Pressemitteilung 2000/012 vom

Distance Learning, Multimedia und Teleteaching, diesen Schlagworten sollen an der Universität Leipzig weitere Taten folgen. Mit Hilfe eines von Informatikern der Universität Leipzig entwickelten Audio-/Video-Systems können die Studenten "über Draht" an Vorlesungen und Übungen teilnehmen.

Dabei können sie nicht nur verbal miteinander kommunizieren, sie können sich auch sehen "wie im Fernsehen", erklärt Dr. Klaus Hänßgen vom Institut für Informatik. Durch eine stereoskopische, drei-dimensionale Darstellungsmöglichkeit können darüber hinaus Medizinstudenten etwa an Operationen teilnehmen, so als wären sie mit dabei.

Was bisher nur mit teuren Spezialgeräten möglich war, erreichen die Leipziger Wissenschaftler mit einem relativ geringen Kostenaufwand und unter Einsatz eines normalen, IBM-kompatiblen PC. Notwendig ist neben der von den Leipzigern entwickelten speziellen Software eine Zusatzausstattung des PC mit bereits im Handel erhältlichen Komponenten: Videoschnittkarten, die eine Videoaufnahme und -wiedergabe ermöglichen, Audiokarten für Tonaufnahme und -wiedergabe sowie eine Komponente für die Datenübertragung. Die von den Wissenschaftlern unter Leitung von Prof. Dr. Klaus Irmscher vom Institut für Informatik entwickelte Software braucht man, damit die durch die Schnittkarten ermöglichten Funktionen gleichzeitig und in der notwendigen Qualität erfüllt werden können.

Ein entscheidender Punkt ist ferner, dass die normalen Endgeräte, die PC, die für die Übertragung von Fernsehsignalen erforderliche hohe Übertragungsgeschwindigkeit von 250 Megabit (Mbit) pro Sekunde nicht umsetzen können. Zum Vergleich: herkömmliche ISDN-Leitungen haben eine Übertragungskapazität von 64 Kilobit (Kbit) pro Sekunde. Die erforderliche Leitungskapazität ist durch Glasfaserleitungen gegeben, die im Leipziger Raum bereits in großem Stil verlegt worden sind. Das Problem für die Geräte haben die Wissenschaftler über Software gelöst: die hohe Übertragungsgeschwindigkeit wird soweit reduziert, dass die Geräte sie verarbeiten können und die Qualität gleichzeitig erhalten bleibt.

Das erste "große Praktikum", wie Irmscher es nennt, wird im nächsten Wintersemester starten, wenn das sogenannte Telematik-Labor mit 28 Arbeitsplätzen fertig sein wird. Dann werden zunächst Studenten der Wirtschaftswissenschaften und der Informatik gemeinsam an Vorlesungen und Übungen teilnehmen können, ohne im selben Raum sein zu müssen. In kleinerem Maße werde dieser Unterrichtsstil aber bereits im kommenden Sommersemester praktiziert, erklärt Irmscher, der bereits ein weiteres Vorhaben im Kopf hat: Auch Schüler und Lehrer möchte er in einem gemeinsamen Projekt mit sächsischen Firmen "schneller an die neuen Techniken und Möglichkeiten heranführen".