1. Können Sie sich noch an Ihre ersten Studientage erinnern – wie war Ihr erster Eindruck von der Universität Leipzig?

Am ersten Studientag habe ich mich etwas verloren gefühlt inmitten der vielen Studenten und der großen Universität. Zum Glück war ich nicht allein mit solchen Gedanken und habe schnell andere Erstsemester gefunden, die das Hörsaal- und Seminargebäude sowie die Mensa gemeinsam mit mir erkundet haben. Bis ich mich durch die Vielfalt an Fakultäten, Veranstaltungen, Bezeichnungen und Abkürzungen gekämpft hatte, dauerte es allerdings noch ein paar Wochen.

2. Wenn Sie zurückblicken, wie würden Sie Ihr Studium kurz beschreiben?

Mein Studium war sehr vielfältig, da ich drei Fächer (Deutsch als Fremdsprache, Journalistik und Anglistik) studiert habe. Das DaF-Studium am Herder-Institut war eher familiär, während die anderen beiden Fächer richtige Massenstudienrichtungen waren. Ich musste mich stark selbst organisieren und auch selbst disziplinieren, da damals noch nicht so strenge Regeln vorherrschten wie in den heutigen Bachelor- und Masterstudiengängen.

3. Haben Sie jemals an Ihrer Studienwahl gezweifelt? Wenn ja, wie sind Sie damit umgegangen?

Für das Studium habe ich mich aus reinem Interesse entschieden, aber während des Studiums habe ich mich dann doch immer wieder gefragt, was ich mit dem Abschluss am Ende eigentlich machen möchte und kann. Mit einem Magister-Studium, welches drei Fächer umfasst, stehen verschiedene Richtungen offen. Bis zum Studienende wusste ich nicht, wohin es genau gehen sollte. Ich habe zahlreiche Erfahrungen neben der Uni (Auslandsaufenthalte, Praktika, Nebenjobs etc.) gesammelt, um mich besser orientieren zu können.

4. Welche Motivationen haben Ihre Studien- bzw. Berufswahl bestimmt?

Bei der Wahl meiner drei Studienfächer habe ich allein danach entschieden, was mich am meisten interessiert. Ein konkretes Ziel hatte ich gar nicht, um ehrlich zu sein. Ich war gerade 18 Jahre alt und das Arbeitsleben schien mir noch unendlich weit weg zu sein. Da ich fremde Länder immer spannend fand, habe ich mich für Deutsch als Fremdsprache im Hauptfach entschieden, damit ich in allen Ländern jederzeit einfach eine Anstellung als Deutschlehrerin finden kann. Journalistik und Anglistik habe ich als Nebenfächer gewählt, weil ich schon immer ein Faible für das geschriebene Wort hatte und Englisch ohnehin für unverzichtbar als Lingua franca halte.

5. Was waren wichtige Stationen auf Ihrem beruflichen Weg?

Nach dem Studium musste ich erst einmal meinen Weg finden. Eine Stelle als Deutschlehrerin in den Niederlanden habe ich nach wenigen Monaten aufgegeben, da mir die Arbeit mit pubertierenden Kindern, die Deutsch langweilig fanden, schlichtweg nicht lag und nicht gefiel. Dann landete ich bei SAP in Prag und arbeitete dort im Team DACH (Deutschland, Österreich, Schweiz). Ich war begeistert von der Stadt, aber gelangweilt bei der öden Büroarbeit. Danach war ich für fast sechs Jahre beim Klett-Verlag und habe zuerst Niedersachsen und später Nordrhein-Westfalen als Außendienstmitarbeiterin betreut. Dabei habe ich die Vertriebstätigkeit für mich entdeckt und möchte gar nichts anderes mehr machen. Nun habe ich gerade die Firma gewechselt und fange als Account Managerin beim TIP Werbeverlag an.

6. Wie sehr hat Ihr Studium Ihre jetzige berufliche Tätigkeit geprägt? Gibt es einen Zusammenhang zwischen Ihrem Studium und Ihrer Tätigkeit? Können Sie noch Dinge aus Ihrem Studium nutzen?

