Besonders heraus stellte er dabei zwei positive Erfahrungen dieser zehn Jahre, zum einen, wie die Menschen im Osten die tiefgreifenden Strukturveränderungen tragen und letztlich meistern, und wie zum anderen sich in unspektakulärer Weise eine nationale Solidarität in Deutschland entwickelt hat zugunsten der ostdeutschen Länder. Biedenkopf ging auch auf das weniger Gelungene der Wiedervereinigung wie beispielsweise die Übernahme des krisengeschüttelten westdeutschen Hochschulsystems und sodann auf die großen gesellschaftspolitischen Herausforderungen in Gegenwart und Zukunft ein, die da lauten: Flexibilisierung des Arbeitsmarktes, demographische Entwicklung und Aufsteigen des Wissens zur wichtigsten und knappsten Ressource auf der Welt.
Die Universitäten, so Biedenkopf, sind aufgefordert, diese Entwicklungen wissenschaftlich zu begleiten und bisherige Erfahrungen der Transformationsprozesse auszuwerten und aufzuarbeiten. Angesichts der zunehmenden Praxis eines lebenslangen Lernens fiele ihnen die Rolle einer "zentralen Einrichtung der Gesellschaft" zu. An die Universität Leipzig gewandt sprach er die Überzeugung aus, dass sich vor dem Hintergrund dieser gesamtgesellschaftlichen Aufgabe die Verbindungen zwischen der Universität und dem Freistaat noch vertiefen werden, wodurch beide, das Land und auch die Universität Leipzig, gewinnen könnten.