Wie sind Sie in Leipzig angekommen?
Dank eines sehr offenen, unterstützenden, und interessierten Umfelds, das mich hier erwartet hat, überaus gut!
Sie erforschen die kindliche Entwicklung. Womit beschäftigen Sie sich dabei genau?
Ich untersuche, welche individuellen positiven Potenziale jedes Kind hat, wie unsere Lebenswelten zu deren optimalen Förderung beitragen können, und wie sich die Entfaltung dieser Potenziale auf eine gesunde Entwicklung sowie unsere Menschlichkeit auswirkt.
Aktuell gibt es viele Krisen, die Kinder und Jugendliche belasten. Wie kann Ihre Forschung hier ansetzen und neue Perspektiven schaffen?
Unsere Forschung setzt bei der Stärkung des positiven Entwicklungspotenzials sowie einer Förderung positiver Erfahrungen und Lebensumfelder von Kindern und Jugendlichen an. Es geht darum, jedes Kind auf einen Umgang mit den Krisen unserer Zeit vorzubereiten: Sie müssen lernen, wie man sie angehen kann, wie man auch an Krisen wachsen und immer wieder neue Bedeutung im Leben finden kann. Wir glauben, dass es im psychologischen wie auch im biologischen Bereich eine große Vielfalt an inneren Ressourcen und Möglichkeiten gibt, die wir bisher nur in sehr begrenztem Umfang in unserem Denken und in Interventionen berücksichtigen. Wir haben diese Vielfalt der menschlichen Potenziale als Psychodiversität bezeichnet, und diese neue Perspektive eröffnet die Möglichkeit, die einzigartigen Stärken jedes Kindes zu erkennen, zu achten und deren Entfaltung systematisch zu fördern. Das kann innovative Impulse für die Weiterentwicklung und Transformation des Gesundheits- und Bildungssystems in diesen Bereichen liefern.
Welches Ziel haben Sie sich für Ihre Forschung in Leipzig gesetzt?
In Leipzig gibt es dank des exzellenten Forschungsumfelds bereits eine großartige Forschungstradition zur Kindesentwicklung. Ich möchte daran anknüpfen und den Standort Leipzig zu einem weltweit führenden Ort der Forschung zur kindlichen positiven Entwicklung, deren Auswirkung auf die Gesundheit und die Gesellschaft, sowie deren Stärkung durch innovative Ansätze weiter auf- und ausbauen.
Sie sind nun auch Direktorin des Leipziger Forschungszentrums für frühkindliche Entwicklung – welche Pläne haben Sie für das Zentrum und inwiefern sind Sie darüber hinaus in die Leipziger Wissenschaftslandschaft eingebunden?
Die ausgezeichnete Grundlagenforschung am Zentrum soll weiter interdisziplinär ausgebaut und durch angewandte Forschung ergänzt werden. Letzteres soll in enger Kooperation mit Partner:innen in Forschung, Praxis, Industrie und dem Non-Profit-Sektor erfolgen. Ich bin bereits gut eingebunden in die hiesige Wissenschaftslandschaft und möchte Kooperationen mit den Max-Planck-Institut für evolutionäre Anthropologie, dem Max-Planck-Institut für Kognitions- und Neurowissenschaften, SaxoChiLD und dem Deutschen Zentrum für Kinder- und Jugendgesundheitsforschung, ScaDS.AI, dem Center for Scalable Data Analytics and Artificial Intelligence, und dem Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung pflegen. Zudem soll die Forschung in enger Kooperation mit Kolleg:innen der Medizinischen Fakultät und dem Universitätsklinikum, der Fakultät for Lebenswissenschaften, der Juristenfakultät, der Fakultät für Sozialwissenschaften und Philosophie sowie der Sportwissenschaftlichen Fakultät aufgegleist werden. Das übergeordnete Ziel ist es, ein weltweit führendes Forschungszentrum zur Kindesentwicklung, Gesundheit und Menschlichkeit zu etablieren, das starke nationale und internationale Allianzen zwischen Forschung und Praxis pflegt sowie den Transfer in die Politik leistet. Damit können wir einen fundierten, wissenschaftsbasierten gesellschaftlichen Beitrag zur positiven und gesunden Entwicklung jedes Kindes in unserer Gesellschaft leisten.
Was haben Sie sich für die Lehre an der Universität Leipzig vorgenommen?
Die Lehre, Ausbildung und systematische Förderung von Talenten sind eine besondere Leidenschaft von mir. Die bereits bestehende Lehre soll weiter mit Anwendungsfeldern verknüpft und nahbar gelehrt werden. Zudem möchte ich gezielt Trainingsprogramme und -initiativen zur Potentialförderung für Doktorand:innen und Postdoktorand:innen auf den Weg bringen. Schließlich möchte ich zur Internationalisierung der Lehr- und Trainingsangebote beitragen, in dem ich neue Möglichkeiten zum internationalen Austausch und der Kooperation für Trainees schaffe.
Sechs Humboldt-Professuren für die Universität Leipzig
Aktuell forschen und lehren sechs Humboldt-Professor:innen an der Universität Leipzig: neben dem Chemiker Prof. Dr. Jens Meiler auch der Philosoph Prof. Dr. James Conant sowie der Altphilologe, der Physiker Prof. Dr. Oskar Hallatschek und die Informatiker Prof. Dr. Sayan Mukherjee und Prof. Dr. Gregory Crane.
Über die Alexander von Humboldt-Professur
Der international höchst angesehene Preis für Forschung in Deutschland wird von der Alexander von Humboldt-Stiftung in einem strengen Wettbewerbsverfahren vergeben, um deutsche Hochschulen in die Lage zu versetzen, weltweit führende, im Ausland tätige Forscher:innen zu berufen und ihnen international konkurrenzfähige Bedingungen für zukunftsweisende Forschung zu bieten. Das Preisgeld in Höhe von bis zu fünf Millionen Euro ist für die Finanzierung der ersten fünf Jahre in Deutschland gedacht.