Datum/Uhrzeit: bis Uhr
Art: Vorlesung/Vortrag
Ort: LeipzigLab, Straße des 17. Juni 2, 04107 Leipzig
Veranstaltungsreihe: Historische Anthroposphären

Die Arbeitsgruppe „Historische Anthroposphären” des LeipzigLab veranstaltet im Sommersemester 2024 eine Vortragsreihe zum Thema Fluviale Anthroposphäre in Kooperation mit der Professur für Geschichte der Frühen Neuzeit.

Die Murg, ein Zufluss des Rheins, der sich von Baiersbronn bis Steinmauern bei Rastatt erstreckt, wurde nachweislich seit dem ausgehenden Mittelalter von den Menschen wirtschaftlich genutzt. Bis zur einsetzenden Industrialisierung diente die Murg hauptsächlich zur Fischerei, Flößerei und zur Gewinnung von Wasserkraft.

Der Vortrag von Tilman Wagle vom Karlsruher Institut für Technologie skizziert Grundzüge seines Promotionsprojekts und untersucht vor dem Hintergrund der verschiedenen Nutzungsmöglichkeiten die Frage, in welchem organisatorischen Verhältnis die Fischerei untereinander und mit anderen Berufsgruppen stand.

Der Untersuchungszeitraum erstreckt sich vom ausgehenden 14. Jahrhundert bis hin zur Industrialisierung und endet mit der vollständigen Inbetriebnahme des Murgkraftwerks bei Forbach im Jahre 1926, wobei der Fokus auf die Zeit zwischen dem 16. und 19. Jahrhundert gelegt wird. Ziel ist es aufzuzeigen, wie sich die Interaktionen der Akteure an der Murg im Laufe der Geschichte entwickelten, und welchen Stellenwert ein nachhaltiger Umgang mit der Ressource Fisch hatte. So sind seit dem 15. Jahrhundert Ordnungen, Urkunden und Gerichtsurteile überliefert, die eine parallele Nutzung der Murg durch mehrere Akteure bei einem möglichst konstant bleibendem Fischbestand gewährleisten sollten. Im Zuge der Industrialisierung im Murgtal ab der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts verschwand diese Intention fast vollständig. Der Bau des Murgkraftwerks bildete den Schlusspunkt der grundlegenden Änderungen des Ökosystems der Murg im Rahmen der Industrialisierung, in deren Folge die Wanderung von Fischen wie dem Lachs über den Rhein in die Murg nicht mehr möglich war.

Autor: Tilman Wagle