Die Verbindung mit der vietnamesischen Partner-Universität bestand schon zu DDR-Zeiten, unter anderem hat Dr. Le Tuyet Nga, die Koordinatorin des gemeinsamen Studiengangs auf Hanoier Seite, im Jahr 1989 in Leipzig am Institut für Germanistik promoviert.
Im Jahr 2012 wurde der Faden wieder aufgenommen und eine vom Deutschen Akademischen Austauschdienst bis 2021 geförderte Germanistische Institutspartnerschaft (GIP) eingerichtet. Übergeordnetes Ziel der Kooperation war und ist es, die Lehre und Forschung im Fach Deutsch als Fremdsprache / Deutsch als Zweitsprache sowie Germanistik auf beiden Seiten durch die Intensivierung und Institutionalisierung der Zusammenarbeit zu fördern und weiter zu entwickeln.
Ein wesentliches Vorhaben der GIP war daneben die Einrichtung eines binationalen Masterstudiengangs „Deutsch als Fremd- und Zweitsprache im vietnamesisch-deutschen Kontext“/„German Linguistics“. Durch intensive Workshops und Abstimmungsprozesse konnte dies im Jahr 2016 an unserer Universität bzw. 2017 an der University of Languages and International Studies in Hanoi beschlossen werden, zum Wintersemester 2017/2018 wurden die ersten Studierenden immatrikuliert. Die Studierenden werde individuell stark durch die International Credit Mobility Linie von Erasmus+ gefördert.
- „Mit dem Studiengang möchten wir in erster Linie den jungen Menschen an beiden Universitäten eine hervorragende Ausbildung zu Deutschlehrenden und wissenschaftlichem Nachwuchs ermöglichen. Zum einen bekommen sie die Möglichkeit, ihre Wissenschafts- und interkulturelle Kompetenz, ihre Dynamik und Kreativität sowie ihr Verantwortungsbewusstsein zu entwickeln. Zum anderen werden sie dazu befähigt, in einem multinationalen und multikulturellen Umfeld zu arbeiten und somit ihre Berufschancen bestens zu nutzen.“
(Dr. Le Tuyet Nga)
Die Zusammenarbeit zwischen den zwei Universitäten hat jedoch auch über die GIP-Förderung und den gemeinsamen Studiengang hinaus Bestand. Im Jahr 2017 startete beispielsweise das gemeinsame Forschungsvorhaben „Vietnamesisches Lernerkorpus“ (VielKo), eine Kooperation der GIPs zwischen der Universität Leipzig und der ULIS sowie zwischen der Universität Gießen und der Universität Hanoi. Es wurde gemeinsam an der Erhebung und Aufbereitung eines Lernersprachkorpus in Vietnam gearbeitet; dieses Vorhaben wurde als offizielles Forschungsprojekt von der ULIS gefördert und inzwischen fertiggestellt. Das Korpus stellt eine wichtige empirische Arbeitsgrundlage für Abschlussarbeiten und wissenschaftliche Forschung dar und strahlt weit über die beiden Institutionen hinaus.
Daneben gibt es auch eine intensive Zusammenarbeit zwischen der ULIS und dem Institut für Angewandte Linguistik und Translatologie (IALT) unserer Universität, vor allem mit Prof. Carsten Sinner, insbesondere bei der Betreuung von Nachwuchswissenschaftler:innen, der Durchführung von Workshops an der VNU und bei gemeinsamen Publikationen mit Kolleg:innen in Hanoi. Längere Zeit war auch das Institut für Wirtschaftspädagogik mit in den Austausch eingebunden, hauptsächlich der leider viel zu früh verstorbene Prof. Fritz Klauser.
Nach dem pandemiebedingten Krisenmodus der letzten zwei Jahre freuten sich alle über ein persönliches Wiedersehen. Während Ihres 7-tägigen Besuchs besuchten die Gäste aus Vietnam unter anderem die Bibliotheca Albertina zu einer Führung, machten gemeinsam mit Studierenden und Alumni des Masterstudiengangs einen Stadtrundgang und eine Campusführung sowie eine Exkursion nach Naumburg und Dresden. Aber auch der fachliche Austausch kam nicht zu kurz: so wurden Gespräche mit der Stabsstelle Internationales geführt, ein Treffen mit dem Studienbüro der Philologischen Fakultät organisiert und Pläne mit dem IALT geschmiedet.
Höhepunkt des Besuchs war am 4. Juli eine feierliche Alumni- und Festveranstaltung zum fünfjährigen Bestehen des gemeinsamen Masterstudiengangs „Deutsch als Fremd- und Zweitsprache im vietnamesisch-deutschen Kontext“/„German Linguistics im Alten Senatsaal der Universität. Dabei sprachen die Koordinatorin bzw. der Leiter des Studiengangs Dr. Le Tuyet Nga und Prof. Dr. Christian Fandrych und bedankten sich vor allem bei allen unterstützenden Instanzen beider Universitäten, die auch das Überstehen der letzten zwei Pandemiejahre möglich machten, sowie bei den Studierenden und Alumni. Der Prorektor für Campusentwicklung: Kooperaton und Internationalisierung, Prof. Dr. Matthias Middell, betonte, dass ohne die vorhandene Begeisterung und Leidenschaft der Studierenden, Studiengangsverantwortlichen und Mitarbeiter:innen der Rahmen aus Studienordnungen und Curricula nicht mit Leben gefüllt werden könne. Auch die Prorektorin der University of Languages and International Studies der VNU, Prof. Dr. Ha Le Kim Anh, der Dekan der Philologischen Fakultät, Prof. Dr. Beat Siebenhaar, der geschäftsführende Direktor des Herder-Instituts, Prof. Dr. Erwin Tschirner, und der Leiter der Abteilung für postgraduale Ausbildung der ULIS, Dr. Huynh Anh Tuan, bedankten sich für die langjährige fruchtbare Zusammenarbeit und betonten die Leuchtturmfunktion des Studiengangs. Einen unterhaltsamen Beitrag zur Veranstaltung lieferten die (auch digital) anwesenden Studierenden und Alumni, in dem sie Erinnerungen, Aha-Erlebnisse und Höhepunkte ihres Studiums teilten.
- „Die Zusammenarbeit stellt ein hervorragendes Beispiel dafür dar, wie Vernetzung und Internationalisierung weit über die beteiligten Institute und Universitäten hinaus ausstrahlen können. Die beiden Institute sind bestens regional und überregional vernetzt und haben neben der Kooperation im gemeinsamen Masterstudiengang auch gemeinsame Forschungs- und Curriculumsprojekte entwickelt. So ist eine strategisch äußerst wertvolle Partnerschaft entstanden, von der beide Partner auch bei der Förderung der Nachwuchswissenschaftler:innen langfristig profitieren werden.“
(Prof. Dr. Christian Fandrych)