Pressemitteilung 2021/128 vom

Immer schneller, höher, weiter: Der Druck auf Leistungssportlerinnen und -sportler ist enorm. Sie müssen bestimmte Leistungen bringen, um im Kader zu bleiben oder sich für hochkarätige Wettbewerbe zu qualifizieren, beispielsweise für die bevorstehenden Olympischen Spiele in Tokio. Sind Verletzungen oder Formtiefs im Spiel, wächst eine Gefahr immens – die des Dopings. Sportpsychologin Prof. Dr. Anne-Marie Elbe von der Universität Leipzig forscht mit ihrer Arbeitsgruppe bereits seit einiger Zeit im Rahmen des Projekts „No2Doping“ an neuen Methoden, junge Nachwuchssportlerinnen und -sportler auf etwas andere Art als bisher von der Einnahme verbotener Substanzen fernzuhalten.

„Die Gefahr des Dopings ist immer da, besonders bei Sportarten wie Radfahren, Leichtathletik oder Gewichtheben, in denen es auf Kraft und Ausdauer ankommt“, berichtet die Expertin. Jetzt, kurz vor den Olympischen Spielen in Japan, sei die Situation für die Spitzenathletinnen und -athleten besonders schwierig: Wegen der Pandemie und der deswegen geschlossenen Sportstätten, ausgefallener Wettkämpfe und Trainingslager konnten viele von ihnen nicht wie gewünscht trainieren. Außerdem fanden Dopingkontrollen während des Lockdowns kaum statt – ein Umstand, den sicherlich einige Athletinnen und Athleten ausgenutzt haben dürften, wie Professorin Elbe vermutet. 

Unheilvolle Allianz von Doping und Spitzensport

Meist würden die Sportlerinnen und Sportler des Dopings überführt, die aus finanziellen Gründen nicht auf die neuesten Technologien zurückgreifen können. Wer einen etwas besseren finanziellen Background habe, nutze diesen mitunter dafür, Dopingmittel einzusetzen, die noch nicht auf der Verbotsliste stehen und für die es noch keinen Test zum Nachweis gibt. „Die Diagnostik hinkt hier immer hinterher. Das ist ein Wettlauf mit der Zeit“, erklärt die Sportwissenschaftlerin. Wer dann tatsächlich erwischt wird, riskiert wegen langer Sperren, hoher Geldstrafen und wegfallender Sponsoren das abrupte Ende seiner sportlichen Karriere. Dennoch sind Doping und vor allem Spitzensport eine allgegenwärtige, unheilvolle Allianz.

Projekt „No2Doping“ vermittelt moralische Werte

Damit es gar nicht erst soweit kommt, arbeiten Elbe und ihre Kolleginnen und Kollegen in dem Projekt „No2Doping“ daran, Nachwuchssportlerinnen und -sportlern vor allem bestimmte moralische Werte zu vermitteln beziehungsweise zu stärken und ihre Dopingabsichten zu verringern. „Wir wollen ihnen die Werkzeuge für den Umgang mit dem Thema Doping in die Hand geben, diskutieren zum Beispiel konkrete Situationen, in denen Doping eine Rolle spielen könnte. Das ist ein sehr innovativer Ansatz“, sagt Elbe. Bisherige Projekte zu dieser Problematik hätten sich hauptsächlich auf die Wissensvermittlung, beispielsweise zu den Gefahren von Doping beschränkt, was viele Sporttreibende aber später nicht von der Einnahme verbotener Substanzen abgehalten habe.

Die jungen Athletinnen und Athleten aus ganz Deutschland zwischen 13 und 18 Jahren führen derzeit pandemiebedingt digital in Gruppen Trainingseinheiten durch – eine Gruppe arbeitet mit dem neuen Ansatz von „No2Doping“, die andere nach bisherigen, eher wissensbasierten Dopingpräventionsmethoden. Professorin Elbe hofft, dass am Ende ihr neuer Ansatz der erfolgversprechendere ist. Wenn das der Fall ist, sollen die Forschungsergebnisse Sportvereinen, -verbänden und -schulen zur Verfügung gestellt werden. Auch die Nationale Anti Doping Agentur, mit der die Forschenden der Universität Leipzig zusammenarbeiten, würde den innovativen Ansatz zur Dopingprävention später gern für ihre Arbeit nutzen. Das Projekt wird bis zum April 2022 vom Bundesinstitut für Sportwissenschaft gefördert.