Die Arbeitsgruppe „Intangibles“ (2020 – 2022) untersuchte Bruchstellen derjenigen rechtlichen und ökonomischen Ordnung, die durch den Begriff des Eigentums eröffnet und bestimmt wird.

Beteiligte Fachdisziplinen: Philosophie, Jura, Theologe

 

Forschungsinteresse

Die Arbeitsgruppe untersucht Bruchstellen derjenigen rechtlichen und ökonomischen Ordnung, die durch den Begriff des Eigentums eröffnet und bestimmt wird. Solche Bruchstellen liegen dort, wo sich der Begriff des Eigentums in neue, ihm ursprünglich nicht zugehörige Bereiche ausdehnt und ausdehnen muss. Dazu gehören zum Beispiel:

  • der Bereich der geistigen und künstlerischen Tätigkeit und ihrer Resultate (etwa als Gegenstand des Urheberrechts)
  • der Bereich im weiten Sinn ethischer Orientierungen und Haltungen und ihrer Folgen (etwa als weiche Produk­tions­faktoren)
  • der Bereich der natürlichen Lebensgrundlagen (etwa als handelbares Recht, giftige Stoffe auszustoßen, oder als handelbare Pflicht, sie zu entsorgen oder unschädlich zu machen)
     

Die Erforschung der Werte, die flüchtig und ungreifbar sind, aber in alle Lebensbereiche wirken.

Die in den oben genannten Feldern anzutreffenden Werte müssen einerseits, um innerhalb der rechtlichen und ökonomischen Ordnung behandelt werden zu können, als Eigentum und Kapital bestimmt werden, andererseits widersetzen sie sich ihrer eigenen inneren Tendenz nach der Unterordnung unter den Begriff des Eigentums. Ein Merkzeichen dieser Tendenz ist es, dass sich die fraglichen Werte als etwas darstellen, das sich nicht anfassen lässt – sie sind intangible/nicht fassbar. Gleichzeitig lässt es sich also nicht einfangen in einen beherrschten Raum, von dem andere ausgeschlossen sind. Was hier als Ungreifbarkeit und Flüchtigkeit dieser Werte erscheint – sie sind ungreifbar wie die schöne Melodie und flüchtig wie die frische Luft – steht ihrer konkreten und durchdringenden Wirkung in allen Lebensbereichen gegenüber.

In den Spannungen der intangiblen Werte zeigen sich die soziale und ethische Grundlage der Ordnung des Eigentums.

Die leitende Idee der Arbeitsgruppe ist, dass in den Spannungen, die in der ökonomischen und juridischen Bearbeitung intangibler Werte auftreten, die soziale und ethische Grundlage der Ordnung des Eigentums konkret wird, die innerhalb dieser nicht reflektiert werden kann. Die technischen und begrifflichen Schwierigkeiten, welche die dynamische Entwicklung des Eigentumsbegriffs in Disziplinen wie der Ökonomie und der Rechtswissenschaft aufwirft, weisen deshalb über sich hinaus. In ihnen wird eine in sich agonale Einheit von ökonomisch-rechtlicher Ordnung einerseits und ethischen Formen menschlicher Gemeinschaft andererseits zum Gegenstand.

Ihre Bearbeitung in den jeweiligen Disziplinen muss daher hineinführen in den umfassenden Zusammenhang des wertsetzenden und wertschätzenden gemeinsamen menschlichen Lebens. Auf verschiedene Weise suchen Philosophie und Theologie diesen Zusammenhang in seiner Ganzheit zu begreifen. Umgekehrt streifen philosophische und theologische Überlegungen zur Quelle intangibler Werte nur die Oberfläche ihres Gegenstands, wenn sie nicht die Tiefe seiner ökonomischen und rechtlichen Wirklichkeit ausloten, die heute einen globalen Maßstab hat. Die Gruppe „Intangibles“ untersucht deshalb interdisziplinär die gegenwärtige Tendenz der Ausdehnung rechtlicher und ökonomischer Begriffe in Bereiche, die in diesen Begriffen als schwer fixierbar erscheinen. Ziel ist es, darin die inneren Brüche und Spannungen des gegenwärtigen Ganzen des gemeinsamen menschlichen wertbezogenen Lebens zu durchdenken.