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Großer Enthusiasmus, außergewöhnliche Kreativität, das Durchführen wegweisender Experimente oder die Nutzung hochgradig innovativer Methoden – all dies zeichnet Nachwuchsforscher aus, die herausragende Leistungen erbringen. Die exzellente Qualität von Dissertationen, die an unserer Universität innerhalb der Klassen der Graduiertenzentren entstanden sind, zeichnet jedes Jahr unsere Research Academy mit ihren Promotionspreisen aus. Gestern fand die Preisverleihung für die Ausgezeichneten 2018 beim Jahresempfang der Research Academy statt. Eine besondere Kategorie war dabei wieder der Katharina-Windscheid-Preis, der jährlich für eine exzellente Dissertation unter besonderen Lebensumständen verliehen wird.

Die sechs Preisträger 2018 sind:

Interdisziplinäre Aktivitäten

  • Toni Grell (Graduiertenzentrum Mathematik/Informatik und Naturwissenschaften – Klasse: BuildMoNa) für seine Arbeit „New Aspects on the Coordination Chemistry of Hexa-tert-butyl-octaphosphine“
    Seit 2014 hat sich der Nachwuchsforscher im Arbeitskreis von Evamarie Hey-Hawkins mit der Synthese phosphorreicher Metallkomplexe als Präkursoren für phosphorreiche Metallphosphide beschäftigt und seine Dissertation mit summa cum laude abgeschlossen. Sieben Manuskripte, unter anderem in der Zeitschrift Angewandte Chemie sind bereits mit seiner Beteiligung zum Thema phosphorreiche Verbindungen entstanden. Seine interdisziplinären Aktivitäten, insbesondere im Bereich der Theoretischen Chemie und spektroskopischen Methoden, führten darüber hinaus zur Mitautorenschaft an fünf weiteren Publikationen.

Erfolgreicher Forschungsplan

  • Damián E. Blasi (Graduiertenzentrum Mathematik/Informatik und Naturwissenschaften – Klasse: IMPRS Mathematics in the Sciences) für seine Arbeit „Linguistic Diversity through Data“
    Betreut von Peter Stadler widmete sich der Ausgezeichnete der quantitativen Analyse der Sprachentwicklung. Zunächst untersuchte er die Muster von Wortstellungen im Satz und identifizierte dabei vier Grundtypen der Wortstellung, mit denen sich die beobachtete Vielfalt weitestgehend abdecken lässt. Darüber hinaus entkräftete er die weit verbreitete Hypothese, wonach der Zusammenhang zwischen Sprachlauten und Bedeutungen zufällig geprägt ist. Stattdessen konnte er nachweisen, dass diese Zusammenhänge häufig systematischen Mustern folgen, die sich unabhängig von geografischen Einflüssen und in verschiedenen Sprachfamilien niedergeschlagen haben. Der zweite Teil der Dissertation befasste sich mit der Bewertung von Modellen zur Erklärung der sprachlichen Vielfalt. Dabei untersuchte Blasi die Hypothese, dass nicht alle Variationen zufällig sind, sondern dass Sprachen auf außersprachliche Faktoren reagieren. Seine Publikationsliste belegt den Erfolg dieses Forschungsplans. Sie umfasst acht Veröffentlichungen in Fachjournalen sowie vier Konferenzbeiträge, von denen einige einen bemerkenswerten Einfluss auf das Fachgebiet haben.

Großes Medien-Echo

  • Bettina Ohse (Graduiertenzentrum Lebenswissenschaften – Klasse: Young Biodiversity Research Training Group yDiv) für ihre Arbeit „Mutual influences of tree saplings and mammalian herbivores in temperate mixed deciduous forests – A functional biodiversity approach”
    Die Nachwuchswissenschaftlerin hat ihre Dissertationsschrift unter der Betreuung von Christian Wirth abgeschlossen. Ihr Ziel war es, die Rolle der funktionellen Biodiversität mitteleuropäischer Baumarten bei der Interaktion zwischen der Baumverjüngung und der Herbivorie, eine Form der direkten Interaktion zweier Arten, durch Rehwild zu untersuchen. Die herausragende Leistung bestand in drei hochgradig innovativen Forschungsarbeiten, die inhaltlich komplementär waren, aber sich jeweils grundlegend unterschiedlicher und für sich genommen neuer Methoden bedienten. So kombinierte Ohse in ihrer Dissertation eine Analyse einer landschaftsbezogenen Verbiss-Inventur des Nationalparks Hainich mit einer Metabolom-Analyse der Antwort von Jungwüchsen auf mit Rehspeichel simulierten Rehverbiss und einem großangelegten Experiment im Versuchsarboretum Großpösna, in dem sie über 500 Bäume pflanzte und untersuchte. Ihre Ergebnisse bringen das Forschungsfeld signifikant voran, sind relevant für die forstlichen Anwender und offensichtlich attraktiv für die Öffentlichkeit. Ihre Publikation zum simulierten Rehverbiss hat ein ungewöhnlich großes Medien-Echo hervorgerufen. Die meisten deutschen Zeitungen und sogar die Washington Post berichteten darüber.

