Hier stellen wir die aktuelle Kohorte des Pre-Doc Awards mit den Promotionsvorhaben vor. Außerdem gibt es Informationen für die Awardees – Predocs wie Postdocs.
Eindrücke vom Kickoff Event am 10.11.2022
Kohorte 2022/2023
Verschwörungsdenken in der Krise spätmoderner Kontingenzkultur
Einrichtung: Else-Frenkel-Brunswik Institut für Demokratieforschung (EFBI)
Abstract:
Kontingenz bezeichnet die gesellschaftliche Bewusstseinsform darüber, dass die Welt auch anders möglich ist. Sowohl soziale Handlungssituationen als auch die moderne Gesellschaft im Ganzen zeichnen sich unter den Bedingungen der Kontingenz also durch ihre prinzipielle Veränderlichkeit aus. Während Kontingenz damit einerseits als Möglichkeit und Freiheit, andererseits als Ungewissheit und Angst erlebt werden kann, soll im Rahmen des interdisziplinären Promotionsprojektes ebendiese Wahrnehmungsebene der Kontingenzerfahrung subjekttheoretisch erfasst und qualitativ-empirisch erforscht werden. Ziel ist es dann, kulturgeschichtlich variierende und mithin sozialstrukturell konfligierende Strategien der Kontingenzbewältigung innerhalb spätmoderner Gesellschaften zu rekonstruieren. Verschwörungsdenken soll in diesem Versuch einer Konturierung gegenwärtiger Kontingenzkulturen daraufhin als ein sozialpsychologischer Mechanismus identifiziert werden, der an Popularität gewinnt, sobald individuelle und gesellschaftliche Strategien der Kontingenzbewältigung in eine Krise geraten.

Periphere Modulation sensorischer Netzwerke
Einrichtung: Institut für Biologie
Abstract:
Die Modulation von Verhalten durch externe Stimuli, Erfahrungen und den internen Status ermöglicht es Tieren sich an ihre Umwelt anzupassen und zu überleben. Welche modulatorischen Mechanismen ermöglichen Verhaltensplastizität? In Insekten scheint Oktopamin neuronale Netzwerke an- und auszuschalten und somit tierisches Verhalten, wie olfaktorisches Lernen und lokomotorische Aktivität, in Abhängigkeit von externen und internen Stimuli zu regulieren und aufeinander abzustimmen.
Kürzlich haben wir zeigen können, dass oktopaminerge Neurone nahezu alle sensorischen Organe der Taufliege kontaktieren. Dies gibt uns zum ersten Mal einen Hinweis auf eine mögliche oktopaminerge Modulation von sensorischen Netzwerken direkt in der Peripherie. Deshalb werden wir nun diese periphere Modulation der Sensorik funktionell untersuchen, um zu einem besseren Verständnis der Verhaltensplastizität beizutragen.
Förderzeitraum:
November 2022 – März 2023
Identifizierung charakteristischer Hungersignaturen unter Verwendung einer Multi-Omic-Strategie bei Drosophila
Einrichtung: Helmholtz-Institut für Metabolismus-, Adipositas- und Gefäßforschung (HI-MAG) - Helmholtz Zentrum München an der Universität Leipzig und dem Universitätsklinikum Leipzig AöR / Medizinisches Department III – Endokrinologie, Nephrologie, Rheumatologie an der Universität Leipzig
Abstract:
Eine ausgewogene Energiehomöostase ist der Schlüssel zur Adipositas-Prävention beim Menschen. Drosophila stellt einen geeigneten Modellorganismus dar, um Veränderungen im menschlichen Stoffwechsel aufklären zu können. In den letzten Jahren haben Humanstudien Hinweise darauf geliefert, dass sowohl genetische Prädispositionen als auch epigenetische Veränderungen wie DNA-Methylierung und lebensstilbedingte Faktoren zur Entwicklung individueller Adipositas-Phänotypen beitragen. Wie bei anderen Wirbellosen wird auch bei Drosophila energiereiche schmackhafte Nahrung gegenüber schädlicher Nahrung bevorzugt. Unter bestimmten Umständen, wie z. B. Nahrungsentzug, überdenkt Drosophila jedoch ihre Abneigung, um zu überleben. Wir gehen davon aus, dass jeder neuronale Schalter auf Veränderungen auf mehreren Ebenen (Epigenom, Transkriptom, Proteom und Metabolom) beruht, daher zielt diese Studie darauf ab, spezifische Hungersignaturen für eine lebenswichtige Ernährungsstrategie zu identifizieren.
Förderzeitraum:
Oktober 2022 – März 2023
Minor Postwar Voices: Jüdische Philosophinnen und die Neugestaltung des jüdischen Denkens
Einrichtung: Theologische Fakultät
Abstract:
Das jüdische Denken nach 1945 wird mit dem Zusammenbruch der abendländischen Philosophie sowie des westeuropäischen jüdischen Denkens oft als ein Ort philosophischer und theologischer Experimente behandelt. Die kanonischen Darstellungen hierzu definieren diese Versuche jedoch durchweg in einem begrenzten Rahmen, nämlich vorrangig als ein von männlicher Seite ausgetragenes Denkprojekt. Das Projekt Minor Postwar Voices will einen Raum für das Studium weiblicher und feministischer Stimmen der jüdischen Philosophie innerhalb Deutschlands wie auch deren diasporischen Verbindungen zu Deutschland kreieren, um diese Diskrepanz zu beseitigen und das jüdische Denken der Nachkriegszeit neu zu gestalten.
