Pressemitteilung 2015/319 vom

Der Chemiker Prof. Dr. Jens Meiler von der Vanderbilt Universität in Nashville (USA) ist von der Humboldt-Stiftung mit dem prestigeträchtigen Friedrich Wilhelm Bessel-Forschungspreis geehrt worden und wird als Gastprofessor an die Universität Leipzig kommen. Mit dem Preis werden in ihrem Fachgebiet bereits international anerkannte Wissenschaftler aus dem Ausland ausgezeichnet, die ihre Promotion vor nicht mehr als 18 Jahren abgeschlossen haben. Sie forschen im Rahmen eines selbst gewählten Forschungsvorhabens in Kooperation mit Fachkollegen für einen Zeitraum von bis zu einem Jahr in Deutschland. Meiler, der an Universität Leipzig Chemie studiert hat, wird dafür zeitweilig an die Alma mater zurückkehren und seine schon seit Jahren bestehende Kooperation mit der Arbeitsgruppe um Biochemikerin Prof. Dr. Annette Beck-Sickinger weiter vertiefen.

"Ich freue mich sehr über die Auszeichnung für Professor Meiler. Das ist eine tolle Anerkennung unserer langjährigen Zusammenarbeit und motiviert uns, künftig weitere gemeinsame Projekte anzugehen", sagt Beck-Sickinger, die Meiler für den mit 45.000 Euro dotierten Friedrich Wilhelm Bessel-Forschungspreis nominiert hat. Im kommenden Jahr wird der Experte aus Nashville mehrfach länger nach Leipzig kommen, um an der Universität mit Wissenschaftlern verschiedener Fachrichtungen zum Thema peptidhormongesteuerte Rezeptoren zu forschen. Perspektivisch könnte aus dieser Zusammenarbeit mit der Vanderbilt Universität ein Exzellenzcluster an der Universität Leipzig hervorgehen.

"Unser gemeinsames Interesse gehört den peptidhormongesteuerte Rezeptoren. Diese sind sehr attraktive Ansatzpunkte für Medikamente", sagt Meiler. Sie befinden sich an der Zelloberfläche und sind sehr wichtig für die Kommunikation der Zelle mit ihrer Umgebung. Ein detailliertes Verständnis des Aufbaus dieser Rezeptoren helfe bei der Entwicklung neuer Medikamente mit weniger Nebenwirkungen - etwa für Krebs- oder Alzheimerpatienten. Auch bei der Behandlung von Adipositas seien die gemeinsamen Forschungen beider Universitäten auf diesem Gebiet bedeutsam. So könnten künftig Medikamente so zusammengesetzt werden, dass ihre Wirkstoffe die Zelle von außen beeinflussen und nicht in diese eindringen müssen. "Einer Krebszelle kann beispielsweise signalisiert werden, nicht weiter zu wachsen", erklärt Meiler.

Etwa ein Drittel aller Medikamente auf dem Markt wirken nach den Worten Beck-Sickingers über diese Rezeptoren. An der Universität Leipzig wird derzeit ein größeres Verbundprojekt geplant, um in enger Zusammenarbeit mit der Vanderbilt Universität diese sogenannten G-Protein-gekoppelten Rezeptoren weiter zu erforschen. Beide Hochschulen sind Meiler zufolge weltweit federführend in diesem Forschungsbereich.

Die Universitäten in Leipzig und Nashville arbeiten seit 2006 zusammen. Damals hatte Meiler auf Einladung seiner Kollegin Beck-Sickinger bei einem Biochemie-Kolloquium einen Vortrag gehalten. Daraus entwickelte sich ein "reger Austausch" zwischen Wissenschaftlern, Studierenden, Doktoranden und Postdocs, wie Beck-Sickinger berichtet. Mittlerweile gibt es 16 gemeinsame Arbeitsgruppen - acht an jeder der beiden Universitäten. Achtzehn gemeinsame Publikationen wurden herausgegeben.

"Ich konnte mich in diesem Sommer bei meinem Besuch an der Vanderbilt University von einem hervorragend zu unserer Universität passenden Umfeld überzeugen und verspreche mir von dieser von beidseitigem, starkem Engagement getragenen Partnerschaft noch viele weitere Erfolge in der Zukunft", sagt der Prorektor und Nachwuchsförderung der Universität Leipzig, Prof. Dr. Matthias Schwarz.