Im Studium habe ich gelernt, mich selbst zu organisieren und zu disziplinieren. Im Vertrieb arbeitet man vorwiegend selbstständig und dafür sind das unverzichtbare Schlüsselqualifikationen. Darüber hinaus lernte ich, Sachverhalte zusammenzufassen und verständlich zu präsentieren. Zudem hat das Studium meinen Horizont erweitert, denn ich habe mit Kommilitonen aus verschiedenen Ländern und Kulturkreisen studiert. Außerdem hatte ich jede Menge Zeit für interessante Jobs nebenher und für viele soziale Kontakte.

7. Wie sieht ein typischer Arbeitstag in Ihrer jetzigen Position aus?

Meine Vertriebstätigkeit besteht hauptsächlich aus Kundenakquise, die ich im Büro vorbereite und dann vor Ort mit persönlichen Gesprächen fortführe. Weiterhin gehören die Pflege des bestehenden Kundenstamms und die Repräsentation der Firma bei Veranstaltung zum Aufgabengebiet. Dazu gehören sehr gute Kenntnisse des Marktes, eine genaue Ergründung der Wünsche und Anforderungen der Kunden sowie eine passende Angebotserstellung. Im Vertriebsaußendienst bin ich viel unterwegs, bei Firmen und auch auf Messen. Mir gefällt diese Mischung aus Büroarbeit und Reisetätigkeit.

8. Was sind die wichtigsten drei Kompetenzen in Ihrem Arbeitsalltag?

Die drei wichtigsten Kompetenzen im Vertrieb sind Organisationstalent, Selbstdisziplin und Flexibilität. Man arbeitet größtenteils eigenständig und wird vorwiegend an den Ergebnissen gemessen. Den Weg dorthin kann man zumeist selbstständig gestalten und dabei sollte man flexibel auf alles reagieren, was sich entwickelt. Selbstverständlich muss man auch offen auf andere Menschen zugehen können, aber das gilt sicherlich für viele andere Berufe genauso.

9. Wie gelingt Ihrer Meinung nach ein guter Berufseinstieg in Ihrer Branche (Einstiegswege, Bewerbungstipps, etc.)?

Vertrieb lernt man Learning by Doing, also einfach durch Erfahrungen bei der Arbeit selbst. Wenn man Stellenanzeigen durchforstet, wird deutlich, dass immer und überall Vertriebsmitarbeiter gesucht werden. Offensichtlich gibt es mehr offene Stellen als Nachfragen, was eine hervorragende Ausgangsposition ist. Natürlich muss auch die Branche passen, also fällt bestimmt die eine oder andere ausgeschriebene Stelle bei der Auswahl weg. Da sollte man überlegen, welche Produkte oder Dienstleistungen man problemlos vertreten kann, denn man muss auf jeden Fall hinter dem stehen, was man vertreibt. Sicher sind dafür Erfahrungen, die man während des Studiums in anderen Unternehmen gesammelt hat, hilfreich.

10. Was würden Sie den heutigen Studienanfänger/innen mit auf den Weg geben?

Man sollte das Studium dazu nutzen, um interessante Kontakte zu knüpfen, verschiedenartige Praktika zu absolvieren, nebenbei in unterschiedlichen Branchen zu jobben und auch den einen oder anderen Auslandsaufenthalt einzulegen. Ich persönlich fand es sehr bereichernd, meinen Horizont zu erweitern und so vieles kennenzulernen. Diese Erfahrungen prägen ganz individuell und kommen im späteren Berufsleben eher seltener so vielfältig daher.

Persönliche Angaben

  • Name: Anja Zimmermann
  • Geburtsjahrgang: 1980
  • Studiengang:  Magister Deutsch als Fremdsprache, Journalistik & Anglistik
  • Jahr der Immatrikulation: 1999
  • Jahr der Exmatrikulation: 2006
  • Heutiger Arbeitgeber/Position: Account Managerin beim TIP Werbeverlag GmbH & Co. KG in Leipzig

Interview Stand Juni 2013