Zeitpfeil und Nicht-Reziprozität
Einrichtung: Institut für theoretische Physik
Abstract:
Ziel des Projekts ist es, die Rolle nicht-reziproker Wechselwirkungen in bioaktiven Vielteilchensystemen besser zu verstehen, wobei der Schwerpunkt auf nicht-reziproken Phasenübergängen liegt. Diese stehen im Zusammenhang mit der Entstehung dynamischer Zustände, zum Beispiel makroskopischer Oszillationen oder laufenden Wellen. Für Gleichgewichtssysteme ist die Beziehung zwischen Phasenübergang und thermischen Fluktuationen recht gut verstanden, was für Nicht-Gleichgewichtssystemen weit weniger der Fall ist. Als mathematisches Werkzeug zur Quantifizierung der abweichenden Eigenschaften von Fluktuationen verwenden wir die Entropieproduktionsrate (EPR). Diese misst, inwieweit sich für Fluktuationen ein Zeitpfeil entwickelt. Basierend auf unseren bestehenden Resultaten wollen wir unserer Forschung auf eine breitere Klasse von Modellen ausdehnen und auch die EPR für endliche Zeit untersuchen.
Die epistemologische Funktion des inneren Sinns
Einrichtung: Institut für Philosophie
Abstract:
Denken kann auf zwei Arten vorgestellt werden: einerseits als aktiver Prozess des Urteilens und Schlussfolgerns, andererseits als ein Widerfahrnis. Häufig wird ein:e Denker:in, im Gegensatz zum bewussten Urteilen und Schlussfolgern, von Gedanken oder Vorstellungsbildern ‚mitgerissen‘, deren Produktion er:sie nicht bewusst angestoßen hat.
Dieser gleichzeitigen Aktivität und Passivität des Denkens trägt Kant mit seiner Unterscheidung zwischen ‚Verstand‘ und ‚Sinnlichkeit‘ Rechnung. Ein Vermögen, das die beiden „Stämme der menschlichen Erkenntnis“ zusammenführt, ist der innere Sinn. Obwohl eine Spezies der Sinnlichkeit, ist der innere Sinn der Ort, an dem sich das aktive (‚spontane‘) Denken vergegenständlichen muss.
Somit dient eine Analyse von Kants Theorie des inneren Sinns der Explikation eines Modells des Denkens, das sowohl dessen Aktivität als auch dessen Passivität gerecht wird.
Mothers and Brothers - Geschwister als Analysefenster zu den Ursprüngen geschlechtlicher Unterschiede im Lebensverlauf
Einrichtung: Wilhelm-Wundt-Institut für Psychologie
Abstract:
Trotz zurückgehender Ungleichheiten besteht heute in einkommensstarken Ländern weiterhin ein überraschend hohes Lohngefälle zwischen den Geschlechtern von etwa 40%. Psychologische Perspektiven weisen auf die Bedeutung soziokultureller Normen hin, die den Lebensverlauf von Frauen beeinflussen, zum Beispiel durch geschlechtsspezifische Sozialisierung in der Familie. Unser Ziel ist es, Auswirkungen des Geschlechts von vorhandenen Geschwistern auf relevante psychologische und ökonomische Variablen bei Frauen in verschiedenen Phasen des Lebensverlaufs zu untersuchen. Wir machen uns ein „natürliches Experiment“ zunutze: das zufällige Geschlecht des nächstjüngeren Geschwisters. Dabei integrieren wir psychologische Ansätze und Perspektiven aus der Geschlechterforschung, die sich auch kritisch mit der Reproduktion von Geschlechternormen innerhalb empirischer Forschung auseinandersetzen. Die Ergebnisse sollen zu einem besseren Verständnis darüber beitragen, wann, wo und wie bedeutsame geschlechtsspezifische Ungleichheiten entstehen.

Zur Erfassung von (früh)kindlicher Naturverbundenheit − konzeptuelle und methodische Voraussetzungen
Einrichtung: Leipziger Forschungszentrum für frühkindliche Entwicklung
Abstract:
Im Kontext des Klimawandels wurde Bildung als ein relevantes Kippelement zur Transformation hin zu einer klimaneutralen Gesellschaft identifiziert. Um neue Bildungsprogramme zu schaffen, müssen jedoch die Faktoren verstanden werden, die dazu beitragen, dass Individuen zu naturschützendem Verhalten neigen. Insbesondere Naturerfahrungen in der Kindheit scheinen ein wichtiger Anregungsfaktor für späteres naturschützendes Verhalten zu sein. Diese würden die Einstellung der Kinder zur Natur in positiver Hinsicht verändern, was unter dem Begriff ‚Naturverbundenheit‘ gefasst wird. So vielversprechend das Forschungsfeld um die Naturverbundenheit ist, so heterogen und unspezifisch sind die Definitionen und Messmethoden des Konstruktes, um dieses zu erfassen. Ziel dieses Forschungsprojektes ist es Maße, zur Erfassung von Naturverbundenheit zu entwickeln, um zu einem Verständnis der Faktoren zu gelangen, welche zu Naturverbundenheit bei Kindern führen.
Förderzeitraum:
Januar 2023 – April 2023
Bekenntnis in der Metamoderne. Eine Theologie der Haltung
Einrichtung: Institut für Praktische Theologie
Abstract:
Die Postmoderne ist vorbei und die Frage offen, welche Epoche sie abgelöst haben mag. Die am weitesten verbreiteten Begriffsbestimmungsversuche zeigen sich einig in der Beobachtung, dass die Moderne selbst noch nicht vorbei sei. Die Bezeichnung „Metamoderne“ und die damit verbundenen Annahmen sind unseres Erachtens als gegenwartshermeneutisches Analyseraster am besten geeignet für unsere Untersuchung. Dabei stehen die Konzeptionen „Bekenntnis“ und „Haltung“ für uns sowohl als Begriffe wie als Praktiken paradigmatisch für eine moderne Ungleichzeitigkeit des postmodern Gleichzeitigen. Dies gilt gleichermaßen für ihre religiösen wie nicht-religiösen, kulturellen und philosophischen, künstlerischen und feuilletonistischen Bedeutungsspektren – Aspekte, die für die gegenwärtige praktisch-theologische Forschung relevant sind.
