Pressemitteilung 2000/165 vom

Zu den 212 Absolventen des Jahrgangs 2000 der Humanmedizin, die am 23. November feierlich verabschiedet wurden, gehören zwei Mitglieder des Ensembles "Amarcord": Daniel Knauft und Dietrich Barth.

Das Ensemble Amarcord formierte sich 1992 aus ehemaligen Thomanern, die mit dem Ende ihrer Thomanerzeit nicht auf das Singen verzichten wollten. Seit 1994 singt das Ensemble in der jetzigen Besetzung: Holger Krause und Daniel Knauft (Bass), Wolfram Lattke und Dietrich Barth (Tenor), Frank Ozimek (Bariton). Zwei von Ihnen sind, jetzt nun waren, Medizinstudenten, zwei sind Musikstudenten, einer studiert Germanistik.

Wer die fünf erlebt hat, ist begeistert. Ihr Klang ist warm, voll, homogen. Aus der Chortradition herauskommend, soll der Gesamteindruck das halten, was die Einzelstimmen versprechen - das ist ihr Motto. Man kann es auch umgekehrt sehen: Jede Stimme hat solistisches Format, dennoch übertrifft keine die andere, alles löst sich auf in einem perfekten Zusammenspiel. "Keiner stellt sich in den Vordergrund - das ist vollendete Ensemble-Kunst", kommentierte eine Schweizer Zeitung.

Dennoch ist der Klang nur die eine Seite der Medaille. Jeder der fünf Sänger verfügt über eine gehörige Portion schauspielerischen Talentes. Das zeigt sich in den Ansagen, die fachkundig und pointiert sind, aber noch viel mehr in den Stücken, die sie mit einem ironischen Augenzwinkern vortragen. Wenn sie z. B. den Ohrwurm "Only you" oder das ironisch-satirische "Short people" singen, erlebt man nicht nur ein Fest für die Ohren, sondern auch für die Augen. Augenaufschlag und Gebärden sind genauso gekonnt wie der Gesang. Angesichts der Stimmen in einem spanischen Minnelied will der Zuhörer dahinschmelzen, in Verbindung mit Kniefall und Neigen des Hauptes gen Schulter des Nebenmannes wird die Romanze zur begeistert aufgenommenen Komödie.

Die Amarcordler beherrschen die gesamte Palette der Vokalmusik. Bach können sie sowieso, sie sind schließlich ehemalige Thomaner. Sie können aber auch Genee und die Beatles, Karl Friedrich Zöllner und Randy Newman. Das Repertoire scheint unerschöpflich. Was sie auch anbieten, wo sie auch hinkommen, die Zuschauer danken es ihnen mit Beifall, wie man ihn nur noch selten zu hören bekommt. Und mit jeder Zugabe setzen die Fünf noch einmal eins "drauf". Das letzte Lied scheint immer der krönende Anschluss zu sein.

Was das Ensemble Amarcord zu bieten hat, hat sich mittlerweile herumgesprochen. Ihre Konzerte, ob in der Kirche oder im Konzertsaal, sind immer ausverkauft; wer zum Schluß kommt, muss sich mit einem Platz begnügen, von dem er schlecht sieht, der ihn also zumindest um einen Teil des schauspielerischen Vergnügens bringt.

Auch in der Fachwelt sind die Fünf ehemaligen Thomaner kein unbeschriebenes Blatt mehr. Renommierte Preise wie vom Grand-Prix-Chorwettbewerb in Tolosa/Spanien, vom Internationalen Mendelsohn-Bartholdy-Wettbewerb in Leipzig, vom Internationalen Chorwettbewerb im finnischen Tampere und von der I. Chorolympiade in Linz/Österreich, sprechen Bände. "Jetzt kann man sich Olympiasieger nennen", meint Dietrich Barth voller Stolz. Aber am meisten freuten sich die Amarcordler über ihr Abschneiden beim Deutschen Musikwettbewerb 2000 in Bonn, wo sie mit einem begehrten Stipendium ausgezeichnet wurden. Damit ergaben sich neue wichtige Kontakte und Auftrittsmöglichkeiten für die jungen Künstler, die man mit Fug und Recht wohl als das europäische a-capella-Ensemble bezeichnen kann.

Der Erfolgsweg läßt vermuten, dass die frischgebackenen Mediziner ihr Brot eher im musikalischen als im ärztlichen Metier verdienen werden. "Kommt Zeit, kommt Rat", meinten D. Knauft und D. Barth. Bisher ist alles offen. Und was steht dagegen, dass auch Ärzte in der Musikbranche erfolgreich sein können? Sie haben schließlich gezeigt, dass auch ein anstrengendes Studium einer Musikerkarriere nicht im Wege steht.