Pressemitteilung 2003/310 vom

Die Gletschersteinpyramide im Leipziger Stadtteil Stötteritz wird 100 Jahre alt. Die 1903 errichtete Pyramide ist ein einzigartiges Zeugnis von Zeit-, Kultur- und Erdgeschichte. Anlässlich des Jubiläums am 1. Oktober 2003 und der Restaurierung der Pyramide findet eine Festveranstaltung statt, auf der Experten tiefere Einblicke geben in die große geschichtliche und geologische Bedeutung von Findlingsdenkmälern im Allgemeinen und natürlich der Stötteritzer Gletscherpyramide im Besonderen. Im Zuge des Jubiläums gibt eine Posterausstellung zusätzlich Auskunft zur Entstehung und Bedeutung des Denkmals. Die interessierte Bevölkerung ist zur Feier herzlich eingeladen.

Die Gletschersteinpyramide in Leipzig Stötteritz ist ein aus Findlingen zusammengesetztes Denkmal. In den vier Seiten der 6m hohen dieser Pyramide sind insgesamt etwa 700 solcher Glazialgeschiebe eingemauert. Durch den Einbau der Steine in die Pyramide wurde der ursprüngliche Findlingsbestand der Umgebung konserviert. Natürlich hinterließ auch hier die Zeit ihre Spuren. Im Laufe von Jahrzehnten hatte sich eine dicke Schmutzschicht auf den Steinen angesammelt und diese verborgen gehalten.

1998 war Prof. Bente, Leiter des Instituts für Mineralogie, Kristallographie und Materialwissenschaften der Universität Leipzig, auf das Bauwerk aufmerksam geworden, das sich damals in einem sehr schlechten baulichen Zustand befand. Daraufhin wurde sich des sechs Meter hohen und sich auf eine Grundfläche von 5,40 x 5,40 Metern erstreckenden Denkmals angenommen, und im Jahr 2000 wurde das denkwürdige Bauwerk unter der Leitung von Prof. Bente gereinigt und saniert. Ihm und seinen Mitarbeitern ist es vor allem zu verdanken, dass die Stötteritzer Pyramide jetzt wieder in ihrer ursprünglichen Schönheit erstrahlt. Und nicht nur das: Im Rahmen eines Forschungsprojektes wurde zusätzlich die Geschichte der Geltschersteinpyramide untersucht und wissenschaftlich aufgearbeitet. Im Vordergrund stand natürlich auch der geologische Aspekt. Durch die Säuberung der Steine war es möglich geworden, diese zu bestimmen und wertvolle wissenschaftliche Erkenntnisse über die Herkunft der Gesteine zu gewinnen.

Die Stötteritzer Gletscherpyramide, die nur drei Jahre nach der Grundsteinlegung des 200 Meter südwestlich benachbarten Völkerschlachtdenkmals errichtet wurde, war zur Zeit ihrer Entstehung eine Ausnahme unter den Leipziger und norddeutschen Denkmälern, weil ihre Inschrift auf ein Naturphänomen, die Eiszeit, hinweist und nicht religiöser Besinnung, völkisch-nationaler Erhöhung oder der Ehrung einer bedeutenden Person dient. Mit dem Tafeltext und den verbauten Glazialgeschieben wird den Bewohnern und Besuchern von Stötteritz die damals noch nicht sehr lange akzeptierte erdgeschichtliche Erkenntnis der Eiszeit ins Bewusstsein gebracht, war doch gerade 28 Jahre vor der Errichtung des Stötteritzer Denkmals Otto Torells Inlandeistheorie unter den damaligen Geologen allgemein anerkannt worden.

Prof. Bente wird im Rahmen des Festprogramms weitere interessante Informationen und Erkenntnisse vermitteln sowie auf die Bedeutung der Stötteritzer Pyramide als Impuls für den Aufbau eines Geoparks in der Region eingehen. Thema seines Vortrages: "Die Gletschersteinpyramide Stötteritz: Ihre Bedeutung für Leipzig und den Geopark der Region." Darüber hinaus wird Dr. Christian Fuhrmeister aus München über die Bedeutung der Findlingsdenkmale in Norddeutschland referieren.