1. Wie würden Sie Ihr Studium kurz zusammenfassen?   

Das Studium war eine kleine Wundertüte, ein Sammelsurium an Theorien, dichten Erfahrungen und Lebensweisheiten. So guten Gewissens frei wird man selten wieder sein. Dass das im Prinzip vor, während und nach dem Studium klar war, machte ja den ganzen Charme aus. Ich habe sicher die Hälfte meiner Studieninhalte vergessen, aber vor kurzem jemanden glücklich gemacht, weil ich über die Ethnomethodologie Bescheid wusste. Kulturwissenschaften sind sowieso so eine Art lebenslanges Lernen, auch wenn das jetzt nur gerade so noch an der Kitschgrenze vorbeischrammt. Da hätte man eigentlich auch noch 10 Jahre weiterlesen und dabei vor der Albertina Kaffee trinken können.   

2. Gab es zum Ende Ihres Studiums eine akademische Abschlussfeier Ihrer Fakultät/Ihres Instituts bzw. Ihres Lehrstuhls?  

Leider nicht wirklich. Obwohl ich einige Zeit später mal bei einer kleinen Kuwiparty im ‚Kultiviert Anders‘ war, die so etwas in der Art sein sollte. Das hatten Fachschaftsrat und der Cultura e.V. in die Hand genommen und es war ganz witzig. Die großen Emotionen kamen da nun aber nicht so auf. Es wär‘ ja schon schön, wenn am Ende eines halben Jahrzehnts mehr als 5 Minuten Prüfungsamt auf einen warteten.   

3. Würden Sie wieder in Leipzig studieren?   

Aber sicher, ich arbeite ja auch an der Uni Leipzig.   

4. War Ihr Studium Ihrer weiteren beruflichen Laufbahn von Nutzen? Wenn ja, in welcher Hinsicht?   

Ich habe im Studium die Vorderbühne zur Hinterbühne kennengelernt, in der ich jetzt arbeite. Oder anders herum? In jedem Fall haben drei Magisterfächer der Ausprägung des Organisationstalentes nicht geschadet.  


5. Haben Sie eine bestimmte berufliche Tätigkeit von vornherein gezielt angestrebt? Oder wechselten die Wünsche?   

Kulturwissenschaften als klassisches „Was-macht-mann-denn-da-Fach“ ist wahrscheinlich immer ein Wechselbad der Wünsche. Obwohl tatsächlich alle meiner drei Fächer momentan fast gleichrangig in die Arbeit einfließen, eigentlich ein kleines Wunder.   

6. Wie sah (oder sieht) Ihr Weg zur Erreichung Ihres Wunschjobs aus? (Eigeninitiativen? Praktika? Kontakte? Direkt- oder Quereinstieg?)   

Nach dem Abschluss war die einfache Devise: Augen zu und durch. Wild bewerben, da es ohnehin wenig gibt. Hat dann auch wunderbar funktioniert, obwohl ich auch noch die üblichen Absager und Bewerbungsleichen, also die ohne irgendeine Art von Lebenszeichen in der Schublade liegen habe. In der Zeit darf man sich nicht frustriert verbeißen, sondern braucht Sonne, Schokolade und gute Freunde. Im Notfall Rotwein. Meine Stelle habe ich dann tatsächlich direkt ohne Kontakte bekommen, war einfach zur richtigen Zeit am richtigen Ort. Ich hatte vorher Einiges an Praktika und Auslandserfahrungen absolviert, was man in sechs Magisterjahren eben so ansammelt. Das brachte in der Bewerbung natürlich Punkte, eine ganz direkte Verbindung dahin gab es letztlich aber nicht. 

7. Was ist Ihre derzeitige berufliche Tätigkeit?  

Ich koordiniere ein Studienvorbereitungsprogramm für chinesische Studierende und verwalte einige EU-Programme. Meine Aufgabenbereiche liegen damit vor allem in der Öffentlichkeitsarbeit und darin, verschiedene Partner zusammen und die Fäden in der Hand zu halten. In den EU-Projekten steckt Finanzverwaltung, aber auch die Zuarbeit für Leitfäden, die im Zusammenhang mit dem Bologna-Prozess entstehen. Dazwischen findet sich immer wieder Neues und Altes: Veranstaltungsorganisation, Projektpräsentationen, Antragsstellung…   

8. Was vermissen Sie am meisten, wenn Sie an Ihre Studienzeit zurückdenken?   

Ohne (allzu) schlechtes Gewissen lange am Stück zu verreisen. Und dass man nicht die 50 m von der Albertina zum GWZ kam, ohne auf einen Kaffee zu versacken.   

9. Gibt es Lehrende an der Universität Leipzig, an die Sie sich heute noch lebhaft erinnern?   

Aber sicher. Im Guten wie im Schlechten.   

10. Welche Tipps würden Sie heutigen Studierenden geben?             

Sich nicht während des Studiums selbst zu sehr zu verschulen und unter Druck zu setzen. Gute Noten sind schön, ein Sommer quer durch Europa ist schöner. Man kann sogar Beides haben, wenn man es clever anstellt. Außerdem natürlich: die Förderprogramme frühzeitig nutzen, die wir im Akademischen Auslandsamt anbieten. Da findet sich übrigens auch der Europäische Sommer wieder. 

Persönliche Angaben

  • Name: Tabea Mager 
  • Geburtsjahr: 1983
  • Studiengang: Magister Kulturwissenschaften (HF), Journalistik (NF), Anglistik (NF)
  • Jahr der Immatrikulation: 2002
  • Jahr der Exmatrikulation: 2008
  • Heutiger Arbeitgeber/Position: Universität Leipzig, Projektkoordinatorin Akademisches Auslandsamt

(Interview Stand Juni 2013)