1. Können Sie sich noch an Ihre ersten Studientage erinnern – wie war Ihr erster Eindruck von der Universität Leipzig?
Meine ersten Tage habe ich in einem Vorkurs für Mathematik verbracht. Der Kurs fand am Hauptcampus statt und ich war sehr beeindruckt von der Architektur und dem allgemeinen Lebensgefühl am Campus. Zudem war auch noch schönes Wetter, was dem guten ersten Eindruck sicherlich nicht geschadet hat.
2. Wenn Sie zurückblicken, wie würden Sie Ihr Studium kurz beschreiben und welches Ereignis Ihrer Studienzeit ist Ihnen generell in besonders guter Erinnerung geblieben?
Als erste Erinnerung kommt mir – ein eigentlich relativ unspektakuläres Gespräch – mit einem Professor in den Sinn, das sehr gut die menschliche und unbürokratische Seite der Uni Leipzig skizziert. Ich hatte etwas Sorge vor meinem Erasmus-Semester, ob ich eine Vorlesung angerechnet bekomme, da das Modul in Frankreich kein Praktikum beinhaltete. Nach Rückfrage, wo es denn hinginge und ironischem Kommentar, dass Marseille wegen Sonne und Meer ein ganz schlechtes Ziel sei, schaute er kurz auf die Modulbeschreibung und versicherte mir mündlich, dass ich mir bei der Anrechnung keine Sorgen machen müsste.
3. Haben Sie jemals an Ihrer Studienwahl gezweifelt? Wenn ja, wie sind Sie damit umgegangen?
Ich habe tatsächlich nie wirklich an meiner Studienwahl gezweifelt. Das liegt hauptsächlich daran, dass ich bei der Wahl der Module im Master Bioinformatik sehr viel Freiraum hatte und ich so genau meinen Interessen folgen konnte. Selbst in Zeiten, in denen ich nicht sicher war, ob ich auch im Bereich Bioinformatik arbeiten möchte, ließen keine Zweifel aufkommen. Das liegt daran, dass ich mich auch für andere Berufe wie zum Beispiel Data Scientist, gut ausgebildet fühlte.
4. Welche Motivationen haben Ihre Studien- bzw. Berufswahl bestimmt?
Interesse und eine gewisse persönliche Bedeutsamkeit des Fachs bzw. Themas waren gemeinsam mit dem Spaß am Knobeln und Problemlösen meine Hauptmotivationen. Das zeigt sich auch an meinem etwas ungewöhnlichen Weg. Ich hatte ein Semester Mathematik studiert, danach einen Bachelor in Sportwissenschaften gemacht, was mir zu wenig Knobel- und Problemlöse-Aspekte hatte und habe dann anschließend meinen Master in Bioinformatik gemacht. Der Masterstudiengang kombinierte meine Motivationen recht gut.
5. Was waren wichtige Stationen auf Ihrem beruflichen Weg?
Ich habe während meines Studiums bereits Erfahrung im Start-up Bereich sammeln können. Ich habe im E-Health Bereich bei smartpatient gearbeitet und anschließend im Business Development beim Baushop Express. Dort habe ich auch super Mentoren kennengelernt, die mir auch noch heute helfen.
6. Wie sehr hat Ihr Studium Ihre jetzige berufliche Tätigkeit geprägt? Gibt es einen Zusammenhang zwischen Ihrem Studium und Ihrer Tätigkeit? Können Sie noch Dinge aus Ihrem Studium nutzen?
Hier muss ich etwas differenzieren, da ich den Großteil meiner Zeit als Gründer und Geschäftsführer meines Start-ups verbringe, gibt es hier tatsächlich weniger Zusammenhang mit meinem Bioinformatikstudium – von der Problemlösekompetenz einmal abgesehen. Da ich auch noch 15 Stunden in der Woche am Fraunhofer Institut im Bereich Bioinformatik arbeite, habe ich durchaus noch Bezug zu Themen aus meinem Studium. Ich würde sogar sagen, dass mich das Studium sehr gut auf die Tätigkeit dort vorbereitet hat.
7. Wie sieht ein typischer Arbeitstag in Ihrer jetzigen Position aus?
Als Gründer eines Start-ups gibt es keinen typischen Tag. Je nachdem, was gerade ansteht, besteht mein Tag aus verschiedenen Aufgaben. Häufige Bestandteil davon sind: Akquiseanrufe, strategische Planung, um mit unserem Produkt den Markteintritt zu schaffen, Software Entwicklung und leider auch ganz viel administrative Arbeit.
8. Was hat Sie zur Gründung bewegt?
Der Hauptgrund für die Gründung von NAIT war, dass es mir ein persönliches Anliegen war, die Wartesituation beim Arzt zu verbessern. Lange Wartezeiten kosten uns wertvolle Lebenszeit und volle Wartezimmer stellen ein Gesundheitsrisiko dar. Da es noch keine adäquate Lösung für das Problem gab, versuchte ich mich selbst daran. Der zweite Grund ist eher praktischer Natur: Während des bzw. direkt nach dem Studium schien mir ein guter Zeitpunkt, das kalkulierte Risiko einer Unternehmensgründung einzugehen.
9. Was sind die wichtigsten drei Kompetenzen in Ihrem Arbeitsalltag?
- Probleme lösen
- hohe Frustrationstoleranz
- Sozialkompetenz
10. Wie gelingt Ihrer Meinung nach ein guter Berufseinstieg in Ihrer Branche (Einstiegswege, Bewerbungstipps, etc.)?
Da ich nach dem Studium ein Start-up gegründet habe, trifft der Punkt ja nur teilweise zu. Angehenden Gründerinnen und Gründern würde ich raten, schon während des Studiums kreativ zu sein und sobald man eine Idee hat, möglichst früh mit potentiellen Kundinnen und Kunden zu sprechen. Man braucht auch keine Angst haben, dass einem die Idee geklaut wird. Die Umsetzung ist meiner Meinung nach die eigentliche Kunst.
11. Wie verbunden fühlen Sie sich heute mit der Universität Leipzig und was würden Sie den heutigen Studienanfängerinnen und -anfängern mit auf den Weg geben?
Da ich noch in Leipzig wohne und die Uni in der Stadt sehr präsent ist, habe ich viele Gelegenheiten, mich an meine Studienzeit zu erinnern. Daher fühle ich mich auch nach dem Studium noch sehr verbunden.
Studienanfängerinnen und -anfängern würde ich gerne zwei Dinge mit auf den Weg geben:
- Man sollte die Zeit wirklich nutzen, sich die Kompetenz anzueignen, die man möchte. Sodass man nach dem Studium das Gefühl hat, dass man wirklich etwas gelernt hat. Ich denke, das sollte im Vordergrund stehen, statt nur für eine Prüfung zu lernen und danach alles wieder zu vergessen, was ich doch leider gemacht habe.
- Ich kann nur empfehlen, über den Tellerrand des Studiums hinauszuschauen. Seien es private Projekte oder soziales Engagement.
Persönliche Angaben
- Name: Maximilian Joas
- Geburtsjahrgang: 1995
- Studiengang: Bioinformatik M. Sc.
- Jahr der Immatrikulation: 2018
- Jahr der Exmatrikulation: 2021
- Heutiger Arbeitgeber/Position: NAIT UG (haftungsbeschränkt)/ Gründer und Geschäftsführer
(Interview Stand Oktober 2021)