Durch den taxonomischen Dschungel: Vorbereitung einer taxonomischen Revision der Gattung Toona M.ROEM. (Meliaceae)
Einrichtung: Institut für Biologie
Abstract:
Die Baum-Gattung Toona (ENDL.) M.ROEM. aus der Familie der Mahagoniegewächse (Meliaceae) wird in ihrem natürlichen Verbreitungsgebiet von Ost-Pakistan bis Ost-Australien als Holzlieferant sowie für andere sozio-ökonomische und kulturelle Anwendungen (zum Beispiel traditionelle Medizin, Nahrungsmittel) genutzt. Der langfristige Erhalt und Schutz der Gattung und ihrer Biodiversität werden jedoch durch eine Vielzahl offener Fragen erschwert: Weder die genaue Anzahl an Arten noch deren taxonomische Identität sind geklärt. Die genaue Verbreitung oder der Bedrohungsstatus einzelner Arten können daher nicht mit Sicherheit bestimmt werden.
Ziel des Projektes ist eine taxonomische Revision von Toona. Dies beinhaltet umfassende phylogenetische, morphologische und karyologische Analysen, deren Ergebnisse für eine sichere Abgrenzung der in der Gattung beinhalteten Arten unabdingbar sind.
Die Rolle der Jagd für städtische Eliten und städtisches Raum- und Ressourcenmanagement am Beispiel Leipzigs im 17. und 18. Jahrhundert
Einrichtung: Historisches Seminar
Abstract:
Die Jagd in vorindustriellen Epochen war eine ökonomisch und symbolisch zentrale Aktivität – auch abseits der großen Fürstenhöfe, die mit ihren Prunkjagden heute für Unwirtschaftlichkeit und moralisch fragwürdiges Herrscherverhalten stehen. Eine völlig unterschätzte Bedeutung kommt der Jagd bei der Organisation des städtischen Gemeinwesens zu. Ausgehend von einem vielversprechenden Quellenfund untersucht das Forschungsprojekt die Rolle der Jagd für die Stadt Leipzig im 17. und 18. Jahrhundert. Welche Bedeutung hatte das Jagdwesen für die territoriale und ökonomische Macht einer Stadt? Gab es Strategien, die begehrten Ressourcen Holz und Wild zu schützen, um sie dauerhaft verfügbar zu machen? Wie verhielten sich die Notwendigkeiten des Ressourcenmanagements zum hohen Prestigewert, dem der Jagd für die städtische Sozialdistinktion zukam? Diesen Fragen wird auf Grundlage einer umfassenden Neuerhebung von Quellenmaterial in sächsischen Archiven nachgegangen.
Förderzeitraum:
Januar 2023 – April 2023
Konzepte und Praktiken von Transnationalität in der frühen deutschen Arbeiterbewegung (1860er-1890er Jahre) – Netzwerke, Debatten und die Rolle der Frauen
Einrichtung: Research Centre Global Dynamics (ReCentGlobe)
Abstract:
Die deutsche Arbeiterbewegung geht 1890 gestärkt aus Jahrzehnten staatlicher Repression hervor und hat eine internationale Vorbildrolle erreicht. Verschieden Faktoren haben zu ihrem Überleben und Wachsen in den Jahrzehnten nach den Revolutionen von 1848/49 beigetragen und wurden erforscht. Dieses Dissertationsprojekt soll eine neue Perspektive hierauf ergründen und fragt, welche Rolle internationale Kontakte, aktivistische Netzwerke und politisch motivierte Mobilität in der Phase der „Überwinterung“ gespielt haben. Das Projekt verbindet historische Migrationsforschung und Biographieforschung mit der Frühgeschichte der deutschen Arbeiterbewegung, und betrachtet insbesondere die weniger erforschte Periode der 1860er bis 1880er Jahre. Dabei soll auch die Rolle von Frauen innerhalb dieser transnationalen Prozesse hervorgehoben werden: Frauen in der Arbeiterbewegung kommen meist erst nach 1890 in den Fokus der Forschung. Dieses Projekt soll ihren Beitrag, und die Möglichkeiten ihrer Teilnahme an der Bewegung vor 1890 beleuchten.

Charakterisierung von Antigen-reaktiven T-Zellen bei schwerem equinem Asthma
Einrichtung: Institut für Immunologie
Abstract:
Asthma ist eine Krankheit, die neben Menschen auch Pferde betrifft. Bis zu 20% der adulten Pferdepopulation leiden unter der schweren Form mit starken Auswirkungen auf das Wohlbefinden durch Atemnot.
Zur Krankheitsentstehung bei Pferden ist zwar bekannt, dass Asthma eine Überreaktion des Immunsystems auf Bestandteile des Heustaubes darstellt, aber nicht auf welche relevanten Partikel (Antigene). Darüber hinaus ist unbekannt, ob es eine Allergie darstellt. Dies verhindert im Moment eine abgestimmte Behandlung erkrankter Tiere sowie eine optimierte Vorbeugung durch Elimination der kritischen Bestandteile aus der Umgebung.
