Pressemitteilung 2005/391 vom

Eine landesgeschichtliche Magisterarbeit aus dem Historischen Seminar der Universität Leipzig zu einem Stück konkreter Bildungsgeschichte im "Mutterland der Reformation" erschien jetzt als Buch.

Die Folgen der Reformation für das spätmittelalterliche Bildungswesen sind Gegenstand der von Prof. Dr. Enno Bünz; Professor für Sächsische Landesgeschichte, betreuten Arbeit von Julia Sobotta M.A., die das Schulwesen der Pflege Coburg im 15. und 16. Jahrhundert untersucht hat. Die oberfränkische Stadt fristete nach den Worten Bünz' auch auf Grund der deutsch-deutschen Teilung lange Zeit ein Schattendasein in der Forschung, da sich weder Bayern noch Mitteldeutschland den Themen angenommen hätte. "Die Schulgeschichte ist ein wichtiges Kapitel der Coburger Geschichte. Es gibt in diesem Bereich noch viele offene Fragestellungen", sagte Bünz.

Anhand eines überschaubaren Untersuchungsbereiches untersuchte die Absolventin die Entwicklung des Schulwesens vom Mittelalter bis zum Ende des 16. Jahrhunderts. Die Pflege Coburg habe sich für diese Untersuchung angeboten, da sie im 15. und 16. Jahrhundert ein relativ geschlossenes Gebiet darstellte und darüber hinaus zum ernestinischen Sachsen, zum "Mutterland der Reformation", gehörte, in dem bereits 1528/29 die Reformation flächendeckend eingeführt wurde. Die so genannte Pflege Coburg umfasste Teile des heutigen Landkreises Coburg, Teile Südthüringens sowie die Stadt und das Amt Königsberg in Unterfranken.

Als Quellen wurden vor allem Visitationsprotokolle, die laut Sobotta "das Leben und Leiden der Schulmeister" schilderten, sowie andere Dokumente wie Urkunden, Stadtrechnungen, Kirchenrechnungen, Kirchenbücher und Briefe verwendet. Die Visitationsprotokolle lagen im Zeitraum zwischen 1528 und 1584 nahezu vollständig vor, so dass sich der Aufbau der Schulstruktur und die Durchsetzung der landesherrlichen Verordnungen Schritt für Schritt nachvollziehen ließen.

Insgesamt konnte festgestellt werden, dass sich das Schulwesen in der Reformationszeit zwar sowohl inhaltlich als auch zahlenmäßig verbreitert hatte, jedoch kein radikaler Umbruch zu verzeichnen war. Die meisten Schulen wurden durch die gesamte Reformationszeit hindurch weitergeführt, selbst das spätmittelalterliche Schulpersonal blieb größtenteils an der Schule und wurde keineswegs, wie oft mit den altgläubigen Pfarrern geschehen, ausgewechselt.

"Ich habe mich für dieses Thema entschieden, da es einerseits geeignet war, einen neuen Forschungsansatz im Bereich der Bildungsgeschichte anzuwenden und andererseits die Möglichkeit bot, im Archiv direkt an den Quellen zu arbeiten", sagte Julia Sobotta. Bünz ermuntert die Nachwuchswissenschaftler, auch künftig über Ländergrenzen hinweg zu arbeiten.

Die Absolventin der Universität Leipzig setzt ihre Forschungen in einem von der Studienstiftung des Deutschen Volkes getragenen Projekt zu den Wechselwirkungen zwischen Stadt und Kirche im spätmittelalterlichen Zwickau fort.

Julia Sobotta M.A.
Das Schulwesen der Pflege Coburg im 15. und 16. Jahrhundert
Bildungsgeschichtliche Auswirkungen der Reformation
ISBN 3-9810350-0-3