Pressemitteilung K2022/074 vom

Auch das zweite Pandemiejahr 2021 schließt das Universitätsklinikum Leipzig (UKL) erwartungsgemäß mit einem negativen Jahresergebnis ab. Allerdings fällt das Defizit mit 8,9 Millionen deutlich geringer aus als im Vorjahr. Zu verdanken ist das einer starken Leistung in der Krankenversorgung trotz der zeitweise gravierenden Einschränkungen des Regelbetriebs, aber auch einem Zuschuss des Freistaats Sachsen zur Deckung der Corona-bedingten Mehrbelastungen.

"Unsere Mitarbeiter:innen haben im zurückliegenden Jahr einen enormen Kraftakt erbracht", resümiert Prof. Christoph Josten, Medizinischer Vorstand des UKL. "Mit großem Einsatz konnte die Versorgung sowohl der vielen an COVID-19 Erkrankten als auch unserer anderen Patient:innen auf einem hohen Niveau erfolgen." Das zeigt sich an der Zahl der behandelten Patient:innen: Mit 305.642 stellten sich 2021 mehr Kranke in den UKL-Ambulanzen vor als im Vorjahr, auch die Zahl der stationär aufgenommenen Patient:innen war mit 52.527 fast so hoch wie 2020. 

All dies erfolgte bei gleichzeitig über mehrere Monate deutlich reduziertem Regelbetrieb. Hintergrund war die starke Inanspruchnahme des UKL bei der Bewältigung der Corona-Pandemie. 2021 wurden am UKL 1100 Menschen mit einer COVID-19-Erkrankung stationär versorgt, doppelt so viele wie 2020. Im Corona-Testzentrum am UKL wurden 53.700 Antigen- und PCR-Tests durchgeführt. Das Impfzentrum der Universitätsmedizin Leipzig, das ab Dezember auch für die Bevölkerung zur Verfügung stand, verabreichte 26.800 COVID-19-Schutzimpfungen. Die im Juni 2021 eingerichtete Post-Covid-Ambulanz betreute bis zum Jahresende 473 Fälle. "Das alles wurde zusätzlich zu unseren regulären Aufgaben und oft mit erheblichen Aufwänden realisiert, wie beispielsweise in unserem rege nachgefragten Testzentrum, das zeitweise eines von wenigen in der Stadt war, das auch am Wochenende PCR-Tests anbot, oder bei der Einrichtung des wahrscheinlich schönsten Impfzentrums Sachsens im Paulinum der Uni Leipzig ", beschreibt Prof. Josten. 

Die Folge war eine anhaltende Dauerbelastung sowohl der COVID-19-Bereiche als auch aller anderen Beschäftigten. Die Bewältigung dieser enormen Zusatzaufgaben ist letztlich auch dank eines engen Schulterschlusses zwischen Klinikum und Medizinischer Fakultät gelungen. "Dass wir es dennoch geschafft haben, die Patientenversorgung auf einem hohen Niveau aufrechtzuerhalten und die Ausbildung sowohl der Studierenden als auch der Azubis der medizinischen Fachberufe fortzusetzen, verdanken wir dem unglaublichen Engagement aller unserer Mitarbeiter:innen", so Josten. 

Jahresergebnis verbessert 

"Unseren Beschäftigten gebührt unser Dank und unsere Wertschätzung für die Leistungen, die hier erbracht wurden", bekräftigt Dr. Robert Jacob, Kaufmännischer Vorstand des UKL. "Gleichzeitig mussten wir im Klinikum 2021 unter großer Unsicherheit der Finanzierung unserer Leistungen agieren, was sich als zunehmend größere Herausforderung erweist", beschreibt er die Situation. "Entsprechend kann das Jahr 2021 mit seinen Zusatzbelastungen wirtschaftlich nur mit einem weiteren Fehlbetrag abgeschlossen werden." 

Dieser fällt mit 8,9 Millionen niedriger aus als im Vorjahr, auch dank eines Zuschusses des Freistaats Sachsen zur Deckung der nicht aus den Zahlungen des Bundes kompensierten Corona-bedingten Erlösausfälle und Mehraufwendungen 

Leicht erhöht hat sich der Schweregrad der behandelten Fälle, abzulesen am Case-Mix-Index von 1,248 (Vorjahr 1,241). Parallel zu den erweiterten Aufgaben wuchs auch die Zahl des am UKL beschäftigten Personals auf 5693. Besonders stark angewachsen ist die Gruppe der Pflegenden, hier stieg die Zahl der Beschäftigen von 1639 in 2020 auf 1855 in 2021.  

