1. Können Sie sich noch an Ihre ersten Studientage erinnern – wie war Ihr erster Eindruck von der Universität Leipzig?

Das erste Semester lief ruhig an. Dadurch hatten wir zunächst Zeit, uns sowohl untereinander als auch die Stadt Leipzig kennenzulernen, z.B. bei Kneipentouren. Dass das Studium an sich aber sehr zeitaufwendig sein würde, machte unser damaliger Professor für Pharmazeutische Chemie recht schnell deutlich. Er erklärte anhand von Semesterwochenstunden, dass Pharmazie nach Medizin der zeitintensivste Studiengang sei, was v.a. dem hohen Labor- und Seminaranteil geschuldet sei. Allgemein waren alle sehr freundlich und haben sich bemüht, uns einen guten Start zu ermöglichen.

2. Wenn Sie zurückblicken, wie würden Sie Ihr Studium kurz beschreiben?

Das Studium war gekennzeichnet durch ein gutes Betreuungsverhältnis. Da fand sowohl der persönliche Austausch zwischen Studierenden untereinander als auch zwischen Studierenden und Lehrpersonal statt. Die Drittsemester waren z.B. immer die Paten für die Erstsemester und standen diesen besonders in der Anfangszeit mit Rat und Tat zu Seite. Abseits des Studiums bildeten außerdem die von den Studierenden organisierten Sommerfeste, Adventsfeiern etc. einen Höhepunkt im Semester und trugen so auch zu einem besseren Kennenlernen und Austausch bei.

3. Haben Sie jemals an Ihrer Studienwahl gezweifelt? Wenn ja, wie sind Sie damit umgegangen?

Ich wusste schon recht früh, dass ich später Pharmazie studieren würde und habe meine Wahl daher nie bereut. Hingegen habe ich am Ende meines Studiums daran gezweifelt, ob ich tatsächlich in einer öffentlichen Apotheke arbeiten möchte oder mir ein anderes Tätigkeitsfeld suche.

4. Welche Motivationen haben Ihre Studien- bzw. Berufswahl bestimmt?

Es mag seltsam klingen, aber für mich ging schon als Kind eine gewisse Faszination von Apotheken aus.

Meine Oma musste mir immer das Kundenmagazin „Umschau“ von dort mitbringen, so dass ich sie eingehend studieren konnte. Dadurch entwickelte sich langsam mein Interesse für Medizin. Parallel dazu war mein Lieblingsfach in der Schule Chemie. Das ging dann so weit, dass ich irgendwann in den Ferien jeweils ein Praktikum in einer öffentlichen Apotheke und eines im Krankenhaus machte. Von da an stand fest: ich werde Apothekerin und möchte später meine eigene Apotheke. Pharmaziestudium, ich komme!

5. Was waren wichtige Stationen auf Ihrem beruflichen Weg?

Schon während des Studiums habe ich in verschiedene Bereiche reingeschnuppert: von öffentlicher Apotheke im In- und Ausland, Krankenhausapotheke über Labor bis hin zum pharmazeutischen Dienstleister. Während des Praktischen Jahres verbrachte ich dann einen 6-monatigen Forschungsaufenthalt an der University of Auckland, Neuseeland. Für meine erste Stelle als Zulassungsmanagerin in einem pharmazeutischen Unternehmen zog es mich 2010 in die Nähe von Stuttgart. Später wechselte ich dann in eine öffentliche Apotheke, wo ich inzwischen Filialleiterin bin.

6. Wie sehr hat Ihr Studium Ihre jetzige berufliche Tätigkeit geprägt? Gibt es einen Zusammenhang zwischen Ihrem Studium und Ihrer Tätigkeit? Können Sie noch Dinge aus Ihrem Studium nutzen?

