Der "Berliner Antisemitismusstreit" – Deutsch-jüdische Geschichte im 19. Jahrhundert
Der Vortrag von Dr. Nicolas Berg stellt den „Berliner Antisemitismusstreit“ als ein Schlüsselereignis der deutsch-jüdischen Geschichte dar und betrachtet auch die historischen Folgen, die sich daraus bis weit in das 20. Jahrhundert hinein ergaben.
Was war der „Berliner Antisemitismusstreit“? Über ein Schlüsselereignis der deutsch-jüdischen Geschichte im 19. Jahrhundert
Im November 1879 erschien in den Preußischen Jahrbüchern der judenfeindliche Essay „Unsere Aussichten“ des Berliner Historikers Heinrich von Treitschke, in dem er eine „Kluft zwischen abendländischem und semitischem Wesen“ und sogar einen Gegensatz von „Deutschtum und Semitenthum“ beklagte. Treitschke agitierte gegen den vermeintlich „schnöden Materialismus“
der deutschen Juden und verbreitete zudem Angst vor einer – wie er wörtlich schrieb – „deutsch-jüdischen Mischcultur“. Sein Ausruf „Die Juden sind unser Unglück!“ wurde umgehend zur Parole der antisemitischen Bewegung. Liberale Leser und vor allem jüdische Zeitgenossen waren fassungslos. Sie antworteten ihm im Bewusstsein, Zeugen und Adressaten eines völlig neuen Tons der Anfeindungen zu sein. Viele Zeitgenossen – etwa der Breslauer Rabbiner Manuel Joel, der Marburger Philosoph Hermann Cohen oder der liberale Politiker Ludwig Bamberger – erkannten den Tabubruch Treitschkes sofort: Erstmals wurden Ressentiments und Schmähungen gegen die jüdische Minderheit nicht im kirchlichen Milieu oder auf der Straße geäußert, sondern von einem weit über Berlin hinaus bekannten Vertreter der größten und wichtigsten Universität Deutschlands.
Der Vortrag von Nicolas Berg stellt Treitschkes Angriff auf die Juden und ihre öffentlichen Antworten, die als „Berliner Antisemitismusstreit“ in die Geschichte eingingen, als ein Schlüsselereignis der deutsch-jüdischen Geschichte dar und betrachtet auch die historischen Folgen, die sich daraus bis weit in das 20. Jahrhundert hinein ergaben.
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