Wir wollen diese Krankheitsentstehung untersuchen, mit besonderem Augenmerk auf die Spezifität der T-Zellen, da diese auch wichtige Ziele einer Immuntherapie darstellen. Auch versuchen wir hierbei, die Art der Überreaktion (allergische oder nicht-allergisch) zu identifizieren.

Orient- und Islambilder in der Deutschen Demokratischen Republik
Einrichtung: Orientalisches Institut
Abstract:
Die deutsche Migrationsgeschichte beginnt in der Forschungsliteratur zumeist mit der Anwerbung sogenannter türkischer Gastarbeitender in die Bundesrepublik Deutschland. Unsichtbar bleiben hingegen die Erfahrungen von Menschen, die beispielsweise aus Algerien, Syrien oder dem Irak als Vertragsarbeitende, Studierende oder auch politische Exilant:innen in die Deutsche Demokratische Republik kamen. Stattdessen wird mit der verhältnismäßig geringen Anzahl der „Migrationsanderen“ in der DDR und Ostdeutschland eine ostspezifische Fremdenfeindlichkeit attestiert und plausibilisiert.
In meinem Promotionsvorhaben werde ich anhand von narrativen Interviews und Primärquellen wie MfS-Akten, Schulmaterialien und Zeitungsartikeln Aufschluss darüber gewinnen, was wie, durch wen und warum über den Orient und den Islam in der DDR sagbar war. Im Mittelpunkt stehen dabei Fragen nach der Wiederkehr historisch tradierter Bilder, die Konstruktion neuer Deutungshorizonte sowie diskursive Ereignisse, die einen Wandel in der Wahrnehmung des ‚muslimischen Anderen‘ beförderten.
Einfluss des Fettgewebes auf das Metastasierungsrisiko von Krebs
Einrichtung: Peter-Debye-Institut für Physik der weichen Materie
Abstract:
Adipozyten oder Fettgewebszellen sind eine ideale zweite Energiequelle für Krebszellen, da sie einen sauerstoffunabhängigen Stoffwechselweg bieten, der das Entkommen der Krebszellen aus Primärtumoren erleichtern könnte. In diesem Projekt werden wir den Einfluss von Fettgewebe auf die Invasionseigentschaften von Krebszellen untersuchen, indem wir aus verschiedenen Zelllinien, die mit Fettzellen kokultiviert wurden, Zellhaufen, sogenannte Sphäroide, bilden und diese in eine künstliche Kollagenmatrix einbetten. Die Zellen auf der Oberfläche des Sphäroids interagieren mit der Kollagenmatrix, indem sie Zugkräfte auf das Kollagennetzwerk ausüben. Wir stellen die Hypothese auf, dass Adipozyten das Kräftegleichgewicht zwischen Zell-Zell-Adhäsion, die die Zellen innerhalb des Sphäroids hält, und Zell-Kollagen-Adhäsion, die einzelne Zellen aus dem Sphäroid herauszieht, verändern und dadurch ein weiteres Eindringen der Zellen in die Umgebung zur Bildung von Metastasen erleichtern.
Der Einfluss von Pestiziden auf Wildtiere und Mensch in den Palmölplantagen Malaysias
Einrichtung: Institut für Biologie
Abstract:
Industrie und Wirtschaft Südostasiens profitieren von der weltweit steigenden Nachfrage nach Palmöl. Die oft nicht nachhaltige Bewirtschaftung der steigenden Anzahl an Ölpalm-Monokulturen, einschließlich des Einsatzes von Chemikalien, hat jedoch stark negative Auswirkungen auf die Ökosysteme und ihre Artenvielfalt. In unserem geplanten Projekt wollen wir Pestizid-Metaboliten in chemischen Proben des südlichen Schweinsaffen (Macaca nemestrina) untersuchen, welcher oft in der Wald-Ölpalmen-Matrix in Malaysia nach Nahrung sucht. Die Daten zur Pestizid-Belastung der Makaken wollen wir dann mit dem Gesundheitszustand und der Fitness der Wildtiere in Verbindung setzen, um die Auswirkung der Pestizide auf die Affen bewerten zu können. Zudem wollen wir durch Fragebögen und Gespräche vor Ort mehr über den Einfluss der Pestizide auf Plantagenmitarbeiter und Anwohner herausfinden. Unseren Ergebnissen sollen handfeste wissenschaftliche Argumente für Nachhaltigkeitsinitiativen liefern, die sich für nachhaltigere Richtlinien für Unternehmen einsetzen.
Eindrücke vom Final Symposium am 20.09.2022
Kohorte 2021/22
Zwischen Meinung und Verallgemeinerung: perspektivierte Positionierungspraktiken im Diskurs über Schwangerschaftsabbrüche in deutsch-polnischem Kontrast
Einrichtung: Institut für Germanistik
Abstract:
Themen rund um reproduktive Rechte, besonders den Schwangerschaftsabbruch, sind von hoher Bedeutung sowohl für individuell betroffene Personen als auch für die gesamte Gesellschaft und Politik. In gesellschaftliche Diskurse über Abtreibung sind daher persönliche Sichtweisen eingebettet, die auf Basis der Eigenerfahrung und Eigenmoral geäußert werden. Folglich entsteht ein Spannungsverhältnis zwischen sprachlich subjektiver Perspektivierung und Generalisierungen, die Anspruch auf Allgemeingültigkeit erheben. Im digitalen Zeitalter werden die Themen dabei nicht nur massenmedial behandelt, sondern an der Debatte nehmen auch Nutzer:innen sozialer Medien teil, die sich auf hoch polarisierenden Plattformen wie Twitter positionieren, was zu einer Mehrzahl an eingenommenen Perspektiven führt.
