1. Können Sie sich noch an Ihre ersten Studientage erinnern – wie war Ihr erster Eindruck von der Universität Leipzig?

Die ersten Studientage an der Universität waren höchst chaotisch. Man selbst wusste noch nicht recht wohin mit sich und die Magisterberater hatten generell mit dem großen Zulauf zutun. Wahrscheinlich war ich auch etwas schlecht vorbereitet und fühlte mich daher von den ganzen Informationen erschlagen. Aber im Endeffekt ist es genau das, was Magisterstudenten ausmacht, die den Abschluss gemacht haben: selbstständig Organisation zu schaffen in einem Gewirr aus Informationen und unterschiedlichen Fächern.

2. Wenn Sie zurückblicken, wie würden Sie Ihr Studium kurz beschreiben?

Das Grundstudium war hinsichtlich der Themen sehr breit angelegt und diente noch nicht wirklich der Orientierung für die Zukunft. Allerdings verschaffte dies ein solides Grundwissen, um das Hauptstudium erfolgreich zu meistern. Die Setzung der eigenen Schwerpunkte konnte ich gerade im Hauptstudium gut ausnutzen und habe dann somit nur noch die Fächer belegt, die mir persönlich am meisten weitergeholfen haben. Bei den richtigen Themenschwerpunkten nimmt zum Glück auch die Teilnehmerzahl der Seminare ab und es lässt sich leichter mit Kommilitonen und Professoren arbeiten.

3. Haben Sie jemals an Ihrer Studienwahl gezweifelt? Wenn ja, wie sind Sie damit umgegangen?

Diese Frage verdient ein klares Ja! Und, ich bewundere jeden, der nicht mindestens einmal an seiner Wahl zweifelt. Bei drei Fächern im Magister stellt sich die Frage sehr häufig – „Habe ich das richtige Fach gewählt?“ oder „Warum habe ich das andere nicht zu meinem Hauptfach gemacht?“. Allerdings habe ich mich durch solche Phasen einfach durchgebissen und mir gesagt, dass ich erst einmal abwarte, was das nächste Semester bringt, bevor ich einen vorschnellen Wechsel wage. Meist hat eine kleine Fachinterne Schwerpunktverlagerung geholfen, über die Krise hinwegzukommen.

4. Welche Motivationen haben Ihre Studien- bzw. Berufswahl bestimmt?

Englisch war meine Leidenschaft, die bereits durch die Schule und durch einen studienvorbereitenden Aufenthalt geprägt wurde. Medien- und Kommunikationswissenschaften war eher eine Zufallswahl, die noch nicht absolut motiviert war – ich wollte es einfach ausprobieren. Italienisch gehörte so gar nicht zu meiner ersten Wahl, sondern entstand eher aus Verlegenheit, weil ich mit meinem Abiturschnitt den NC für Psychologie nicht geschafft hatte – und Italienisch konnte ich bereits vorher. Heute bin ich sehr zufrieden damit, studiert zu haben, was mir gefiel. Die Berufswahl kristallisierte sich über Praktika heraus, mithilfe derer ich mehrere Bereiche austestete.

5. Was waren wichtige Stationen auf Ihrem beruflichen Weg?

Stationen, die mir für meinen heutigen Beruf geholfen haben, waren meine Aushilfstätigkeit bei der Messe, meine drei Praktika im Medienbereich sowie zwei Auslandsaufenthalte.

6. Wie sehr hat Ihr Studium Ihre jetzige berufliche Tätigkeit geprägt? Gibt es einen Zusammenhang zwischen Ihrem Studium und Ihrer Tätigkeit? Können Sie noch Dinge aus Ihrem Studium nutzen?

Es gibt einen unmittelbaren Zusammenhang zwischen meinem Studium und meinem Beruf. Auch wenn KMW mein Nebenfach war, so war mir von Anfang an klar, dass ich dies am besten nutzen kann. Anglistik hat mir vor allen Dingen im sprachlichen Bereich sehr weitergeholfen, was in einer internationalen PR-Agentur unabdingbar ist. Große Theorien kann ich zwar heute nicht mehr im Beruf anwenden, allerdings sind diese bei einem Grundverständnis von Kommunikation und zur Verständigung mit Kollegen aus anderen Ländern hilfreich.

7. Wie sieht ein typischer Arbeitstag in Ihrer jetzigen Position aus?

Ein typischer Arbeitsalltag eines PRlers besteht aus jeder Menge Kommunikation – sei es persönlich, telefonisch oder per Email. Ich arbeite als Schnittstelle zwischen den Kunden, Partnern und Medien und muss sozusagen die Interessen beider Parteien vertreten. Dazwischen bleibt noch Zeit für bürointerne Abläufe, die gerade viel auf das Reporting abzielen. Ein schöner Bestandteil sind die Organisation und Begleitung von Presseevents, Reisen oder Auswärtsterminen.

8. Was sind die wichtigsten drei Kompetenzen in Ihrem Arbeitsalltag?

Kommunikationsfreude

Zielorientiertes Denken

Organisationsfähigkeit

9. Wie gelingt Ihrer Meinung nach ein guter Berufseinstieg in Ihrer Branche (Einstiegswege, Bewerbungstipps, etc.)?

Meines Erachtens sind ein Kommunikationsstudium oder eine kulturelles Studium eine ideale Vorbereitung auf den Beruf. Danach sollte jeder ein Praktikum und ein Volontariat in dem Bereich absolvieren. Auch wenn nicht ganz so beliebt – halte ich Langzeitpraktika von sechs Monaten für durchaus sinnvoll, um den Einstieg zu wagen. Danach kann man immer aushandeln, dass die weitere Ausbildung eventuell verkürzt wird. Komplett ohne Erfahrung in der PR wird der Berufseinstieg nur schwer gelingen.

10. Was würden Sie den heutigen Studienanfänger/innen mit auf den Weg geben?

  • Lasst euch vom anfänglichen Chaos nicht unterkriegen.
  • Wenn ihr studiert, dann nur das, was ihr auch wirklich möchtet. Erst wer mit dem ganzen Herzen dabei ist, kann wirklich ein Experte auf seinem Gebiet werden.
  • Sammelt so viel wie möglich Erfahrung neben dem Studium – Ausland, Nebenjob, Praktikum, knüpft Kontakte!
  • Geht in euch und sucht euch eure Lieblingsgebiete.
  • Knüpft Kontakte zu euren Dozenten – die meisten wollen auch nur für die Studenten das Beste.
  • Lernt selbstständig und mit Spaß – nicht jedes Thema liegt einem – dennoch, schaut in die Bücher und lasst euch inspirieren. In der Regel könnt ihr jedes Thema so drehen, dass es euch liegt.

Persönliche Angaben

  • Name, Vorname: Gasa, Frederike
  • Geburtsjahrgang: 1985
  • Studiengang: Magister Anglistik, Kommunikations- und Medienwissenschaften, Italianistik
  • Jahr der Immatrikulation: WS 2005/06
  • Jahr der Exmatrikulation: 2011
  • Heutiger Arbeitgeber/Position: PR Account Executive, PRCo Germany GmbH (München)

Interview Stand Juni 2013