Richard David Precht will die Lust am Denken wecken und das scheint ihm zu gelingen. Sein Besteller "Wer bin ich - und wenn ja, wie viele?" erreichte eine Millionenpublikum und wurde zu einem der erfolgreichsten Philosophie-Fachbücher, die es in Deutschland je gegeben hat. Ursprünglich war es als Einführung in die Philosophie für Jugendliche gedacht. Was kann ich wissen? Was soll ich tun? Was darf ich hoffen? Unter Berücksichtigung naturwissenschaftlicher Erkenntnisse geht Richard David Precht den großen philosophischen Fragen des Menschseins und der Menschheit nach und lädt ein lustvoll und spielerisch über das Abenteuer Leben und seine Möglichkeiten nachzudenken. Die Anleitung für ein gelingendes Leben liefert er mit dem letzten Satz gleich dazu: "Füllen Sie ihre Tage mit Leben und nicht Ihr Leben mit Tagen".
Richard David Precht nimmt die Angst vor dem Stoff und gibt Orientierung. Das Erscheinen des Buches fällt mit dem Beginn der Wirtschaftskrise 2008 zusammen. Verunsicherung weckt Sehnsucht nach Ordnung und Übersichtlichkeit. Das Buch kommt zur rechten Zeit. Doch wer ist der Autor? Wer ist dieser Richard David Precht und wenn ja, wie viele? Ein Zeitgeistphänomen? Wissenschaftskollegen äußern sich inzwischen misstrauisch über den populären Denker. Zwei weitere Bücher hat er geschrieben: "Liebe. Ein unordentliches Gefühl." und im vergangenen Jahr "Die Kunst, kein Egoist zu sein. Warum wir gerne gut sein wollen und was und davon abhält.", 100 Vorträge hält er im Jahr und meldet sich zu aktuellen gesellschaftlichen Debatten wie "Stuttgart 21", den Thesen von Thilo Sarrazin oder dem Volksbegehren in Hamburg gegen die Schulreform zu Wort. Richard David Precht teilt das Unbehagen vieler Bürger gegenüber der repräsentativen Demokratie und trifft offenbar den Ton. Er redet über Moral und Verantwortung in Politik, Gesellschaft und Wirtschaft und darüber, daß den Politikern der soziale Sinn für die Wirklichkeit verloren gegangen ist. In seinem jüngsten Buch plädiert er für mehr bürgerliches Engagement und für eine Transformation der Demokratie durch neue Formen der Bürgerbeteiligung. "Je liberaler eine Gesellschaft wird, desto schwieriger wird es moralische Verbindlichkeiten herzustellen. Wie brauchen mehr Verantwortungsbewusstsein von oben und von unten und dafür muß man etwas tun, das entsteht nicht von alleine."
Die literarischen Romane von Richard David Precht, wie "Die Kosmonauten" aus dem Jahr 2003, sind hinter den Sachbüchern so gut wie verschwunden. Er selbst hält "Die Kosmonauten" für seine wichtigste Arbeit, auch wenn sich nur 800 Exemplare davon verkauften.
In Solingen wurde Richard David Precht 1964 geboren. In einer bildungsbürgerlichen und politisch linksorientierten Familie mit fünf Kindern wuchs er auf. Zwei der Geschwister waren vietnamesische Adoptivkinder, die die Eltern 1969 und 1972 als Zeichen gegen den Vietnamkrieg adoptiert hatten. In Köln studierte Richard David Precht Philosophie, Germanistik und Kunstgeschichte und promovierte 1994 über Robert Musils "Der Mann ohne Eigenschaften". Von 1991 bis 1995 arbeitete er als Wissenschaftlicher Assistent in einem kognitionswissenschaftlichen Forschungsprojekt an der Universität Köln und hält bis heute zahlreiche Vorträge an Universitäten und auf wissenschaftlichen Kongressen. 1997 war Richard David Precht Fellow bei der "Chicago Tribune", 1999 erhielt er das Heinz-Kühn-Stipendium, 2000/ 2001 war er Fellow am Europäischen Journalistenkolleg in Berlin. Im Jahr 2000 wurde er mit dem Publizistikpreis für Biomedizin ausgezeichnet. Richard David Precht arbeitet für nahezu alle großen deutschen Zeitschriften und Sendeanstalten. Er schrieb Romane und Sachbücher. Sein Buch "Lenin kam nur bis Lüdenscheid. Meine kleine deutsche Revolution." wurde verfilmt. Seine philosophische Reise "Wer bin ich - und wenn ja, wie viele?" stand monatelang an der Spitze der Bestsellerlisten. Nach "Liebe. Ein unordentliches Gefühl." legte Richard David Precht, im vergangenen Jahr das Buch "Die Kunst, kein Egoist zu sein. Warum wir gerne gut sein wollen und was und davon abhält." vor.
Der Philosoph, Publizist und Autor lebt in Köln und Luxemburg.