Ziel meines Projekts ist es, anhand von Twitter-Daten aus deutsch- und polnischsprachigen Diskursen über Schwangerschaftsabbrüche und mittels diskurslinguistischer Methoden Praktiken auszuarbeiten, mit denen Positionen gegenüber Abtreibung in Bezug auf ihre Gültigkeit perspektiviert werden. Dazu werden insbesondere grammatische Konstruktionen gebraucht, die wiederkehrend im Diskurs auftreten. Mit den perspektivierenden Praktiken markieren Akteur:innen im Diskurs ihren subjektiven Bezug zu der ausgedrückten Position oder verallgemeinern deren Gültigkeit auf eine bestimmte Gruppe beziehungsweise auf den gesamten Restdiskurs. Damit trägt das Projekt zu dem Verständnis bei, wie gesellschaftlich brisante Themen in einem öffentlichen Rahmen ausgehandelt und welche Strategien dabei verwendet werden.
Die semantisch-syntaktische Schnittstelle von Zeitformen
Einrichtung: Institut für Linguistik
Abstract: In einigen germanischen Sprachvarietäten kann ein und dieselbe morphologische Zeitform verwendet werden, um auf vergangene Ereignisse mit unterschiedlichen Zeitpunkten zu referieren. Dieses Projekt befasst sich mit folgender Frage: Wie können die variablen Interpretationsmöglichkeiten dieser Formen in einem semantisch-syntaktischen Schnittstellensystem dargestellt werden, wie es die Tradition der Generativen Syntax (Chomsky 1965 ff.) annimmt und unterstützt? Das Ziel unserer Forschung ist es, eine konkrete Analyse des Phänomens der zeitlichen Interpretationsvariabilität in den Sprachvarietäten zu liefern. Diese Analyse soll verallgemeinert werden, um unser Gesamtverständnis der Interaktion von Ereignis- und Referenzzeitspezifikationen in den lexikalischen Repräsentationen der verbalen Zeitform in der Universalgrammatik zu erweitern.
Entdeckung von katalytischen RNAs und Untersuchung ihrer Struktur und Biochemie
Einrichtung: Institut Für Biochemie
Abstract: Ribozyme sind Ribonukleinsäuren (RNAs), die chemische Reaktionen durchführen. Von den fünfzehn verschiedenen Ribozymklassen, die in der Natur bekannt sind, sind zehn selbstspaltend. Diese Ribozyme schneiden ihre eigene Phosphatrückgratstelle durch eine Umesterungsreaktion gezielt in zwei Teile. Kürzlich wurden mehrere neue selbstspaltende Ribozymklassen und Strukturvarianten bekannter Klassen entdeckt. Dies deutet darauf hin, dass es noch viele weitere Ribozyme zu entdecken gibt. Daher wollen wir eine kürzlich entwickelte RNA-seq-Methode namens SCRibo seq anwenden, um neue Ribozyme in Bakterien und Eukaryoten zu identifizieren. Anschließend werden wir diese Ribozyme biochemisch charakterisieren und ihre 3D-Struktur mit Hilfe der Röntgenkristallographie aufklären, um genauere Einblicke in ihren Spaltungsmechanismus zu erhalten. Diese Erkenntnisse werden unser Wissen über die Struktur und Biochemie von Ribozymen erweitern und dazu beitragen, ihre biologische Rolle zu entschlüsseln, indem wir ihre ausgedehnte Verteilung genau untersuchen.
Untersuchung der Wirksamkeit narrativer Konzeptwechseltexte zur Förderung des Systemdenkens von Schüler:innen in biologischen Kontexten
Einrichtung: Institut für Biologie
Abstract: Systemdenken ermöglicht die verantwortungsbewusste Teilhabe an gesellschaftlichen Entscheidungsprozessen zu komplexen Themen wie Klima, Biodiversität oder nachhaltiger Ressourcennutzung. Schüler:innen fällt es oft schwer, biologische Systeme zu verstehen. Insbesondere dynamische Systemeigenschaften wie beispielsweise Veränderungen im Zeitverlauf stellen eine Herausforderung für sie dar. In diesem Projekt werden deswegen Maßnahmen zur Förderung des (dynamischen) Systemdenkens von Schüler:innen erprobt. Im Fokus steht die Wirksamkeit sogenannter Konzeptwechseltexte. Konzeptwechseltexte können zu einem besseren Verständnis biologischer Systeme beitragen, indem sie an vorhandene Vorstellungen der Lernenden anknüpfen, diese gezielt problematisieren und fachlich angemessene Konzepte als fruchtbare Alternative zu ihren eigenen Vorstellungen anbieten. Das Projekt entwickelt im ersten Schritt narrative Konzeptwechseltexte zum Ökosystem Städtische Brachflächen auf Grundlage vorunterrichtlicher Vorstellungen von Schüler:innen. Diese Vorstellungen werden mit Hilfe von Kleingruppendiskussionen erhoben und in einem qualitativ-inhaltsanalytischem Verfahren rekonstruiert. Im zweiten Schritt untersucht das Projekt die Wirksamkeit der entwickelten Konzeptwechseltexte in kontrollierten Teaching Experiments. Langfristig soll das Projekt Einblicke in systembezogene Lernprozesse von Schüler:innen ermöglichen sowie Rückschlüsse über die Wirksamkeit narrativer Konzeptwechseltexte in verschiedenen biologischen Kontexten zulassen.
