Dabei geht es um nahezu alle europäischen Sprachen - von Isländisch und Finnisch im Norden über Litauisch, Englisch, Dänisch, Niederdeutsch, Ungarisch bis hin zu süditalienischen Dialekten und zypriotischem Griechisch, vom westlichen Portugiesischen über das Spanische, Baskische, Französische, Deutsche, Sorbische, Polnische bis zum Russischen.
"Für jeden Bereich konnten namhafte Wissenschaftler gewonnen werden", sagt Siebenhaar. Einen Schwerpunkt auf das Deutsche legt Prof. Dr. Jürgen Erich Schmidt, der die Forschungsstelle Deutscher Sprachatlas an der Universität Marburg leitet. Er spricht in seinem Vortrag "Dynamics, variation and the brain" darüber, wie im Gespräch von Sprechern unterschiedlicher regionaler Varianten neuronale Prozesse ausgelöst werden und wie diese zur Erklärung von Sprachwandel beitragen können. Dr. Susanne Michaelis und Prof. Dr. Martin Haspelmath vom Max-Planck-Institut für evolutionäre Anthropologie beobachten anhand der großen europäischen Sprachfamilien Prinzipien, wie sich Sprachen im Sprachkontakt grammatisch verändern. Sie zeigen so, welche Gemeinsamkeiten und Unterschiede in diesem kontaktinduzierten Sprachwandel durch die einzelsprachlichen Strukturen erklärt werden können.
Den Blick von der anderen Seite der Welt bringt Prof. Dr. Miriam Meyerhoff von der Victoria University of Wellington in Neuseeland. Sie behandelt ein generelles Problem, das die empirische Sprachwissenschaft bei der Untersuchung kleinerer Sprachen hat, von denen nicht viele Daten vorhanden sind: Wie kann aus wenig Daten ein systematisches Wissen über Grammatik und mögliche Variation innerhalb der Grammatik gewonnen werden?