Pressemitteilung 2012/154 vom

"Musik höre ich auf YouTube", antworten heute 93 Prozent der Jugendlichen auf die Frage, wie sie Musik konsumieren. Diese und weitere aufschlussreiche Ergebnisse liefert die aktuelle Studie des Medienkonvergenz Monitorings "Klangraum Internet - Auf neuen Wegen Musik entdecken", für die Medienforscher der Universität Leipzig 12- bis 19-Jährige nach ihrer Musiknutzung befragt haben. Ergebnis: Musik spielt immer noch eine tragende Rolle im Prozess des Heranwachsens, doch die Zeiten, in denen Radio und eigene CDs den musikalischen Horizont begrenzt haben, sind vorbei.

Mit dem Internet bietet sich heutigen Jugendlichen ein Raum, in dem sie Musik entsprechend ihrer musikalischen Interessen und Präferenzen auf individuellen Wegen erkunden, erfahren und gestalten können. Bei ihrer Reise treffen sie auf Gleichgesinnte, auf ausgefallene Musik fernab des Mainstreams, auf Videoplattformen und Podcasts.

Was und wie Jugendliche Musik hören, liegt längst nicht mehr nur in der Hand einzelner Anbieter. Vorbei die Zeiten, in denen allein das Radioprogramm und die eigene CD-Sammlung den musikalischen Horizont begrenzt haben. Prof. Dr. Bernd Schorb, Leiter des Forschungsprojektes Medienkonvergenz Monitoring, erklärt: "Musik ist und bleibt das Medium, das den Prozess des Heranwachsens und der Identitätsbildung begleitet. Der Klangraum Internet bietet vorher nie dagewesene Perspektiven musikalischer Selbstbestimmung."

Doch was bringt diese neue Freiheit? Verschwindet das traditionelle Radio im Netz? Werden Jugendliche durch die neuen Möglichkeiten des Web 2.0 doch noch vom passiven Konsumenten zum aktiven Produzenten? Welche Grenzen setzen Urheberrechtsbestimmungen der Kreativität junger Musiker? - Die aktuelle Studie des Medienkonvergenz Monitorings liefert umfassende Ergebnisse zur Aneignung auditiver Angebote durch Jugendliche. Diese basieren auf Daten einer quantitativen Online-Befragung von 3.806 Internet-NutzerInnen zwischen zwölf und 19 Jahren sowie auf vertiefenden Interviews mit 40 Jugendlichen.

Das Forschungsprojekt Medienkonvergenz Monitoring wird seit 2003 an der Professur für Medienpädagogik und Weiterbildung der Universität Leipzig unter Leitung von Prof. Dr. Bernd Schorb durchgeführt und von der Sächsischen Landesanstalt für privaten Rundfunk und neue Medien (SLM) gefördert. Die Aneignung des auf technischer und inhaltlicher Ebene zunehmend konvergenten Medienensembles durch 12- bis 19-Jährige wird durch Online-Befragungen und begleitende vertiefende Interviews in einem langjährigen Panel erhoben.

Einige Ergebnisse im Überblick:

"CDs schon auch noch, aber eher online": Neun von zehn Jugendlichen hören Musik mit dem Computer, sowohl offline als auch online. Die Bedeutung von Musikangeboten im Internet hat in den letzten Jahren stark zugenommen, sodass sich die Nutzung auf den Online-PC als Musikabspielgerät verlagert.

"Musik höre ich auf YouTube": Musik im Internet zu hören, heißt vor allem, Videoplattformen zu nutzen. 93 Prozent wenden sich auf der Suche nach grenzenloser Musikfreiheit inzwischen dieser Angebotsform zu. Hier stellen sie sich "ihre" Musik individuell zusammen.

"Da schau ich dann auch mal, wie die Moderatoren so aussehen": Die radiohörenden Jugendlichen folgen den Hinweisen im UKW-Radio auf die sendereigenen Websites und hören hier das Programm auch online. Zu beobachten ist außerdem, dass ebenso Informations- und Interaktionsangebote der Programmanbieter mit zunehmender Tendenz genutzt werden. In diesem Sinne ergänzt das Angebot im Internet das klassische Radio, aber verdrängt es nicht.

"Ich ziehe mir nur so Technomäßiges, weil man das besser schneiden kann": Der Computer wird längst nicht mehr nur genutzt, um Musik anzuhören, sondern auch um diese kreativ zu bearbeiten und selbst Musik zu machen. Vor dem Hintergrund neuer technischer Möglichkeiten vollzieht sich damit ein Wandel: Musik machen ist nunmehr auch Samplen und das Zusammenschneiden audiovisueller Sequenzen mit Hilfe professioneller Software.

"So hab ich meine Musik immer dabei": Das Handy öffnet heute als mobile Schnittstelle das Tor zum Klangraum Internet, um zu jeder Zeit und an jedem Ort Musik zu genießen. Smartphones als kleine tragbare Computer sind dabei, den mp3-Player als Konkurrenten zu überholen.