Rekonstruktion der Veränderungen des Luftmassenmusters während des späten Quartärs über dem Atlasgebirge, Marokko (Reconstruction of Air Masses Pattern, RAMP)
Einrichtung: Institut für Geographie
Abstract: Der nordafrikanische Wüstenrand im Mittelmeerraum ist eines der Gebiete, die am empfindlichsten auf den fortschreitenden Klimawandel reagieren. Tatsächlich hat dieses Gebiet zwischen 1901 und 2012 einen der größten Temperaturanstiege (> 2 K) verzeichnet. Die Verbesserung der Szenarien für die künftige Klimaentwicklung (Horizont 2100) erfordert ein modernes Verständnis der Reaktion natürlicher Systeme auf abrupte Klimaänderungen, die vor dem Industriezeitalter stattfanden. Ein bereits geborgenes Seesediment aus dem Mittleren Atlasgebirge ermöglicht dekadische bis hundertjährige Untersuchungen von abrupten Umweltreaktionen während der letzten 12.000 Jahre (Holozän). Die auffälligste abrupte und schwerwiegende Klimaänderung des Holozäns in Nordafrika ist die rasche Aridifizierung der Sahara (Ende der Afrikanischen Feuchtperiode/African Humid Period; AHP). Sie fand um 4500 Jahre v. Chr. statt, aber die Geschwindigkeit und sogar der Zeitraum dieses Übergangs sind immer noch umstritten. Im Rahmen des Pre-Doc-Projekts werden wir die Isotopenzusammensetzungen von Strontium (Sr), Neodym (Nd) und Blei (Pb) aus diesen Sedimentaufzeichnungen verwenden, die sehr spezifisch für bestimmte geologische Formationen in Nordafrika sind, um die Herkunftsgebiete des Staubs zu rekonstruieren. Unser Pre-Doc-Projekt konzentriert sich auf die folgenden Schlüsselfragen: (1) Wie hat sich die äolische und ökologische Reaktion Nordafrikas auf rasche Klimaänderungen entwickelt? (2) Wann ist das Ende der AHP erreicht, insbesondere wann und mit welcher Geschwindigkeit verändert sie sich?
Einfluss der subzellulären Lokalisation des Succinatrezeptors auf dessen Signaltransduktion und den zellulären Metabolismus
Einrichtung: Rudolf-Schönheimer-Institut für Biochemie
Abstract: G-Protein-gekoppelte-Rezeptoren (GPCR) stellen die größte Familie von Membranproteinen dar. Eine große Zahl und Vielfalt chemischer Signalmoleküle (Ionen, Amine, Lipide, Aminosäuren, Peptide, Nukleotide) können GPCR aktivieren und so unterschiedlichste physiologische Prozesse beeinflussen. Es gibt zunehmend Hinweise darauf, dass GPCR nicht nur von der Zelloberfläche aus signalisieren können, sondern auch von intrazellulären Kompartimenten (Endosomen, Lysosomen oder Mitochondrien) aus. Das ist besonders relevant im Kontext von metabolite-sensing GPCR, da diese durch Metabolite aktiviert werden, die im Inneren der Zelle produziert werden.
Initiale Untersuchungen der subzellulären Verteilung des Succinatrezeptors SUCNR1 zeigten eine Lokalisation des Rezeptors sowohl an der Zelloberfläche als auch in Endosomen. Succinat ist ein intrazellulärer Metabolit, der im Citratzyklus, d.h. einem sehr zentralen Stoffwechselweg der Mitochondrien, gebildet wird.
Wir wollen untersuchen, wodurch die Lokalisation und das Trafficking des SUCNR1 beeinflusst werden und ob dieser von Endosomen aus signalisieren kann. Zuletzt möchten wir die Frage beantworten, ob und wenn ja wie die Lokalisation des Rezeptors den zellulären Metabolismus beeinflusst und vice versa.
Redoxchemie gemischt anionischer Seltenerdmetallverbindungen
Einrichtung: Institut für Mineralogie, Kristallographie und Materialwissenschaft
Abstract: Übergangsmetalloxidbasierte Batteriematerialien, wie V2O5, besitzen eine hohe spezifische Energie und Leistung, leiden jedoch unter niedrigen Ionendiffusionskoeffizienten und moderaten elektrischen Leitfähigkeiten, welche ihre technische Anwendung einschränken. Im Vergleich zeigen entsprechende Selenide vielversprechendere Eigenschaften, sind jedoch wenig umweltstabil und hinsichtlich ihrer Produktionsmenge eingeschränkt. Gemischtanionische Seltenerdmetall-Übergangsmetall-Oxid-Selenide versprechen hingegen eine flexiblere Veränderung des Oxidationszustandes des Übergangsmetalls, was zu einer Stabilisierung des Funktionsmaterials und einer höheren Insertionsrate mit beispielsweise Alkalimetallen wie Lithium führen würde. Zusätzlich können magnetische Eigenschaften durch das Seltenerdelement angepasst werden. Die Verbindungen sind sehr stabil und resistent gegenüber Umwelteinflüssen. Ziel des Projektes ist es Alkali-Seltenerdmetall-Übergangsmetall-Oxid-Selenide strukturell zu charakterisieren, als Kathodenmaterial in elektrochemischen Experimenten einzusetzen, sowie magnetische und elektrochemische Eigenschaften zu bestimmen. Es werden weiterhin Strategien entwickelt um deren Anwendbarkeit als Funktionsmaterial zu optimieren.