Hochaktuelle Themen

  • Maria Näther (Graduiertenzentrum Geistes- und Sozialwissenschaften – Klasse: Central-German Doctoral Program Economics – CGDE) für ihre Arbeit „Interbank Lending and the Regulation of Multinational Banks“
    Die Nachwuchsforscherin hat unter Harald Wiese promoviert. Sie befasste sich mit dem Funktionieren von Interbankenmärkten und der Regulierung von multinationalen Banken. Ihre Dissertation besteht in der Hauptsache aus vier Aufsätzen, von denen bereits zwei in renommierten Fachzeitschriften (Economic Systems, Economic Theory) zur Publikation angenommen worden sind. Die überdurchschnittliche Qualität der Arbeit drückt sich vor allem darin aus, dass Näther hochaktuelle Themen äußerst kompetent, auf hohem theoretischen Niveau sehr gut verständlich analysiert und diskutiert sowie neue Ergebnisse hergeleitet hat.

Nationale Meistererzählungen

  • Marie Müller-Zetzsche (Graduiertenzentrum Geistes- und Sozialwissenschaften – Klasse: Global and Area Studies – GSGAS) für ihre Arbeit „DDR-Geschichte im Klassenzimmer. Deutung und Wissensvermittlung in Deutschland und Frankreich nach 1990“
    Bei der von Thomas Höpel betreuten Dissertation handelt es sich nicht nur um eine deutsch-französische Vergleichsstudie, sie entstand auch im Rahmen einer Cotutelle-Vereinbarung mit der Universität Metz und wurde von der Deutsch-Französischen Hochschule gefördert. Die wissenssoziologisch-diskursanalytisch fundierte Arbeit untersuchte die Vermittlung von DDR-Geschichte nach 1990 in einer deutsch-französischen Perspektive. Müller-Zetzsche analysierte, wie DDR-Geschichte in der Schule in Deutschland und Frankreich präsentiert, vermittelt, diskutiert und rezipiert wurde. Die vergleichende, deutsch-französische Anlage der Dissertation bietet einen besonderen Mehrwert, weil sie die geschichtspolitisch bedingten, inhaltlichen Grenzen der Vermittlung von DDR-Geschichte aufzeigt. Sie macht so deutlich, wie eine bestimmte Geschichte durch jeweils unterschiedliche nationale „Meistererzählungen“ anders gerahmt wird und welche Rolle der konkrete Ort der Wissensvermittlung dabei spielt.

Katharina-Windscheid-Preis

  • Liv Kalbitzer (Graduiertenzentrum Lebenswissenschaften – Klasse: Integriertes Graduiertenkolleg „Matrixengineering“) für ihre Arbeit „Topological, mechanical & biochemical modifications of 3D collagen I matrices for in vitro cell studies“
    Die unter der Betreuung von Thilo Pompe abgeschlossene Dissertation beruht auf fünf wissenschaftlichen Publikationen in führenden peer-reviewed Fachzeitschriften auf dem Gebiet der Biomaterialforschung, wobei zwei davon von Kalbitzer als Erstautorin verfasst wurden. Die exzellente Qualität und Relevanz dieser Arbeiten spiegelt sich nicht nur in den Veröffentlichungen in sehr guten Fachzeitschriften wider, sondern auch in der hohen Akzeptanz unter Fachkollegen und der interdisziplinären Zusammenarbeit innerhalb ihres Forschungsprojektes. Diese sehr guten wissenschaftlichen Leistungen erbrachte sie vor dem Hintergrund der Geburt und Erziehung ihrer zwei Kinder während der Zeit der Promotion. Dies ist außergewöhnlich, da ihre Ergebnisse auf intensiven experimentellen biochemischen und biophysikalischen Labortätigkeiten beruhen. Die Anfertigung einer herausragenden Promotion unter diesen besonderen Umständen wurde deshalb mit dem Katharina-Windscheid-Preis gewürdigt.