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An der israelischen Bar-Ilan-Universität in Ramat Gan wird ein neues Minerva-Forschungszentrum aufgebaut. Die Theologische Fakultät und die Fakultät für Geschichte, Kunst- und Orientwissenschaften der Universität Leipzig sind an dem Großprojekt als deutsche Partner beteiligt. Prof. Dr. Angelika Berlejung, Prof. Dr. Marco Frenschkowski, Prof. Dr. Andreas Schuele, Prof. Dr. Michael Streck - sowie aus Würzburg assoziiert der Ägyptologe Prof. Dr. G. Vittmann - sind das interdisziplinäre Leipziger Team. Es wird die künftige enge Zusammenarbeit mit den Kollegen aus Israel, Prof. Dr. Aren M. Maeir, Prof. Dr. Esther Eshel, Prof. Dr. Yigal Levin und Dr. Leeor Gottlieb, tragen.

Unter der Leitung des Archäologen Aren M. Maeir (Bar Ilan), als Direktor, und der Theologin Angelika Berlejung (Leipzig), als co-Direktorin, wird an dem im Februar bewilligten Zentrum "das Konstrukt von autonomer Entscheidungsfindung und Wechselwirkungen am Fall von Israel und Aram in biblischen Zeiten" (zirka 1000 v. Chr. bis zirka 300 n. Chr.) erforscht. Aram beziehungsweise die Aramäer waren die nördlichen Nachbarn Israels, die alte Kultur des ungefähren heutigen Staatsgebiets Syriens. Zu den Forschungsfragen gehören theoretische und methodische Grundlagenforschungen wie die Ausgangsfrage, inwiefern es sich bei "Autonomie" oder "autonomer Entscheidungsfindung" um ein Konstrukt handelt, das für historische Forschung anwendbar und fruchtbar ist. Der Gedanke der Fallstudie "Aram und Israel" soll nicht nur ein konkretes historisches Beispiel untersuchen, sondern auch deutschen, syrischen und israelischen Wissenschaftlern ein gemeinsames Diskussionsforum schaffen, bei dem es nicht zuletzt darum gehen wird, dem derzeit drohenden Verlust des syrischen Kulturerbes entgegenzuarbeiten.

Das Minerva-Zentrum wird zunächst für sechs Jahre gefördert. Die feierliche Eröffnung wird am 6. Juni 2016 in Leipzig stattfinden. Ein wesentlicher Bestandteil der deutsch-israelischen Zusammenarbeit sind zwei große Konferenzen jährlich, die jeweils in Leipzig und Ramat Gan unter Beteiligung renommierter Forscher ausgerichtet werden. Zwischen der Theologischen Fakultät und der Bar-Ilan-Universität besteht bereits seit Kurzem auch eine Fakultätspartnerschaft, die nun kontinuierlich ausgebaut wird.

Bereits seit 1975 werden an Universitäten und dem Weizmann-Institut für Wissenschaften als wichtiger Bestandteil der israelischen Forschungslandschaft sogenannte Minerva-Forschungszentren gefördert, die in allen wissenschaftlichen Disziplinen Spitzenforschung in Kooperation mit deutschen Wissenschaftlern betreiben. Mit den jüngsten beiden Gründungen in der Kategorie "Autonome Entscheidungsfindung" bestehen nun 24 solcher Zentren. In den vergangenen fünf Jahren wurden über 5.000 gemeinsame Publikationen veröffentlicht, es bestehen insgesamt 168 Kooperationen zwischen deutschen und israelischen Hochschulen.