Trotz all dieser Widrigkeiten konnten aber auch 2021 viele wichtige Projekte umgesetzt werden. Mit der Gründung der Zentren für Sport- und Bewegungsmedizin sowie für roboterassistierte und navigierte Chirurgie wurden am UKL zwei Schwerpunkte der Arbeit der zurückliegenden Jahre weiter gestärkt und ausgebaut. Zahlreiche Professuren konnten erfolgreich neu besetzt werden, darunter die Klinikleitungen der Kieferorthopädie, der Augenheilkunde und der Unfallchirurgie sowie die neu geschaffene Professur für Medical Data Science.       

Medizinische Fakultät verzeichnet wichtige Schritte 

An der Medizinischen Fakultät startete im Frühjahr der erste sächsische Studiengang Hebammenkunde mit 26 Studienanfängerinnen. "Mit dem Bachelor of Science Hebammenkunde, dem ersten dualen Studiengang der Universität Leipzig, zählen wir 3.531 Studierende an unserer Fakultät", fasst Dekan Prof. Dr. Michael Stumvoll zusammen.

Mit einer Förderung in Höhe von 13 Millionen konnte in 2021 der DFG-Sonderforschungsbereich "Mechanismen der Adipositas" erneut verlängert werden. "Die wissenschaftliche Expertise der Universitätsmedizin Leipzig hat die Deutsche Forschungsgemeinschaft überzeugt", so Dekan Stumvoll. "Grundlagenforscher und Kliniker arbeiten im SFB Adipositas eng zusammen, um die Erkenntnisse in der nun letzten Förderperiode in der Praxis zu etablieren." Erneut verzeichnete die Medizinische Fakultät einen Zuwachs an Drittmitteln. Im Jahr 2021 waren es 54,99 Millionen Euro, im Vorjahr 53,05 Millionen. "Der Zuwachs an Drittmitteln präsentiert die herausragende wissenschaftliche Forschung unseres Standortes", resümiert Dekan Stumvoll.

2022 startet mit Herausforderungen und Chancen 

Für das laufende Jahr zeichnet sich zur Halbzeit eine durchwachsene Perspektive ab: "Die ersten Monate haben das UKL mit einer erstmals auch heftigen Ausfallwelle innerhalb der Belegschaft erneut stark belastet und unsere Leistungsfähigkeit eingeschränkt", so Prof. Josten. Die anhaltend hohen Infektionszahlen erlauben zudem keine vollständige Normalisierung des Krankenhausbetriebs und erfordern weiterhin erhebliche Anstrengungen und Aufwände zur Pandemiebewältigung. "Auch wirtschaftlich bleibt die Lage angespannt und von enormen Unsicherheiten geprägt", ergänzt Dr. Jacob. "Entscheidungen zur Finanzierung zum Beispiel der pandemiebedingten Mehrbelastungen fielen und fallen naturgemäß oft sehr kurzfristig, teilweise sogar erst im Nachhinein, und decken meist nicht alle Mindererlöse oder Mehrkosten an einem Klinikum der Maximalversorgung."

Positiv zu vermelden ist die anstehende Eröffnung des OP-Erweiterungsbaus. Mit drei neuen hochmodernen Operationssälen erweitert das UKL das Spektrum der Operationsmöglichkeiten um Eingriffe unter direkter CT- und MRT-Begleitung. Das eröffnet neue Optionen in der Versorgung von Patienten. "Dieses Vorhaben steht exemplarisch für aktuelle Modernisierungsprojekte am UKL, die wir in unserem Programm 'Operation Zukunft' zusammenfassen und steuern", beschreibt Dr. Jacob. Dazu gehören zentrale Bauvorhaben ebenso wie mit Hochdruck vorangetriebene Projekte der Digitalisierung, Maßnahmen zur Personalgewinnung und -bindung und Projekte zur Optimierung von Prozessen und Verbesserung der Wirtschaftlichkeit.