Loyale Abweichung in Gefahr
Einrichtung: Wilhelm-Wundt-Institut für Psychologie
Abstract: Sozialer Wandel ist ein Schlüsselthema für Gesellschaften, die sich an ein sich veränderndes Umfeld anpassen und wirksam auf Krisen reagieren wollen. In der Sozialpsychologie hat sich die Forschung zu sozialem Wettbewerb und sozialem Wandel häufig darauf konzentriert, Prädiktoren für den kollektiven Protest benachteiligter Gruppen zur Verbesserung ihrer Situation zu ermitteln. Globale Dynamiken wie die Klimakrise erfordern jedoch, dass Menschen aus privilegierten Gruppen den Status quo in Frage stellen, auch wenn sie selbst vielleicht nicht unmittelbar geschädigt werden. Wir schlagen eine neue psychologische Perspektive auf die Umstände vor, die diese Art von Verhalten auf individueller Ebene ermöglichen: Indem wir die Forschung zur Normabweichung mit der Forschung zur psychologischen Bedrohung verbinden, wollen wir prüfen, ob die wahrgenommene Bedrohung, die oft durch soziale Krisen hervorgerufen wird, Möglichkeiten für einen sozialen Wandel bieten kann. Konkret wollen wir untersuchen, inwieweit das Erleben einer Bedrohung der persönlichen Kontrolle die sogenannte loyale Abweichung, d.h. die Bereitschaft von Individuen, schädliche soziale Normen einer Gruppe, mit der sie sich identifizieren, in Frage zu stellen, erhöhen oder verringern kann. Wir planen, diese Forschungsfrage empirisch zu untersuchen, indem wir experimentelle Studien durchführen, die sich auf verschiedene Aspekte dieses Phänomens konzentrieren.
Partizipative Entwicklung von digitalen Adipositas-Therapieansätzen für Kinder und Jugendliche
Einrichtung: Institut für Gesundheitssport und Public Health
Abstract: Adipositas betrifft als komplexes Public Health Problem weltweit einen hohen Anteil der Allgemeinbevölkerung. Kinder und Jugendliche sind in dieser Gruppe von besonders hoher Relevanz, da sich Gewicht und Lebensweisen in diesem Alter manifestieren. Die aus Übergewicht resultierenden Begleit- und Folgeerkrankungen wie Diabetes Typ 2 oder Hypertonie sind mit einer hohen Krankheitslast verbunden und verursachen langfristig eine hohe ökonomische Belastung für das Gesundheitssystem. Somit besteht die Notwendigkeit, Adipositas früh entgegenzuwirken. Maßnahmen zur Gewichtsreduktion wurden bereits im Rahmen von Therapie gestaltet. Bisherige Möglichkeiten fokussieren Veränderungen im Ernährungs- und Bewegungsverhalten, beachten aber nicht den individuellen Lebensstil der Zielgruppe. Durch die zunehmende Digitalisierung und die Corona-Pandemie sind digitale Medien (als Zielgröße und methodisches Mittel) von hoher Relevanz für die Therapiekonzeption. So ermöglichen digitale Medien eine erhöhte Erreichbarkeit der Patienten und überwinden infrastrukturelle, räumliche Zeitliche Barrieren, wodurch die Programmteilnahme und –effizienz gestärkt werden kann. Die Auseinandersetzung mit digitalen Medien als ätiologischer Faktor und didaktisches Mittel bzw. Interventionsinstrument bietet somit die Möglichkeit Therapieansätze zu revolutionieren. Vor dem Hintergrund der geringen Wirksamkeit bestehender Maßnahmen stellen sich somit folgende Fragen: Welches Medien- und Therapieverhalten zeigen Akteure? Welche digitalen Technologien und Materialien eigenen sich für eine alltagsgerechte Ansprache? Wie kann ein direkter Einbezug der Zielgruppe in die Therapiegestaltung gewährleistet werden? Für die Beantwortung der Fragen bedarf es zunächst einer systematischen Literaturanalyse zur Generierung evidenzbasierter Strategien. Darauf aufbauend folgt die Integration relevanter Akteure mittels Stakeholderbefragungen. Auf Basis deren Einschätzungen zu Hindernissen, Rahmenbedingungen und Bedürfnissen der Zielgruppe werden Informationen über aktuelle Medienverhalten, organisatorische Voraussetzungen und spezifische Barrieren gewonnen. Die hieraus resultierenden Konzeptableitungen dienen dazu, zukünftig digitale Interventionsstrategien zu entwickeln, zu pilotieren um sie hinsichtlich ihrer Wirksamkeit zu überprüfen.
Die Entwicklung der symbolischen Kommunikation im Alphabetisierungsprozess
Einrichtung: Institut für Bildungswissenschaft
Abstract: In allen soziokulturellen Kontexten stützt sich unsere Teilnahme an sozialen Interaktionen auf grafische Symbole, Gesten und andere symbolische Artefakte. Das Studium der symbolischen Kommunikation bietet einzigartige Einblicke in die kognitiven Fähigkeiten des menschlichen Geistes. Mit Hilfe eines interdisziplinären, experimentellen Rahmens zielt unsere geplante Forschung darauf ab, das Verständnis von Kleinkindern für die Symbol-Referenz-Beziehung im grafischen Bereich während verschiedener Phasen des Schriftspracherwerbs besser zu verstehen. In einfachen und interaktiven Experimenten mit Touchscreens werden Vorschulkinder mit Szenarien konfrontiert, in denen sie grafische Kommunikationsmittel auswählen oder spontan erfinden müssen, um grundlegende Koordinationsprobleme zu lösen. Diese Arbeit soll die aktuellen Debatten in der Entwicklungspsychologie, der kognitiven Anthropologie und der empirischen Pädagogik voranbringen.
