Tote in Vitrinen - Ethische Überlegungen
Dem Wunsch nach Unsterblichkeit steht für den Menschen die Realität des Sterbens gegenüber. Wie kann ein Umgang mit der religiösen Freiheit, Ruhestätten vor Ausgrabungen zu schützen, gefunden werden?
Da offensichtlich der Wunsch nach Unsterblichkeit dem Menschen immanent zu sein scheint, er aber seit Anbeginn die Erfahrung machen musste, sein Sterben nicht verhindern zu können, verlegte er die Hoffnung auf Unsterblichkeit auf die Zeit nach seinem Tode.
Im Wüstensand Ägyptens wurden die Toten bestattet - und die Menschen machten die Erfahrung, dass diese dort nicht (immer) verwesten. Daraus erwuchs die Erkenntnis, dass der Körper erhalten werden muss, will der Mensch im Jenseits „überleben“. Der Körper ist dabei die Hülle, in der die Lebensenergie (Ka) und das ethische Zentrum der Persönlichkeit (Ba) wieder zusammenfinden. Archäologische Ausgrabungen und das museale zur Schau stellen der Mumien in weit entfernten Landen ist das Gegenteil des ursprünglichen Wollens.
Die Charta der Menschenrechte beinhaltet die Religionsfreiheit eines Jeden. Sie kann aber nur logisch sein, wenn sie auch postmortal wirken kann. Insofern müsste der Wunsch eines Sterbenden nach seinem Tode weiterhin Gültigkeit haben. In einigen noch heute gelebten Religionen, wie auch - mit Abstrichen - in unserer eigenen Gesellschaft, ist das gängige Praxis. Aber wie lange kann dieser postmortale Wunsch gelten? Und was ist mit den Überresten derer, die vor tausenden von Jahren (ihren Glauben) lebten - und den wir im Einzelnen evtl. nicht (mehr) kennen? Wie zolle ich dem Toten Respekt, der zwar gegen seinen (ausdrücklichen) Willen in der Museumsvitrine liegt, nach unserer Auffassung aber der Bildung und dem Interesse der Museumsbesucher heute zu dienen hat?
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