Pressemitteilung 2005/101 vom

Ein Symposium an der Klinik und Poliklinik für Kinder und Jugendliche der Universität Leipzig beschäftigt sich mit invasiven Meningokokkeninfektionen, ihrer Verbreitung in Sachsen und in Deutschland, ihrer Diagnose, Therapie und Prävention.

Regelmäßig im Frühjahr und im Herbst informieren Medien verstärkt über schwere Hirnhauterkrankungen, hervorgerufen durch Meningokokken. Nach wie vor handelt es sich um eine relativ seltene Infektion: Von 100.000 Menschen erkrankt in Deutschland einer. Allerdings versterben von den rund 800 Erkrankten im Jahr 50 bis 80, darunter besonders viele Kinder und Jugendliche. Von denen, die die Hirnhautentzündung überstehen, behalten viele bleibende Gesundheitsschäden zurück. "Die schweren Verläufe tragen dazu bei, dass Meningokokkeninfektionen sehr gefürchtet sind und nach wie vor eine große medizinische Herausforderung darstellen.", erklärt Prof. Dr. Volker Schuster, Leiter der Poliklinik für Kinder und Jugendliche am Universitätsklinikum Leipzig und Organisator des Symposiums.

Zwei tragische Todesfälle in Sachsen führten zur Impfempfehlung der SIKO

"Zwei tragische Todesfälle in Sachsen 2002 bzw. 2003 waren für die Sächsische Impfkommission (SIKO) Anlass, dem Beispiel anderer Staaten der EU (Großbritannien, Irland, Spanien, Belgien, Niederlande) zu folgen, und die Meningokokken-C-Impfung als Standardimpfung in den Sächsischen Impfkalender aufzunehmen", führt der Vorsitzende der Sächsischen Impfkommission (SIKO), Prof. Dr. Siegwart Bigl, aus. Meningokokken C sind in unseren Breiten die häufigsten und gefährlichsten Verursacher der Hirnhautentzündung. "Mehr als 30 Prozent der Erkrankungen werden dadurch ausgelöst", so Bigl.

"Vor allem die britischen Erfahrungen haben gezeigt, dass eine flächendeckende Impfung gut vor Meningokokken des Subtypes C schützt", weiß Prof. Dr. Ulrich Vogel vom Nationalen Referenzzentrum Würzburg. Geimpft wird mit einem sog. Konjugatimpfstoff, der auch schon bei Säuglingen wirksam ist. Der Impfschutz besteht wahrscheinlich lebenslang.

Dem häufigen Argument, Meningokokkenerkrankungen seien in Deutschland nicht so verbreitet wie in Großbritannien, hält Prof. Bigl die Analyse nach Kreisen des Freistaates Sachsen entgegen: "Im Mittleren Erzgebirgskreis und im Vogtlandkreis kamen 3,2 bzw. 3,0 Erkrankungen auf 100.000 Einwohner, im Kreis Kamenz 2,6 Erkrankungen - die gleiche Erkrankungshäufigkeit wie in England."

Aufgaben des Öffentlichen Gesundheitsdienstes

Dem Öffentlichen Gesundheitsdienst kommt bei der Krankheitsbekämpfung nicht nur Aufgabe zu, bereits erkrankte Personen zu erfassen und prophylaktische Maßnahmen für Kontaktpersonen einzuleiten, sondern auch Informationsaktionen in Kindergärten, Schulen, Jugendclubs und Diskotheken durchzuführen. "Auch die Eltern müssen darüber aufgeklärt werden, dass 60 Euro für eine Impfung eine gute Investition in die Gesundheit ihrer Kinder sind", meint Dr. Regine Krause-Döring, Vorsitzende des Landesverbandes der Ärzte und Zahnärzte im Öffentlichen Gesundheitsdienst.

Immerhin sind in Sachsen trotz privater Finanzierung schon rund 22.500 Kinder gegen Meningokokken C geimpft. Das sind knapp 4 Prozent der Zielgruppe. Dazu spricht PD Dr. Michael Borte vom Städtischen Klinikum St. Georg Leipzig und Mitglied der SIKO.

Das von der Sächsischen Landesärztekammer zertifizierte Symposium beleuchtet insgesamt die derzeitige Situation der Meningokokken-Infektionen, ihrer Diagnose und Therapie, sowie der präventiven Maßnahmen in Sachsen und Deutschland im weltweiten Vergleich und gibt einen Ausblick auf die Aufgaben der Zukunft.