Kognitive Grundlagen der pragmatischen Sprachentwicklung bei Kindern
Einrichtung: Institut für Bildungswissenschaften
Abstract: Die Fähigkeit, flexibel und kontextabhängig die intendierte Bedeutung hinter den Worten anderer zu rekonstruieren und sich selbst kontextangemessen auszudrücken, nennt man Sprachpragmatik. Obwohl Sprachpragmatik vom Säuglingsalter an zentral für die kindliche Sprachentwicklung und von massiver Bedeutung für die tägliche Kommunikation und die soziale Interaktion mit anderen ist, fehlt es an Forschung zu ihrer ontogenetischen Entwicklung und der ihr zugrundeliegende kognitiven Struktur. Ziel des Projektes ist es, diese Forschungslücken zu schließen. Dazu sollen verschiedene pragmatische Fähigkeiten, ihre Korrelate und Prädiktoren bei Kindern im Kindergartenalter längsschnittlich erhoben werden. Basierend auf bisheriger Forschung werden die drei großen kognitiven Domänen formale Sprachfähigkeit, Theory of Mind und exekutive Funktionen als Prädiktoren im Fokus stehen. Außerdem wird die ökologische Validität sprachpragmatischer Labortests und die Beziehung der verschiedenen pragmatischen Fähigkeiten zueinander untersucht werden.
Öffentliches Amt und digitale Inszenierung. Rekonstruktion oder Dekonstruktion geistlicher Autorität in Social Media.
Einrichtung: Institut für Praktische Theologie
Abstract: Ein Pfarrer, mit Talar bekleidet, spielt Fußball auf einer Wiese. Er nimmt Anlauf, der Talar weht im Wind, der Ball fliegt und landet im hohen Bogen im Tor. Zu sehen ist diese Szene in einem Instagram-Reel. Nicht erst die Coronapandemie hat gezeigt, dass dem Internet und allem voran den Sozialen Medien wie Instagram eine enorme Bedeutung zukommt. Auch Pfarrer:innen sind längst auf der zum Facebook-Konzern gehörenden Social-Media-Plattform vertreten. Sie posten Bilder, fügen diesen eine Bildunterschrift hinzu und treten mit anderen Nutzer:innen in Kontakt. Netzwerke wie yeet, das dem Gemeinschaftswerk der Evangelischen Publizistik gGmbH (GEP) angegliedert ist, oder das ökumenische Netzwerk ruach.jetzt sammeln, unterstützen und vernetzen einige von ihnen. Unter dem Hashtag #digitaleKirche sind jedoch weit mehr Pfarrer:innen, Christ:innen und an religiösen Themen Interessierte auf Instagram vertreten und aktiv.
In unserem Projekt wollen wir anhand einer qualitativ-empirischen Studie diese bereits vorhandene Realität vieler Pfarrer:innen wahrnehmen und analysieren, wie sich öffentliches Amt und digitale Inszenierung zueinander verhalten, wie sich pastorale Identität auf Instagram darstellt, was dort mit welchen Mitteln kommuniziert wird und was sich daraus für die klassischen pastoraltheologischen Fragen nach Amt und Person, Geschlechterrollen und dem Verhältnis von Amt und Gemeinde ergibt.
Im Zweifel für die Freiheit? Kontroversen um die Autonomie der Kunst und die neue Macht des Publikums
Einrichtung: Institut für Kulturwissenschaften
Abstract: Das geplante Projekt befasst sich mit der Autonomie der Kunst. Untersucht wird sie anhand von aktuellen „Kunstskandalen“, bei denen sich die Debatten früher oder später auch um die Frage der Kunstfreiheit und ihrer Grenzen drehten. Neben einer differenzierten Analyse einer Reihe von Skandalen soll gefragt werden, ob diese Vorfälle und die daraus folgenden Diskurse um die Kunstautonomie auf eine Verschiebung des Verhältnisses von Publikums- und Leistungsrollen hinweisen, wodurch sich möglicherweise Deutungshoheiten und Legitimationsmechanismen im Kunstfeld zugunsten des Publikums verschieben. Das Promotionsprojekt wird in ein Forschungsprojekt eingebettet, das sich mittels vergleichender Forschung vor allem mit der Frage beschäftigen wird, ob die für das Kunstfeld beobachteten Konfliktlinien (beispielsweise im Verhältnis von Expert:innen und Laien) auch in anderen Gesellschaftsbereichen sichtbar werden. Forschungen zur Autonomie der Kunst würden so zum Ausgangspunkt grundlegender Fragen nach gegenwärtigen Prozessen sozialen Wandels.
Is the subject an object? - A first-personal approach to intentionality.
Einrichtung: Institut für Philosophie
Abstract: Als Menschen sind wir Subjekte von Gedanken, Wünschen, Wahrnehmungen, etc. In der Philosophie ist es heute üblich, das menschliche Subjekt als einen Gegenstand zu behandeln. Diese Auffassung bestimmt auch unser Verständnis der Gerichtetheit („Intentionality“) des Subjektes auf den Gegenstand, der gedacht, gewünscht oder wahrgenommen wird. Das Promotionsprojekt bemüht sich um ein Verständnis dieser Gerichtetheit, das das Subjekt nicht vergegenständlicht.
In der analytischen Philosophie wird die Gerichtetheit des Subjektes auf etwas üblicherweise als Beziehung zweier Gegenstände aufgefasst – des Subjektes und dessen, worauf es gerichtet ist. Die in dieser Auffassung implizite Vergegenständlichung des Subjektes ist jedoch problematisch. Als Subjekte wissen wir von uns selbst nicht dadurch, dass wir auf uns selbst als Gegenstand gerichtet sind, sondern dadurch, dass wir diejenigen sind, die auf einen Gegenstand gerichtet sind. Das Verständnis der Gerichtetheit, das im Promotionsprojekt entwickelt wird, wird die Weise, auf die das Subjekt in dieser Art von Selbstwissen auftritt, in den Vordergrund stellen.
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