Klares Bekenntnis für Menschenrechte und Wissenschaftsfreiheit
Prorektor Middell unterstrich bei dem Treffen, bei dem neben einem weiteren iranischen Promotions-Studenten auch Vertreter:innen des Student:innenRates sowie des Studentenwerks Leipzig anwesend waren, erneut das klare Bekenntnis der Universität Leipzig für Menschenrechte und Wissenschaftsfreiheit. „Mit der Übergabe von fast 400 unterschriebenen Postkarten wollen wir zeigen, wie viele Studierende, Beschäftigte und andere mit der Universität verbundene Personen das Bedürfnis verspüren, die auf der Demonstration angesprochenen Themen zu unterstützen“, sagte Naiera Amini.
Breite Proteste im Iran, große Schwierigkeiten für iranische Studierende im Ausland
Gegenstand der Gesprächsrunde waren sowohl die Breite der Proteste im Iran und die Schärfe der Verfolgung durch Regierung und Milizen, als auch die konkreten Folgen, die diese Zuspitzung der Krise für Studierende aus dem Iran in Leipzig hat. „Iranische Studierende im Ausland erleben derzeit große finanzielle und emotionale Schwierigkeiten. Aufgrund der Sanktionen und Einschränkungen bei der Durchführung internationaler Banküberweisungen aus dem Iran müssen viele von ihnen nach Hause zurückkehren, um das Geld zu holen, das sie für ihr Studium benötigen“, erklärte Amini. Allerdings seien diejenigen, die die derzeit im Iran stattfindenden Proteste unterstützen, bei ihrer Rückkehr dem großen Risiko ausgesetzt, verhaftet zu werden. „Kreditmöglichkeiten, befristete Forschungs- und Lehrstellen an Institutionen sowie Beratungs- und Vermittlungsdienste sind daher gefragt.“
Unterstützungsmöglichkeiten werden ausgebaut
Katharina Tiemann, stellvertretend für den Student:innenRat anwesend, ergänzte: „Da selbst friedliche Proteste in iranischen Hochschulen brutal niedergeschlagen wurden, sieht der Student:innenRat die Universität Leipzig in der Pflicht, ihren Ruf zu nutzen und klar Stellung zu beziehen. Dazu gehört unserer Meinung nach auch, lokale iranische Studierende und Mitarbeitende zu unterstützen.” Prorektor Middell versicherte, dass die Universität jede Hilfestellung leisten werde, die der Rahmen ihrer Möglichkeiten hergibt. „Leider können wir nicht spontan auf finanzielle Notlagen reagieren, sondern sind abhängig von unterstützenden Programmen des Deutschen Akademischen Austauschdienstes für Studierende und Wissenschaftler:innen aus dem Iran“, sagte er. Neben bereits vorhandenen Beratungsmöglichkeiten an der Universität Leipzig beabsichtigt das Studentenwerk, kurzfristig und im engen Austausch mit Betroffenen weitere passgenaue Angebote zu schaffen.
An der Universität Leipzig sind derzeit 92 Studierende und Promovierende aus dem Iran immatrikuliert. Die Stabsstelle Internationales der Universität Leipzig und das Studentenwerk werden ihre Unterstützungsangebote noch konsequenter auf die Bedarfe dieser Gruppe ausrichten. An der Universität Leipzig werden zudem weitere Informationsveranstaltungen stattfinden, bei denen die Hintergründe der aktuellen Situation im Iran ausgeleuchtet werden. Zudem regte Prorektor Middell eine Crowdfunding-Initiative an, mit der über den Verein „Hilfe für ausländische Studierende in Leipzig e.V.“ kurzfristig und wenigstens punktuell finanzielle Unterstützung mobilisiert werden könnte.
Universität fordert Fonds für Krisen-Resilienz
Nicht zuletzt betonte der Prorektor für Campusentwicklung: Kooperation und Internationalisierung, dass er die Unterschriften der Demonstrant:innen auch als Unterstützung des Kurses der Universität Leipzig sehe, die gegenüber der Politik dafür eintritt, dass sie durch entsprechende Programme in die Lage versetzt wird, auf aktuelle weltpolitische Krisen und deren Folgen für Studierende und Mitarbeitende kurzfristig und direkt auf Notlagen eingehend zu reagieren: „Wir brauchen frei verfügbare finanzielle Mittel jenseits der vielen guten, länderbezogenen Programme, um im Moment der krisenhaften Zuspitzung einen Fonds für Krisen-Resilienz nutzen zu können.“ Denn die Erwartung an die Universität sei, dass sie schnell helfe, wenn Studierende wegen der Unterdrückung demokratischer Bewegungen nicht in ihr Heimatland zurückkehren könnten und von den Sorgen um ihre Angehörigen traumatisiert seien.