SHRIMP_PODS ist eine Lehr-Lern-Plattform, innerhalb derer PDF-basierte Textsammlungen für die Lehre angelegt und die Dateien mit einer Interaktionsebene versehen sowie didaktisch aufbereitet werden können. SHRIMP_PODS eignet sich vor allem für Fachbereiche, in denen umfassendere Texte und Textsammlungen kritisch diskutiert werden sollen.
Auf einen Blick
- Projektleitung: Dr. Sebastian M. Herrmann
- Fachrichtung: Amerikanistik, Geisteswissenschaften
- Förderung: Bundesministerium für Bildung und Forschung
- Förderzeitraum: 2021-2024
- Projektumfang: Lehrveranstaltungsebene
- Schlagwörter: Lesekompetenz, Interaktion, Kollaboration, Hypertext, Digitalisierung, Textseminar
Interaktive PDFs für kollaboratives Lehren und Lernen
SHRIMP_PODS, eine neue E-Learning-Plattform die derzeit an der Universität Leipzig entwickelt wird, überträgt zentrale Fertigkeiten des kritischen geisteswissenschaftlichen Arbeitens – Annotieren, Kommentieren, Verknüpfen, Diskutieren – in den digitalen Raum und ermöglicht so ein kollaboratives, soziales Lernen, vor allem in textbasierten Fachbereichen.
Wandel im Leseverhalten der Lernenden aktiv nutzen
Geisteswissenschaftliches Arbeiten erfordert das Erschließen, Interpretieren, Diskutieren und In-Bezug-Setzen größerer Textmengen. Im Zuge des digitalen Wandels haben sich die Lesegewohnheiten verändert. SHRIMP_PODS sieht die Digitalisierung als Chance und überträgt die traditionellen Stärken der Geisteswissenschaften in ein neues mediales Umfeld. Dafür nutzt es die spezifischen Affordanzen des Digitalen:
- mediale Interaktion
- Hypertextualität
- soziale Aktivierung
Die Plattform nutzt die Digitalisierung und Kollaboration, um die Lesekompetenz zu stärken.
Einsatzmöglichkeiten von SHRIMP_PODS im Hochschulstudium
SHRIMP_PODS wurde für den Einsatz in den Literatur- und Kulturwissenschaften konzipiert, ist prinzipiell aber in allen Fachbereichen nutzbar, in denen umfangreichere Textsammlungen rezipiert, interpretiert und kritisch diskutiert werden. Unter anderem könnte auch in Geschichts-, Religions-, Rechtswissenschaften, Philosophie oder weiteren Fachbereichen denkbar sein. Da SHRIMP_PODS mit PDFs arbeitet, können neben Texten auch Fotos oder Bilder in Pods hinterlegt werden, solange sie ebenfalls in PDF-Dateien angelegt sind. SHRIMP_PODS kann direkt innerhalb von Sitzungen und/oder vorbereitend auf Sitzungen genutzt werden.
Bestandteile der interaktiven Plattform
Lehren in SHRIMP_PODS
Reader in der geisteswissenschaftlichen Lehre basieren oft auf PDF-Dateien, die den Studierenden zur Verfügung gestellt werden. Auch SHRIMP_PODS arbeitet mit PDFs; die Dateien werden beim Upload in die Plattform mit einer zusätzlichen Interaktionsebene versehen und als Social Hypertext bereitgestellt. Dies ermöglicht das Anlegen von Lehrpfaden durch das Einfügen von kommentierten Links innerhalb einer Textsammlung (Pod) oder zu externen Zusatzinformationen und durch das Hinzufügen von Lesefragen und Hinweisen direkt im Text. Lehrende können festlegen welche Interaktionsmöglichkeiten den Studierenden zugänglich sind und Diskussionen begleiten. Ein Pod lässt sich in Sitzungen oder thematische Blöcke unterteilen. Zukünftig soll die Möglichkeit geschaffen werden, eigene erstellte Pods als Open Educational Resources (OER) für die weitere Verwendung durch andere Lehrende freizugeben.
Lernen in SHRIMP_PODS
Lernende können innerhalb eines Pods direkt in den PDFs annotieren, sich also private Lesenotizen machen. Als Social Hypertext lädt SHRIMP_PODS darüber hinaus ein zu kollaborativem, in Sozialkontexten stattfindendem Lernen: Studierende können (für andere sichtbar) Passagen liken und mit Emojis versehen, auf Lesefragen antworten, Fragen zum Text stellen, Kommentare setzen und mit anderen gemeinsam diskutieren. Dadurch fördert SHRIMP_PODS ein gemeinschaftliches, kollaboratives Lernen.
Die Plattform SHRIMP_PODS entsteht im Rahmen einer Förderung durch das BMBF und wird Teil der Nationalen Bildungsplattform (NBP). Die NBP versteht sich als digitale Vernetzungsinfrastruktur über die unterschiedliche Bildungsangebote, -materialien und -werkzeuge zugänglich sein werden. Auch SHRIMP_PODS wird keine eigenen Inhalte anbieten, sondern eine Infrastruktur für textzentriertes Arbeiten bereitstellen. SHRIMP_PODS soll zukünftig über die NBP-Anbindung, aber auch unabhängig davon zugänglich sein.
SHRIMP bereits mehrfaches Transferprojekt
Nach der Pilotphase als LaborUniversitätsprojekt (2015/16) folgte eine Kooperations- und Didaktisierungsphase im Rahmen von Lehrpraxis im Transfer plus (2016/17), einem Verbundprojekt des Hochschuldidaktischen Zentrums Sachsen. Beide Förderprojekte wurden im Rahmen des Qualitätspakts Lehre vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) finanziert.
Anschließend folgte in einer dritten Projektphase (2018/19) ein Fokus auf Learning Analytics und Gamification im Rahmen des „Verbundprojekt 2: Advance Learning and Examination Spaces - ALExS.sax“ (Bildungsportal Sachsen).
In der vierten Phase (2019/20) konzentrierte sich SHRIMP darauf, Machine Learning für die Analyse der Lernhandlungen zu nutzen und etablierte ein neues Interaktionsmuster: einen Chatbot, der die Lernenden automatisch tutoriell beim Lesen begleitet.
Nach dem hochschulübergreifenden aber fachinternen Transfer an die Amerikanistik der TU Dresden im Rahmen der Förderung durch Lehrpraxis im Transfer (LiT) folgte ein fächerübergreifender Transfer ins bildungswissenschaftliche Einführungsmodul der Erziehungswissenschaften der Universität Leipzig als LaborUniversitätsprojekt im Jahr 2019/20.
Die Anschlussprojekte zeigen das Potenzial der Plattform als Testbed für innovative Lehr-Lern-Szenarien und den Bedarf, die Potenziale digitalen Texts für die Lehre in den Geisteswissenschaften weiter zu erforschen.