Pressemitteilung 2013/165 vom

Die Societas Jablonoviana zu Leipzig fördert den deutsch-polnischen Kultur- und Wissenschaftsdialog mit der Vergabe des seit 2009 von der Universität Leipzig gestifteten Jabłonowski-Preises. Alle zwei Jahre werden damit junge Wissenschaftler aus Polen und Deutschland ausgezeichnet, die den Blick auf das eigene oder das andere Land schärfen. Der Jabłonowski-Preis 2013 geht am 7. Juni an den deutschen Historiker und Übersetzer Dr. Peter Oliver Loew. Er erhält die Auszeichnung in Anerkennung seiner Tätigkeit für den deutsch-polnischen Wissenschaftsaustausch im Rahmen desDeutschen Polen-Instituts Darmstadt, seiner zahlreichen Übersetzungen wissenschaftlicher Texte aus dem Polnischen sowie seiner Veröffentlichungen über die Geschichte und Gegenwart von Danzig/Gdańsk.

Preisverleihung

Der Preisträger Loew erhält die historische Jabłonowski-Medaille und ein Preisgeld von 1.500 Euro, gestiftet von der Universität Leipzig. Der in Frankfurt am Main geborene Historiker und Übersetzer ist gegenwärtig im Deutschen Polen-Institut Darmstadt als Vertreter des Direktors im wissenschaftlichen Bereich tätig und hat sich mit zahlreichen Veröffentlichungen über die Geschichte und Gegenwart Danzigs/ Gdańsks sowie vielen qualitätsvollen Übersetzungen wissenschaftlicher Texte aus dem Polnischen hervorgetan.

Die Societas Jablonoviana (Fürstlich Jablonowskische Gesellschaft der Wissenschaften zu Leipzig) wurde im ausgehenden 18. Jahrhundert vom Fürsten Józef Aleksander Jabłonowski (1711-1777), einem polnischen Mäzen der Kultur und Wissenschaften, an der Leipziger Universität ins Leben gerufen. Ihr Ziel war es, die Wissenschaften zu fördern, indem jährlich Preisfragen in verschiedenen Disziplinen und die besten Arbeiten mit dem Jabłonowski-Preis ausgezeichnet wurden. In fast kontinuierlicher Arbeit verfolgt heute die Gesellschaft das Ziel, auf vielfältige Weise zur Entwicklung wissenschaftlicher und kultureller Beziehungen zwischen Deutschland und Polen beizutragen und somit die Verständigung zwischen beiden Völkern zu fördern.

Die Preisverleihung ist in diesem Jahr verbunden mit einem wissenschaftlichen Kolloquium zum Thema "Leipzig 1813 - Fürst Józef Poniatowski und das historische Gedächtnis in Polen und Sachsen". Es dreht sich um die historische Gestalt des Fürsten Józef Poniatowski (1763-1813), einen polnischen Aristokraten, der im Laufe seines Lebens General, Kriegsminister des Herzogtums Warschau, Reichsfürst im Heiligen Römischen Reich und Marschall von Frankreich war. Als Oberbefehlshaber der polnischen Streitkräfte während der napoleonischen Kriege und bis zuletzt ein fester Verbündeter Napoleons fand er bei der Sprengung der Pleißebrücke während der Völkerschlacht bei Leipzig 1813 den Tod. Er ist schnell als "Kämpfer für die Freiheit" zu einer der wichtigsten Erinnerungsfiguren der polnischen Militärtradition geworden.

Diese Tradition spielt wiederum eine zentrale Rolle im polnischen nationalen historischen Gedächtnis. Bis heute erinnert vermutlich in jeder polnischen Stadt eine Straße, eine Brücke oder ein Platz an Józef Poniatowski. In Leipzig wären hier außer Straßennamen und zahlreichen Denkmalen an Poniatowski und die polnischen Truppen weitere Artefakte wie die Ausstellung am Völkerschlachtdenkmal oder Poniatowskis ursprüngliche Grabsteine am ehemaligen Johannis-Friedhof zu nennen. Die polnische Teilnahme an der Leipziger Völkerschlacht 1813 ist zu einem Erinnerungsort geworden, der sich aus verschiedenen Blickwinkeln und in unterschiedlichen identitären Kontexten (polnisch-national, sächsisch-regional, Leipziger lokal) betrachten lässt. Die Entwicklung dieses Erinnerungsortes soll in allen genannten Kontexten diskutiert werden.