Zwischen der "Königin der Nacht", dem Palisanderbaum, der Rose von Venezuela, zwischen Mangroven und Wasserpflanzen in subtropischem Klima hängen und wachsen die Skulpturen von Dorine Crass. Es ist ein Zusammenleben unter Glas!
Der bemerkenswerte Ort, der Botanische Garten der Universität Leipzig, wurde bereits 1542 als Arzneipflanzengarten gegründet und ist damit der älteste seiner Art in Deutschland, so beschrieben in: "Grüne Oase inmitten der Stadt", herausgegeben vom Förderkreis des Botanischen Gartens der Universität Leipzig e.V. Dieser historische 466 Jahre alte Ort mit einer wechselvollen Geschichte wurde renoviert und wird heute zur Bühne für moderne, lebendige, aktuelle Kunst.
Es sind zarte, leichte, biomorphe Gebilde, die aus Draht und Papier hergestellt wurden. Im Gegensatz zu Plastiken aus Stahl, Holz und Stein provozieren die Arbeiten der Künstlerin durch ihre feminine Entmaterialisierung. Sie hängen trotz ihrer Größe frei im geschützten Raum der Glashäuser und tun so, als seien sie Teil dieser eingefangenen künstlichen Welten anderer Klimazonen. Wenn das Licht durch die weisen Papier-Pflanzen scheint, meint man, das Leben in den Kupferdrahtadern pulsieren zu sehen. Dorine Crass' Arbeiten sind Skulpturen, Denk-Male für das empfindliche und gefährdete Leben, mit bedrückender Aktualität wegen der ungeheuren Zunahme der menschlichen Eingriffsmöglichkeiten in die Steuerung von Lebensprozessen. Es ist Kunst, die die positive Ästhetik der Natur aufgreift und zum Nachdenken anregen soll. Inspirieren lässt sich Dorine Crass von Darstellungen und optischen Erfahrungen aus der biologischen Forschung. Ihre Eindrücke hält sie zunächst in Zeichnungen aber auch in Fotografien fest. Langsam verdichten sich diese zu synthetischen Formen, die in einem langwierigen inneren Prozess, durch "trial and error" zu einer ganz eigenen Formensprache führen. Sie fügt so dem Topos in der Kunstgeschichte von der Natur als Anreger für künstlerische Prozesse eine weitere, hoch aktuelle moderne Seite hinzu.
Zur Person der Künstlerin
Dorine Crass wurde 1963 in Leipzig geboren. Aufgewachsen in Markkleeberg, studierte sie in Chemnitz Werkstofftechnik und schloss mit dem Dipl. Ing. ab.
Nach der Wende war sie Geschäftsführerin einer der ersten Beschäftigungsgesellschaften in Leipzig. Mit dem Maler und Medienphilosoph Hermann Valentin Schmitt entwickelte sie eine bis heute in den Grundzügen tragende Konzeption für das WERK II und verhalf diesem Projekt mit ersten Großveranstaltungen auf die Beine. Auf der Burg Giebichenstein in Halle und an der Kunsthochschule in Kassel hat sie danach Freie Kunst studiert. Seit 1999 betreibt sie ein Atelier als Laboratorium für ihre Arbeiten in Berlin.
Dorine Crass steht für den Wandel in Ostdeutschland, der sie wesentlich geprägt hat und für ständige Veränderung und Neuanfang in der eigenen künstlerischen Arbeit.
In Berlin beginnt sie mit Ihrer internationalen Ausstellungstätigkeit z. B.: 2007/08 Beteiligung an "COMING CLOSER", einem deutsch-thailändischen interkulturellem Kunstprojekt, das in der National Galerie Bangkok, im Lichthof des Auswärtigen Amtes in Berlin und im Rathaus der Stadt Stuttgart gezeigt wurde. 2006 METAMORPHOSE im Palmengarten in Frankfurt am Main, und u. a. eine Ausstellung in der Koreanischen Botschaft in Berlin.
Dorine Crass zieht es aber immer wieder zurück zu ihren Wurzeln nach Leipzig.
Sie verwandelt mit Ihren Arbeiten die "Grüne Oase in der Stadt" in ein Paradies mit kritischen Fragen.