrungen darstellten. Schnell wurde uns klar, welche Herausforderungen sich daraus ergeben. Hier werden Wissenschaft, Kunst und Handwerk zusammengebracht, um uns das Erlernen der Grundlagen des Hebammenberufes zu erleichtern.

Wir sind gespannt und voller Vorfreude auf die Seminarreihe, die handwerklichen und künstlerischen Gestaltungselemente, die daraus entstehenden Gedankenpaläste und freuen uns auf eine spannende und lehrreiche Zeit mit vielen neuen Erkenntnissen.“