Pressemitteilung 2003/134 vom

Nach einem Schlaganfall müssen Blutgerinnsel in den Hirngefäßen innerhalb der nächsten drei Stunden beseitigt werden. Aber auch danach scheint noch Hirngewebe rettbar zu sein, jedoch steigt das Risiko für die Auslösung von Blutungen an. An der Klinik und Poliklinik für Neurologie der Universität Leipzig ist man gegenwärtig an einer weltweiten Studie beteiligt, mit der die Wissenschaftler den Behandlungszeitraum verlängern wollen. Die ersten Ergebnisse der Studie werden auf dem 7. Schlaganfalltag vorgestellt.

Für die Auflösung der Blutgerinnsel nach der bisherigen "Schallmauer", also nach drei Stunden, benutzen die Wissenschaftler eine Substanz namens Desmoteplase, die Vampirfledermäuse in ihrem Speichel haben. Diese Substanz bewirkt, dass die Vampire ungehindert Blut saugen können, ohne dass es gerinnt. Um die geeigneten Patienten auszuwählen und zu überwachen, auch um die gefürchteten Hirnblutungen zu vermeiden, stehen die Patienten unter MRT-Kontrolle. D.h. sie werden regelmäßig mit dem Magnetresonanztomographen "durchleuchtet", damit die Mediziner auf eventuell entstehende Blutungen schnell reagieren können. "Die ersten Ergebnisse sind vielversprechend", erklärte der Leiter der Schlaganfallintensivstation oder Stroke unit, Prof. Dr. Dietmar Schneider. "Wenn es uns gelingt, die Blutgerinnsel auch zu einem späteren Zeitpunkt mit einem vertretbaren Risiko zu beseitigen, könnten viele irreversible Hirnschäden vermieden werden."
Das ändere aber nichts an der grundsätzlich zu vermittelnden Botschaft, den Schlaganfall so frühzeitig wie möglich zu behandeln. "Noch immer ist der Schlaganfall die dritthäufigste Todesursache", so Schneider. "Nach wie vor ist auch der Anteil bleibender Hirnschädigungen sehr hoch. Deshalb gilt nach wie vor: Vorbeugen ist besser als heilen."