Basis der pharmazeutischen Ausbildung ist die wissenschaftliche Pharmazie. Diese stellt das Arzneimittel in den Mittelpunkt. So wird eine optimale Versorgung und Beratung des Patienten zu allen Fragen des Arzneimittels gewährleistet. Klinische Pharmazie und Patientenkommunikation hingegen standen zu meiner Zeit weniger im Vordergrund, sind jedoch ebenso wichtig, um einen Patienten kompetent zur richtigen Arzneimitteltherapie beraten zu können. Daher finde ich es sehr gut, dass inzwischen im Rahmen der Klinischen Pharmazie u.a auch Kommunikationstraining angeboten wird und die Studierenden so gut auf die Arbeit in einer öffentlichen Apotheke vorbereitet werden.

7.   Wie sieht ein typischer Arbeitstag in Ihrer jetzigen Position aus?

Meine Tätigkeit in der Apotheke umfasst eine richtige und angemessene Versorgung der Menschen mit Arzneimitteln. Im Mittelpunkt steht daher die Beratung von Kunden und anderen Gesundheitsdienstleistern zu Arzneimitteln und Gesundheitsfragen. Aber auch z.B. die Belieferung von Arztpraxen mit Sprechstundenbedarf und die Versorgung eines Pflegeheimes mit Arzneimitteln gehören dazu. Im Rahmen der Arzneimittelsicherheit prüfe ich zudem u.a. stichprobenartig Arzneimittel und bin für die Korrektheit von Rezepturen verantwortlich. Darüber hinaus spielen auch betriebswirtschaftliche Aspekte, wie Warenwirtschaft und Rezeptabrechnung, eine Rolle in meinem Berufsalltag.

8. Was sind die wichtigsten drei Kompetenzen in Ihrem Arbeitsalltag?

Der Beruf des Apothekers ist sehr vielseitig, aber auch anspruchsvoll. Er erfordert ständige Lern- und Qualifizierungsbereitschaft, Gefühl für den Umgang mit Menschen sowie Kommunikations- und Führungsfähigkeiten. Teamfähigkeit, Sorgfalt und Kundenorientierung runden das Ganze ab.

9. Wie gelingt Ihrer Meinung nach ein guter Berufseinstieg in Ihrer Branche (Einstiegswege, Bewerbungstipps, etc.)?

Es kommt darauf an, in welchem Bereich man arbeiten möchte.

Der klassische Einstiegsweg ist sicher die öffentliche Apotheke. Dort sind Abschlussnote und Berufserfahrung eher zweitrangig. Entscheidender ist die persönliche Komponente, z.B. Motivation und Teamgeist. Meist wird in kleinen Teams gearbeitet und da ist es wichtig, dass die Chemie stimmt.

Ein Probearbeiten ist ratsam. So kann man herausfinden, ob man ins Team passt. Jede Apotheke hat zudem unterschiedliche Beratungsschwerpunkte. Das kann ein weiteres Kriterium für einen potentiellen Arbeitgeber sein. Wer z.B. nichts für Homöopathie übrig hat, wird sicherlich nicht in einer Apotheke mit naturheilkundlichem Schwerpunkt glücklich.

10. Was würden Sie den heutigen Studienanfänger/innen mit auf den Weg geben?

Das Studium ist sehr naturwissenschaftlich aufgestellt. Da kann es schwerfallen, sich vorzustellen, wie das erworbene Wissen in der Berufspraxis angewendet wird. Nutzt daher die Zeit während des Studiums, um Praxisluft zu schnuppern. Macht z.B. Praktika in verschiedenen Bereichen. Nur so findet ihr heraus, ob sich eure Vorstellungen mit der Realität decken. Außerdem erweitert dies den Horizont ungemein und gibt eine gute Idee davon, wie vielfältig der Tätigkeitsbereich eines Apothekers ist.

Interessant ist zudem, sich mit dem Pharmaziestudium und der Berufspraxis im Ausland auseinanderzusetzen. In vielen Ländern steht nämlich der Patient und nicht das Arzneimittel im Vordergrund. 

Persönliche Angaben

  • Name, Vorname: Alexandra Plate
  • Geburtsjahrgang: 1984
  • Studiengang: Pharmazie
  • Jahr der Immatrikulation: 2004
  • Jahr der Exmatrikulation: 2009
  • Heutiger Arbeitgeber/Position: Apotheke am Elbenplatz in Böblingen, Filialleiterin

(Interview Stand: Februar 2014)