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In einem neuen Format hat die Konferenz "4GPCRnet" in der vergangenen Woche Forscheri:nnen aus aller Welt nach Leipzig gelockt und endete mit der Auszeichnung 12 junger Wissenschaftler:innen in der Moritzbastei. Höhepunkt war der Auftritt zweier Nobelpreisträger. Die vier größten europäischen Netzwerke, die beiden COST Actions Adher’n Rise und ERNEST, sowie die DFG-geförderten Verbünde des Sonderforschungsbereichs 1423 und der Forschungsgruppe FOR2372, haben gemeinsam eine Plattform zum wissenschaftlichen Austausch rund um die pharmazeutisch wichtige Gruppe der G Protein gekoppelten Rezeptoren (GPCR) geschaffen.

Ein Drittel aller unserer Medikamente wirkt über diese Klasse von Molekülen. Dazu gehören Medikamente gegen Bluthochdruck (Betablocker), Asthma, Heuschnupfen, aber auch Antidepressiva und Medikamente gegen Osteoporose. Dabei wird nur ein Bruchteil der etwa 800 Rezeptoren des Menschen im Moment genutzt. Die Wirkweise dieser Rezeptoren besser zu verstehen, war das Ziel der Tagung "4GPCRnet", die erstmals in dieser Form vom 26. bis 29. September 2022 in Leipzig stattgefunden hat. Rund 500 Wissenschaftler:innen aus mehr als 30 Ländern waren angereist, um sich in über 90 Vorträgen in unterschiedlichen Formaten und über 200 Postern über den aktuellen Stand auszutauschen.

Highlights des Programms waren die beiden Vorträge der Nobelpreisträger Thomas Südhof und Brian Kobilka (beide Stanford University, USA). Ihre Arbeitsgruppen konnten erneut herausragende Ergebnisse zur Rolle von Adhäsions-GPCR, eine Gruppe der Familie der GPCR, in der Entwicklung und Funktion unseres Nervensystems sowie zum molekularen Aktivierungsmechanismus der GPCR zeigen. "Gerade das noch relativ junge Forschungsfeld der Adhäsions-GPCR profitiert sehr vom Erfahrungsspektrum und der Expertise etablierter Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler", betont Ines Liebscher von der Universität Leipzig. "Dabei fühlen wir uns natürlich besonders geehrt, Thomas Südhof als einen der bekanntesten Vertreter des Adhäsions-GPCR Feldes hier persönlich begrüßen zu können", ergänzt Simone Prömel von der Heinrich Heine Universität Düsseldorf.

Dass dieses lebendige und hoch aktuelle Forschungsfeld die Entwicklung neuer Medikamente ermöglichen wird, wurde sehr deutlich. Nachdem gerade ein Einblick in die molekulare Wirkweise durch Strukturen ermöglicht wurde, wird der nächste Schritt sein, die Dynamik dieser Rezeptoren zu verstehen. Denn er wurde klar, dass diese Moleküle mehr als nur Ein- und Ausschalter an Zellen sind, sondern viele verschiedenen Zustände einnehmen können. Wirkung und Nebenwirkungen von Medikamenten zeigen dies. Durch Methoden der künstlichen Intelligenz können die Zusammenhänge bis zur Ebene einzelner Patient:innen besser verstanden werden.

Die hochkarätige internationale Besetzung des Podiums sowie die Programmvielfalt trugen dazu bei, dass sowohl fächerübergreifend als auch spezifische Facetten der Forschung rund um die GPC-Rezeptoren eine Bühne erhielten. Neben inhaltlichen Impulsen setzte das "4GPCRnet" aber auch auf Erlebnis- und Netzwerkangebote, die nach den Einschränkungen der vergangenen Jahre intensiv genutzt wurden. Diese Impulse wurden von den Teilnehmenden aufgesaugt und an den Postern im Detail unter die Lupe genommen. "Ich habe noch nie so viele Poster zu GPCR auf einer Tagung gesehen", so Prof. Heidi Hamm (Vanderbilt University, USA). "Wissenschaft muss als Gemeinschaftsaufgabe für die Gesellschaft verstanden werden, die nur auf Grundlage einer interdisziplinären Zusammenarbeit erfolgreich gemeistert werden kann", so Annette Beck-Sickinger, Sprecherin des SFB 1423 an der Universität Leipzig. "Dass der Wunsch hierzu groß ist, haben wir während des '4GPCRnet' erleben können und jetzt gilt es, diese neuen Forschungsimpulse umzusetzen.“