Das neue Konzept der infrastrukturbezogenen Ausgaben unterscheidet sich vom klassischen Investitionsbegriff: Zu den Sachinvestitionen werden auch die Unterhaltungsaufwendungen und die Mieten und Pachten hinzugezogen. Denn die öffentliche Infrastruktur wird auch dann zur Verfügung gestellt, wenn der Staat Objekte anmietet - so die Überlegung der Wissenschaftler. Für Dr. Oliver Rottmann vom Kompetenzzentraum Öffentliche Wirtschaft, Infrastruktur und Daseinsvorsorge e.V. ist auch die Erfassung der Ausgaben für den Erhalt der existierenden Infrastruktur eine wichtige Neuerung. "Durch den Einbezug der Unterhaltungsaufwendungen entsteht ein politischer Anreiz, nicht nur Neues zu bauen, sondern auch den Erhalt des Bestehenden in den Blick zu nehmen", sagt er.
Ein auf Grundlage des neuen Konzeptes durchgeführter Ländervergleich brachte einige Überraschungen, aber auch Ernüchterung. Zwar fallen die mit dem neuen Konzept erfassten öffentlichen Ausgaben für Infrastruktur insgesamt höher aus als bei einem Vergleich auf Grundlage des klassischen Investitionsbegriffs. Doch gibt es nach Ansicht der Experten keinerlei Grund zur Entwarnung, denn die öffentlichen Zukunftsausgaben im Bereich der Infrastruktur offenbaren einen sinkenden Trend und ein deutliches Gefälle zwischen den Bundesländern.
Die Pro-Kopf-Zahlen im Osten und Süden Deutschlands sind nahezu doppelt so hoch wie in den Flächenländern im Nordwesten der Republik. Im Jahr 2014 war Bayern an der Spitze. Betrachtet man Land und Kommunen gemeinsam, so lagen die infrastrukturbezogenen Ausgaben dort bei 934 Euro pro Einwohner. Das Schlusslicht bildete Nordrhein-Westfalen: Land und Kommunen gaben dort pro Einwohner 474 Euro aus. Andreas Esche von der Bertelsmann Stiftung beunruhigen diese großen Unterschiede. "Ausgaben für Infrastruktur sind Investitionen in unsere Zukunft. Gerade in diesem Bereich müssen wir sicherstellen, dass niemand abgekoppelt wird", betont er.