Pressemitteilung 2014/324 vom

Prof. Dr. John Wilson ist im Wintersemester 2014/15 neuer Leibniz-Professor an der Universität Leipzig. Am (heutigen) 10. November hält er seine Antrittsvorlesung zum Thema "Schöne Strukturen in Mathematik und Musik: Beiträge einiger Leipziger Meister". Der weltweit renommierte Mathematiker will dafür die Rolle der Mathematik in einen breiteren kulturellen Kontext stellen. Er möchte seine Disziplin, die Mathematik, mit der Musik vergleichen und für die Analyse einige Leipziger Meister heranziehen, etwa Bach und Leibniz. Ausdrücklich sind daher alle Interessenten und auch Nichtmathematiker zu dieser grenzüberschreitenden Veranstaltung um 17 Uhr im Alten Senatssaal der Universität Leipzig (Ritterstr. 26) eingeladen.

Weltweit hat Prof. Dr. John Wilson an zahlreichen Universitäten geforscht und gelehrt. Vor allem in Oxford und Cambridge war er viele Jahre tätig. Sein Forschungsschwerpunkt ist die mathematische Gruppentheorie. Er ist außerdem Gründer und Chefredakteur des Journal of Group Theory. Mit den mathmatischen Gruppen, die er studiert, "kann man die Symmetrie eines Objektes messen, sei es eine Schneeflocke, das Universum oder etwas Abstraktes."

Die Gruppentheorie führt zu "besonders schönen Strukturtheorien mit vielen Fragen", so Wilson. In seinen Vorlesungen an der Universität Leipzig widmet er sich unter anderem der Modelltheorie unendlicher Gruppen und der von metrischen Ultraprodukten der einfachen Gruppen. Dabei verbindet er Grundlagen mit historischen und modernen Erkenntnissen der Mathematik: "Ich halte eine Vorlesung für Studenten des fünften Semesters und darüber. Und wir haben allerlei Themen zu bearbeiten, vom 19. Jahrhundert über das 20. Jahrhundert bis heute." Es sei sogar möglich, schickt er mit einem Lächeln hinterher, dass er den Studierenden bis Ende des Semesters etwas beibringen werde, das noch nicht bewiesen worden ist.

Auf die Gelegenheit, mit jüngeren Akademikern verschiedener Fachbereiche zusammenzuarbeiten und sie zu unterstützen, freut er sich bereits und greift dabei auf seine langjährigen Erfahrungen zurück: "Gerade weil man mit dieser Leibniz-Professur nicht so nah am Fachgebiet ist, stellt man Fragen, die manchmal sehr nützlich sein können. Mit solchen Fragen habe ich in Oxford und Cambridge viel Hilfe geleistet und ich glaube, ich werde das auch hier tun können", meint Wilson.

Schon zweimal war der Professor zuvor in Leipzig. In den 1980er Jahren als Gast der "Akademie der Wissenschaften der DDR" und vergangenes Jahr für eine Vortragsreihe an der Universität Leipzig. Die Stadt habe eine große Anziehungskraft, sagt der Wissenschaftler: "Leipzig ist eine fantastische Stadt. Es ist so traditionsreich, besonders in den Gebieten, die für mich von Bedeutung sind, Wissenschaft und Musik."

In John Wilsons Antrittsvorlesung wird es um methodologische Strenge, schöpferisches Denken und die Schönheit in der Mathematik und Musik gehen. Ungefähr 30 Minuten will er über Mathematik und 30 Minuten über Musik sprechen - und dabei die Disziplinen miteinander vergleichen. Er ist überzeugt, auch Neues berichten zu können und mit Fehleinschätzungen der Geschichte aufzuräumen. Schließlich ist sich der Mathematiker sicher, dass die Vorlesung mindestens eine Überraschung enthalten wird.