„Ich möchte den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des iDiv zu dieser Förderung von Herzen gratulieren“, begrüßt die Rektorin der Universität Leipzig, Prof. Dr. Beate Schücking, den Beschluss. „Die länderübergreifende Kooperation mehrerer Universitäten und wissenschaftlicher Institute hat in knapp neun Jahren einen wichtigen Beitrag zum Verstehen komplexer Zusammenhänge und zur Entwicklung von Lösungen für die funktionelle Vielfalt des Lebens geleistet.“
Das Deutsche Zentrum für integrative Biodiversitätsforschung (iDiv) Halle-Jena-Leipzig erforscht seit seiner Gründung 2012 den weltweiten Wandel der Ökosysteme und der biologischen Vielfalt. Knapp 300 Mitarbeiter arbeiten mittlerweile für das DFG-Forschungszentrum – viele im 2020 fertiggestellten Neubau an der Alten Messe in Leipzig. Zusätzlich forschen über 100 Mitgliedergruppen des wissenschaftlichen Netzwerkes an verschiedenen Standorten in Halle, Jena und Leipzig.
Laut dem jüngsten Bericht des Weltbiodiversitätsrates IPBES sind bis zu einer Millionen Arten vom Aussterben bedroht. iDiv will diese tiefgreifende globale Krise erfassen, seine Konsequenzen erforschen und Wege aufzeigen, wie wir mit statt gegen die biologische Vielfalt wirtschaften können. Die Werkzeuge der Biodiversitätsforscher reichen dabei von Satelliten über Smartphone-Apps, DNA-Sequenzierer und Hochleistungsrechner bis hin zu Baukränen. In nur neun Jahren seit der iDiv-Gründung wurden Forschungsplattformen wie der Leipziger Auwaldkran oder das iDiv-Ecotron, aber auch virtuelle Daten-Plattformen aufgebaut und untereinander vernetzt – vorwiegend in Mitteldeutschland. Diese einmalige Infrastruktur unterstützt das Alleinstellungsmerkmal des Zentrums: Die Integration verschiedenster Disziplinen und Expertisen zur Beantwortung gesellschaftlich wichtiger Fragen. International hat sich das Forschungszentrum in derselben Zeit einen hervorragenden Ruf erarbeitet. Der speist sich unter anderem aus dem iDiv-internen Synthesezentrum sDiv. Für verschiedenste Projekte sind bislang über 1.000 Wissenschaftler aus 60 Ländern zum Standort Leipzig gereist, um wissenschaftliche Fragestellungen auf neuen Wegen zu beantworten. Auch eine Graduiertenschule mit knapp 80 Doktoranden, die in der neuen Förderphase um ein Programm für Postdoktoranden erweitert wird, trägt zum Renommee des Forschungszentrums bei. Im März haben internationale Gutachter im Auftrag der DFG die hohe Qualität der iDiv-Arbeit festgestellt und eine Empfehlung für die weitere Förderung ausgesprochen. Dieser folgte der DFG-Hauptausschuss und beschloss, die von iDiv beantragte Fördersumme ohne Kürzung zur Verfügung zu stellen.
Damit erhält das DFG-Forschungszentrum einen weiteren Wachstumsschub und tritt gestärkt in die entscheidende dritte Förderphase ein. 2024 wird die Grundfinanzierung durch die DFG enden und ein neues Finanzierungsmodell in Kraft treten. Die Wissenschaftsminister der Länder Sachsen-Anhalt und Thüringen und die Wissenschaftsministerin Sachsens haben dafür mit der von ihnen im Juli 2019 unterzeichneten Absichtserklärung bereits die Weichen gestellt.
Tragende Institutionen des Deutschen Zentrums für integrative Biodiversitätsforschung (iDiv) sind und bleiben die Universität Leipzig, die Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg und die Friedrich-Schiller-Universität Jena, in Kooperation mit dem Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung (UFZ). Zudem sind mehrere Leibniz- und Max-Planck-Institute als Kooperationspartner beteiligt.
