Die Wissenschaftler fanden heraus, dass die Identifikation als Deutscher oder eine duale Identität sich förderlich auf Beziehungen mit Schülern mit und ohne Migrationshintergrund auswirkt. Dagegen habe eine ausschließlich ethnische Identität negative Auswirkungen auf die Beziehungen zu anderen Schülern. Die Schüler im Alter von neun bis 17 Jahren füllten über einen Zeitraum von 18 Monaten dreimal einen Fragebogen zu ihren Freundschaftsbeziehungen in der Schule und ihrer ethnischen Selbst-Identifikation aus.
Die Forscher untersuchten die gewonnenen Daten mit sozialen Netzwerkanalysen. Dabei konnten sie eine Reihe von bekannten Einflüssen auf Freundschaftsbeziehungen kontrollieren. Dazu gehören unter anderem das gleiche Geschlecht, die gleiche ethnische Herkunft, der gleiche Musikgeschmack, gleiche Sportaktivitäten, Ähnlichkeiten im sozioökonomischen Status, gleiche Deutschkenntnisse und die gleiche Nachbarschaft, die gleiche Schulklasse oder die gleiche Grundschule. Bei allen diesen Faktoren geht die Fachwelt davon aus, dass sie Freundschaften wahrscheinlicher machen.
"In den Analysen wurde die bekannte Tendenz, Freundschaften mit Schülern des gleichen Herkunftslandes zu bevorzugen, kontrolliert. Das bedeutet, dass die ethnische Selbst-Identifikation - zumindest in diesen ethnisch sehr diversen Schulen - den Einfluss der ethnischen Herkunft übertrumpfen kann. Dies ist ein positives Signal für die Frage, wie man positive Beziehungen zwischen Schülern verschiedener Herkunft in ethnisch immer diverseren Schulen fördern kann", betont Jugert.
Fachveröffentlichung:
The effects of ethnic minority adolescents’ ethnic self-identification on friendship selection, in Journal of Research on Adolescence
doi: 10.1111/jora.12337