Nachricht vom

Seit 1949 bringen Pferdebesitzer:innen aus Leipzig und Umgebung ihre Pferde zur Diagnostik und Behandlung von Hufkrankheiten sowie zum Einkürzen und Neubeschlagen der Hufen ihrer Vierbeiner in die Hufbeschlagschmiede der Universität Leipzig. Ein neues Video zeigt jetzt den Alltag in der Hufschmiede.

Am Rundbogen des Eingangs der Veterinärmedizinischen Fakultät hört man es bereits um 7:30 Uhr klopfen und hämmern. Die Geräusche weisen den Weg zum hölzernen Eingangstor der Huf- und Klauenbeschlagschmiede der Universität Leipzig. Drinnen bringen die Sonnenstrahlen die rauchige Luft der großen Werkstatt mit ihren vier Feuerstellen zum Leuchten.

Hufschmiedemeister Jens Schlüssel und seine Lehrlinge arbeiten dazu an den Heizöfen, die bis zu 1300 Grad heiß werden, um die Hufeisen erst zu erhitzen und anschließend passgenau zu formen. Alle sechs bis acht Wochen muss ein beschlagenes Pferd zum Hufschmied. Dieser nimmt das mit Nägeln am Huf befestigte Eisen ab, kürzt die gewachsenen Hufe und setzt das Eisen, nachdem er es vorher individuell angepasst hat, wieder auf. Nachdem 1923 die vormals Königliche Sächsische Tierärztliche Hochschule von Dresden nach Leipzig an die Veterinärmedizinische Fakultät übersiedelte, gründete sich die Hufschmiede mit Lehrbetrieb. Seitdem haben mehr als 600 Schmied:innen die Vorbereitungslehrgänge für die Hufbeschlags-Prüfungen absolviert.

Einblicke in die Hufbeschlagschmiede

Kenny Rebenstock ist einer der Lehrlinge des aktuellen Vorbereitungskurses, der innerhalb von vier Monaten auf die Abschlussprüfung vorbereitet. „Die Arbeit als Schmied ist schön, weil man an der frischen Luft ist und mit dem Pferd arbeitet,“ sagt der gelernte Tischler, während er das glühende Eisen aus der Glut nimmt und auf den Amboss legt, „aber es ist auch ein anstrengender Job, man braucht dazu handwerkliches Geschick, viel Kraft und sollte keine Angst vorm Pferd haben“. Dann formt er das Eisen mit kräftigen Hammerschlägen zurecht. Um Hufbeschlagschmied zu werden, braucht man eine abgeschlossenen Ausbildung. Bevor man den viermonatigen Kurs am Ende der Lehre  absolvieren kann, muss man neben einem vierwöchigen Einführungskurs in einer staatlich anerkannten Schmiede zwei Jahre Praxiserfahrungen sammeln. Das besondere an der Ausbildung an der Universität Leipzig ist die Nähe zur Veterinärmedizin: „Wir bekommen Einblicke in alle möglichen Hufkrankheiten und OPs, das bringt viel Abwechslung rein,“ sagt Kenny Rebenstock.

Die Ausbildung und auch der Beruf sind gut nachgefragt. Doch Hufbeschlagschmieden werden immer seltener. Wo früher in jedem Dorf eine Dorfschmiede war, gibt es heutzutage nur vereinzelte Schmieden. Daher freut sich Pferdebesitzerin Susann Eckart, die im obigen Video zu sehen ist, besonders über die Möglichkeit, ihr Sportpferd Filou an der Universitätsschmiede betreut zu wissen.

Das Video gibt weitere Einblicke in die Hufbeschlagschmiede. Es wurde von Antonio Ziesche im Rahmen eines MDR-Volontariats im Oktober 2023 gedreht.

Esther Benning

zur Vergrößerungsansicht des Bildes: Hufbeschlagschmiede der Universität Leipzig
Hufbeschlagschmiede der Universität Leipzig, Foto: Stabsstelle Universitätskommunikation