Von gut 52.000 Studienanfängern im Lehramt werden letztlich etwa 31.000 junge Lehrkräfte im Schuldienst eingestellt. Ganz verlässlich sind die Zahlen nicht, so Bettina Jorzik, Programmleiterin Hochschullehre, Lehrkräftebildung und Diversität des Stifterverbandes in ihrer Eröffnungsrede am 25.05.2023 in Berlin. Lehrkräfte fehlen überall. Deshalb hat sich der Verband all derer, die sich der Förderung der Deutschen Wissenschaft verschrieben haben, erneut in der Pflicht gesehen, das Thema Lehrerbildung in Deutschland in den Fokus zu nehmen und die initiierte Zukunftswerkstatt zum Auftakt einer tabulosen Debatte über neue Wege in der Lehrerbildung zu machen. Seit den 2000ern wurden durch die KMK immer wieder Initiativen und Programme zur Lehrerbildung, zuletzt auch zu ihrer Neuausrichtung, auf den Weg gebracht. Alle so Bettina Jorzik, ohne systemischen Input.
Vertreter und Vertreterinnen der Hochschulen, der zweiten und dritten Phase der Lehrerbildung, Praktiker, Praktikerinnen sowie einige wenige Bildungspolitiker kamen im Umweltforum Berlin zusammen , um sich zu Fragen des Zugangs zum Lehramt und seiner Durchlässigkeit, der Multiprofessionalität, des Professionsverständnisses, des Praxis- oder Forschungsbezugs, der Ausbildung der Ausbilder, des Referendariates oder der Fort- und Weiterbildung auszutauschen. Die Erwartung der Organisatoren ist, so Jorzik, die „Schwarmintelligenz“ der Teilnehmenden zu nutzen und sie zum Ausgang für all jene Reserven zu machen, die es noch zu heben gilt.
Wo sind sie hin, die Studierenden? Roger Erb, Professor für Didaktik der Physik an der Goethe-Universität Frankfurt/Main zeigte anhand der Statistik des Stifterverbandes, dass viele Studierende im Lehramt nicht über die Anfangsphase hinaus kommen. Hier muss man ansetzen. Er plädierte für eine frühe Beratung zum Lehrerberuf an den Gymnasien, vergleichbar mit anderen Studieninformationen.
Weiterhin zeigten die Diskussionen, dass es in den einzelnen Bundesländern vielfältige Aktivitäten gibt, den Mangel an Lehrkräften zu begrenzen – Seiten-, oder Quereinstieg und die entsprechende Qualifizierung, andere Praxisanteile während des Studiums, Digitalisierung, Qualifizierung von geflüchteten Lehrkräften in Deutschland, Begleitung und Unterstützung der Studienanfänger bis hin zur verlässlichen Erfassung von Quantität und Motiven des Studienabbruchs. Im Trend liegen auch Überlegungen zum dualen Lehramtsstudium, zur Polyvalenz (Fusion von Oberschule- und Gymnasiallehramt) sowie zur Gründung von Universitätsschulen. Eine Fortsetzung der Debatte über den Stifterverband ist geplant. Es sollen größere Förderprogramme geschmiedet werden. "Die Bewältigung des Lehrermangels ist eine der größten Aufgaben der nächsten Jahre", so Jörg Dräger. "Wir brauchen mehr und flexiblere Einstiegsmöglichkeiten ins Lehramtsstudium sowie verbindliche Qualitätsstandards für die Ausbildung von Seiten- und Quereinsteigern, damit guter Unterricht für alle Schülerinnen und Schüler gesichert werden kann", fordert der Vorstand der Bertelsmann Stiftung.[1]
Bereits im Vorfeld waren dazu aus den Reihen der Teilnehmerinnen und Teilnehmer Plakate eingegangen, die über die jeweiligen Aktivitäten berichteten . Auch vertreten war das ZLS der Universität Leipzig. Die Autoren Susann Löffler und Alexander Finger hatten eine Präsentation zur Fort- und Weiterbildung von Lehrkräften zum Einsatz digitaler Medien im Biologieunterricht eingereicht, die viel beachtet wurde.
Vor Ort vertraten Elke Netz, Leiterin des Büros des Prorektors für Talententwicklung: Studium und Lehre, Dagmar Schulz, Lehrerin im Hochschuldienst am ZLS, Alexander Biedermann, Geschäftsführer des ZLS sowie Alexander Finger, wissenschaftlicher Mitarbeiter in der wAL Biologie die Universität Leipzig.
[1] https://www.stifterverband.org/pressemitteilungen/2020_11_04_monitor_lehrerbildung