Pressemitteilung 2004/134 vom

Mineralogisch-petrographische Sammlung der Universität Leipzig hofft für Museumsnacht auf Goldsucher-Stimmung

"Gold" ist das Thema der 5. Leipziger Museumsnacht, während der über 40 Museen, Sammlungen und wissenschaftliche Einrichtungen zu ganz besonderen Entdeckungen einladen. Eine jener Expositionen, wo das edle Metall nicht nur im übertragenen Sinne in die Titel der Museumsnacht-Offerten einfließt, sondern wo echtes Gold in seiner ursprünglichsten Form gefunden werden kann, ist die Mineralogisch-petrographische Sammlung der Universität Leipzig (Scharnhorststraße 20).

Doch es ist bekanntlich nicht alles Gold, was glänzt. In den Vitrinen des Treppenhauses der mineralogisch-petrographischen Sammlung der Fakultät für Chemie und Mineralogie fallen zwar einige güldene Stücke sofort ins Auge, aber gerade die bestehen zum Beispiel nur aus Eisensulfid. Nach dem echten Gold muss man länger suchen. Und während der Museumsnacht soll das der Besucher auch. "Ich habe Stücke, an denen Gold zu entdecken ist, zwischen den anderen Brocken verteilt", erläutert Dr. Hans-Joachim Höbler, Kustos der Sammlung eine der Aufgaben, die er seinen Gästen stellen wird. "Nur wer ganz genau hinschaut und die Schildchen liest, kann seinen Zettel richtig ausfüllen." Mit diesem Suchspiel oder mit dem Basteln von Kristall-Modellen will Höbler vor allem die Kinder beschäftigen. Für Alt und Jung faszinierend: Der Blick durch ein Stereomikroskop auf winzige, mit dem bloßen Auge nicht sichtbare Goldeinschlüsse in Gesteinen.

Für diejenigen welche die Herkunft und das Wesen des Goldes noch etwas genauer ergründen möchten, hält Privatdozent Dr. Gert Klöß mehrmals den Vortrag "Auf Goldsuche in aller Welt". "Ich werde jede Menge Fragen beantworten: Wie und wo fördert man Gold? Welche Kriege wurden um Gold geführt? Wie viel Gold liegt in den Schatzkammern dieser Welt?" Hinter vorgehaltener Hand warnt Klöß übrigens vor so mancher Goldwäscher-Pauschale, mit der Touristen in bestimmte Gegenden gelockt werden sollen. "Man kann im Labor herausbekommen, ob das gewaschene Gold tatsächlich aus dem Fluss stammt, aus dem es die Abenteurer herausgeholt haben oder ob es ein Stück flussaufwärts einfach hineingeworfen wurde." Mineralienfreunden unterbreiten die Wissenschaftler das Angebot, deren Fundstücke zu bestimmen - und Gold gegebenenfalls auf dessen Echtheit zu überprüfen.

Die vor allem für die Lehre konzipierte Sammlung im Treppenhaus, die während der Museumsnacht jedermann offen steht, umfasst rund 600 Exponate und zeigt in gut kristallisierten Stufen die wichtigsten Mineralarten, erläutert die geometrischen Gesetzmäßigkeiten der Kristallmorphologie und führt in die Welt der Gesteine ein. Während der Museumsnacht führt der Kustos ungefähr stündlich durch die Ausstellung. Wem es an solch einem Abend zu turbulent zugeht, der kann die Sammlung übrigens (außer an Feiertagen und während der vorlesungsfreien Zeit) jeden ersten Mittwoch im Monat in der Zeit von 14:00 bis 18:00 Uhr besichtigen.

Begründet wurde die Mineralogisch-petrographische Sammlung der Universität Leipzig im Jahre 1809 anlässlich des 400-jährigen Universitätsjubiläums. Später wurde sie erweitert und gedieh zur materiellen Voraussetzung für die Einrichtung eines Lehrstuhles für Mineralogie im Jahre 1842. Während eines Bombenangriffes 1943 fielen das Institut und seine Sammlungen in Schutt und Asche. Ihr heutiger Bestand wurde vorwiegend nach dem 2. Weltkrieg angeschafft. Er umfasst etwa 12.000 Stücke aus aller Welt, konzentriert sich aber zum großen Teil auf Lagerstätten Mitteldeutschlands. "Unsere Spezialität sind zudem durch industrielle Prozesse entstandene, also technische Mineralien", erläutert Höbler. "Mit Hilfe solcher Stücke treffen wir beispielsweise Aussagen, ob bestimmte Schlacken Umweltschäden anrichten können."

Während der Museumsnacht haben noch weitere Sammlungen der Universität Leipzig ihre Pforten für Besucher geöffnet. In der Geologisch-paläontologischen Sammlung werden die Überreste der "Goldenen Zeitalter" der Ammoniten und Dinosaurier, der Blütenpflanzen und Säugetiere beleuchtet. An der Route "Wissen und Geschichte" präsentieren sich das Ägyptische Museum, die Sammlung für Ur- und Frühgeschichte, die Universitätsbibliothek und das Antikenmuseum der Universität.
Das Musikinstrumentenmuseum, das Institut für Kunstpädagogik sowie die Studiensammlung und Kunstsammlung der Alma Mater sind auf der Route "Kunst und Musik" zu entdecken.