Alle an iDiv beteiligten Partner zeigten sich hocherfreut über die Entscheidung der DFG. Hier eine Auswahl an Stimmen:
Prof. Dr. Christian Wirth:
iDiv-Sprecher, Forschungsgruppenleiter der Universität Leipzig, Fellow des Max-Planck-Instituts für Biogeochemie
„Die Entscheidung der DFG ist ein überwältigender Vertrauensbeweis. Wir werden die Fördermittel nutzen, um unsere Arbeit weiter zu intensivieren. Denn unser Planet verarmt zunehmend. Tag für Tag gehen unwiederbringlich Arten verloren. Wir arbeiten unter Zeitdruck an Strategien, wie wir die Biodiversität schützen und mit ihr wirtschaften können. Wir sind dankbar, dass wir für diese wichtige Aufgabe die volle Unterstützung der DFG haben sowie die unserer Partner in den drei mitteldeutschen Ländern.“
Prof. Dr. Tiffany M. Knight:
iDiv-Sprecherin, Forschungsgruppenleiterin an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg und am Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung (UFZ)
„Das Feedback der Gutachter bestätigt unsere Bemühungen der vergangenen Jahre. Wir haben ein Umfeld geschaffen, in dem Forscher mit unterschiedlichen Expertisen interagieren und sich gegenseitig inspirieren. Ich genieße die Möglichkeit, einerseits innerhalb eines großen Konsortiums von Kollegen in der Region zu arbeiten, und andererseits Biodiversitätswissen mit Kollegen aus der ganzen Welt zu synthetisieren. Ich bin dankbar, dass es uns die DFG ermöglicht, unsere Arbeit auch in den kommenden Jahren fortzusetzen.“
Prof. Dr. Walter Rosenthal:
Vorsitzender des iDiv-Kuratoriums, Präsident der Friedrich-Schiller-Universität Jena
„Das Deutsche Zentrum für integrative Biodiversitätsforschung (iDiv) hat Halle, Jena und Leipzig zu Leuchtpunkten auf der Landkarte der Erforschung global drängender Zukunftsfragen gemacht. Die drei Universitäten, das Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung (UFZ) und weitere außeruniversitäre Partner bündeln dafür mit großem Engagement ihre Kompetenzen, um Biodiversität in allen Facetten zu verstehen und dem dramatischen Verlust der Artenvielfalt dadurch entgegenwirken zu können. Ein internationales Gutachterpanel hat die international hoch anerkannte Spitzenforschung des Netzwerks einmal mehr bestätigt, die die Grundlage der Förderung ist. Die Universitäten Halle, Jena und Leipzig und das UFZ, die den Kern von iDiv bilden, haben wie die Länder bereits die Verstetigung des nationalen Kompetenzzentrums für Biodiversität nach Ende der Förderung durch die DFG über 2024 hinaus beschlossen.“
Prof. Dr. Armin Willingmann:
Minister für Wirtschaft, Wissenschaft und Digitalisierung des Landes Sachsen-Anhalt
„Die fortgesetzte Förderung durch die DFG ist Beleg für die hohe Qualität der Forschung bei iDiv. Das Zentrum strahlt zudem stark auf die beteiligten Universitäten und Partnerinstitutionen aus. An der Uni Halle ist ein interdisziplinäres Netzwerk zur Biodiversitätsforschung gewachsen; zudem startet auch dort ab dem Wintersemester 2021 ein entsprechender Master-Studiengang. Dass die Erforschung der Artenvielfalt zunehmend zur eigenen Wissenschaftsdisziplin heranreift, ist mit einer wichtigen Botschaft verbunden: Wer die Umweltprobleme unserer Erde lösen möchte, kann mehr tun, als freitags ‚for future‘ zu demonstrieren; er oder sie kann zudem in Halle, Jena oder Leipzig bei weltweit führenden Köpfen studieren, um unsere Zukunft mitzugestalten. Um dieses Angebot noch attraktiver zu machen, unterstützt das Land Sachsen-Anhalt die entsprechende Schwerpunkt- und Profilbildung an der Universität Halle während der dritten Förderperiode zusätzlich mit insgesamt vier Millionen Euro.“
Wolfgang Tiefensee:
Thüringer Minister für Wirtschaft, Wissenschaft und Digitale Gesellschaft
„Auch mitten in der Pandemie dürfen wir nicht vergessen, dass es weitere große Herausforderungen gibt, denen wir auch mit intensiver Forschung etwas entgegensetzen müssen. Das Artensterben ist so eine Herausforderung. Wir sind sehr stolz, dass sich das länderübergreifende Forschungszentrum iDiv so gut entwickelt hat und die DFG nach strenger Evaluierung auch eine dritte Förderperiode finanziert. Thüringen steht dazu, die aufgebauten Strukturen nach der letzten Förderperiode durch die DFG zu verstetigen. Der Thüringer Landesanteil dafür ist bereits in den Haushalt eingestellt.“
Sebastian Gemkow:
Sächsischer Staatsminister für Wissenschaft, Kultur und Tourismus
„Der globale Wandel der Biodiversität stellt die Gesellschaft nicht nur regional, sondern auch weltweit vor große Herausforderungen. Seit 2012 hat sich iDiv zu einem international sichtbaren Leuchtturm der Biodiversitätsforschung entwickelt, dessen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler an den Lösungen dieser drängenden Probleme arbeiten. Wie es auch die Gutachtenden als modellhaft hervorgehoben haben, sehe ich im Erfolg von iDiv einen Beleg dafür, wie es mit einer erfolgreichen Schwerpunktsetzung, einem starken Konsortium aus den drei Universitäten und außeruniversitären Partnern sowie einem klugen forschungspolitischen Interagieren gelingen kann, wichtige Beiträge zu dem Menschheitsthema Biodiversität zu leisten. Mit dem Neubau des Forschungsgebäudes und des Forschungsgewächshauses am zentralen Standort von iDiv in Leipzig hat der Freistaat Sachsen viel Geld gut investiert. Das klare Votum der Gutachtenden und die heutige Entscheidung der DFG für eine Weiterförderung von iDiv für eine abschließende Förderphase als DFG-Forschungszentrum, über die ich mich sehr freue, sind für uns Bestätigung und Ansporn, iDiv nachhaltig zu sichern und in seiner Entwicklung zu unterstützen.“