„Wir haben es aktuell mit einer aufgeheizten gesellschaftlichen Atmosphäre zu tun, in der Veranstalterinnen und Veranstalter hart angegangen und zum Teil Drohungen gegen sie ausgesprochen werden, im Vorfeld oder während einer Veranstaltung“, sagte Rektorin Prof. Dr. Eva Inés Obergfell. Im aktuellen Beispiel habe dies – neben inhaltlichen Überlegungen – die Veranstaltenden der Theologischen Fakultät dazu bewogen, aus Sorge um die Sicherheit der Gäste einen Vortrag im Rahmen ihrer Ringvorlesung „Traditionen und Gegenwart des Antisemitismus“ abzusagen. „In diese Entscheidung war die Universitätsleitung nicht einbezogen. Aber natürlich gehört es zur Freiheit der Forschenden und Lehrenden, solche Entscheidungen zu treffen.“ Es werde intern besprochen, wie es zu der Entscheidung gekommen sei und welche Alternativen es gegeben hätte.
Eine Bedrohung Unbeteiligter sei keine akzeptable Form freiheitlicher Auseinandersetzung. „Die Universität Leipzig wird sich weiterhin entschieden gegen solche Tendenzen stellen. Wir wollen und werden Räume offen halten für akademische Diskurse. Davon lebt die Wissenschaft.“
Einer der Veranstalter der Ringvorlesung, Prof. Dr. Gert Pickel, sagte heute: „Eine Absage aufgrund von ‚Sicherheitsbedenken‘ ist nicht gut, sie wird dem Gedanken des Diskursraumes Universität nicht gerecht. Nur haben wir in der vergangenen Woche wirklich die Sorge gehabt, dass es zu traumatisierenden Erfahrungen für jüdische Angehörige unserer Universität kommen könnte. Wir haben keine andere Lösung gesehen, hätten aber Unterstützungsangebote stärker prüfen sollen.“