Steckbrief

  • Länge des Aufenthalts

    27.07.2022 – 06.12.2023
  • Lehrsprache

    Spanisch
  • Studienrichtung

    Wirtschaftswissenschaften
  • Studiengang, Studienabschluss

    Volkswirtschaftslehre (Economics) M. Sc., Master of Science
  • Förderprogramm

    Auslands-BAföG , Selbst finanziert
  • War Ihr Studium im Ausland freiwillig oder obligatorisch in Ihrem Studium vorgeschrieben?

    Freiwillig
  • Haben sich Ihre Erwartungen an das Studium im Ausland erfüllt?

    Mehr als erfüllt
  • E-Mail-Adresse

  • Instagram Account

Vor dem Studium im Ausland

Bereits während meines Bachelors habe ich ein Auslandssemester innerhalb in Europa (Málaga) absolviert. In meinem Master wollte ich zum Einen die Möglichkeit nutzen, für eine Zeit außerhalb Europas zu leben und zum anderen mein Spanisch weiter zu verbessern.

Im Vorfeld meines Semesters habe ich mich lediglich um die Pflichtaufgaben gekümmert und sonstige Dinge meiner Zeit vor Ort überlassen. Für den ersten Monat habe ich mir eine Zwischenmiete über Airbnb organisiert und ansonsten nur die notwendigen Studiendokumente eingereicht sowie mein Visum beantragt. Aufgrund bürokratischer Schwierigkeiten sind die Verwaltungsprozesse jedoch so lang gewesen, dass sie mit den 2 Monaten der gesicherten Zusage des Studienplatzes nicht vereinbar waren. Mein Visum hätte ich erst im November anstatt zur Einreise im Juli abholen können und bin stattdessen mit dem Touristenvisum (ohne Beantragung) eingereist.

Es werden auf Bachelor-Niveau einige Kurse auf Englisch angeboten. Jedoch musste ich Masterkurse belegen und dadurch auf Spanisch studieren. Durch vorherige Sprachkurse hatte ich schon ordentliche Vorkenntnisse und habe diese dann durch den C1-Sprachkurs an der Universität Leipzig im Semester vor Abreise abgeschlossen. Ein Sprachtandem bereits in Leipzig hätte sicherlich bei der Vorbereitung geholfen, jedoch lernt man in meinen Augen das meiste ohnehin vor Ort. Trotz C1-Sprachnachweis, war es nicht immer einfach, dem chilenischen Spanisch in den Vorlesungen zu folgen. Ich würde im Vorfeld versuchen, mich der landestypischen mehr auszusetzen, über tagesaktuelle Podcasts (El Café Diario) oder Ähnliches.

Während des Studiums im Ausland

Im Allgemeinen war das Studienniveau deutlich unter dem eines Economics-Masters. Das liegt jedoch auch daran, dass es keinen Economics-Master gibt, sondern die angebotenen Module lediglich Vertiefungsbereiche des weiter gefassten Programms "Ingeniería Comercial" (vergleichbar mit Wirtschaftswissenschaften) ist. Die Professoren waren sehr hilfreich, wenn man sie ansprach. Die eigene Erfahrung ist hier natürlich stark mit der Studienrichtung verbunden und soll nicht den Anspruch haben, für alle Fachbereiche zuzutreffen. Es wurden zwei Spanischkurse für alle Austauschstudenten angeboten.

Nach einem ersten Monat zur Zwischenmiete in der Nähe von La Moneda zog ich in für die verbleibenden Monate in ein Haus in der Nähe des Plaza Baquedano im Barrio Bellavista. Obwohl mein Umfeld gewisse, nicht unberechtigte Sicherheitsbedenken hatte, war mir die Erfahrung, in einem nicht so stark segregierten Viertel zu wohnen, wichtiger. In meinem Haus wohnten zeitweise bis zu 17 Menschen, und obwohl es sehr chaotisch ablief, genoss ich die bunte Mischung an europäischen, US-amerikanischen und mexikanischen Austauschstudenten, chilenischen Studenten und Berufstätigen sowie Argentiniern, Venezolanern und Brasilianern. Generell würde ich davon abraten, sich zu sehr abzuschotten und nach Las Condes zu ziehen. Jedoch lebt man östlich des Plaza Baquedano im großen Stadtteil Providencia besser, schöner und sicherer. Alles in der Nähe der Linea 1 empfiehlt sich für den schnelleren Weg zur Uni.

Da man sich abends eher in den sichereren Vierteln bewegt und die Lebenshaltungskosten ohnehin bereits vergleichbar mit Deutschland sind, sind die Ausgaben in der Gastronomie ungefähr vergleichbar - tendenziell manchmal sogar etwas höher. Ein weiterer Faktor hier ist der zu meiner Zeit im Laufe des Monats um bis zu 20% schwankende Wechselkurs. Die Mieten sind etwas geringer als im dt. Schnitt, jedoch ungefähr auf Leipzig Niveau. Bargeldabhebungen sind mit den meisten deutschen Banken nicht kostenlos möglich (mind. 5.500 CLP für Abhebung von 200.000 CLP), an manchen Automaten jedoch für französische Banken kostenfrei. Da an einem Tisch die Rechnung häufig nur zwischen 3 Karten geteilt werden kann, ist Bargeld häufig ratsam.

Mir persönlich war es während des Semesters wichtiger, in Santiago zu bleiben und dort Fuß zu fassen. Die Nachwehen des Estallido Social, sowie unverheilte Wunden aus der Pinochet-Ära machen Chile zu einem politisch extrem spannenden Land. Sich mit der politischen Geschichte auseinanderzusetzen, deren künstlerische Aufarbeitung zu erleben, sich in aktive Diskussionen mit Chilenen zu begeben, habe ich immer als sehr bereichernd empfunden. Speziell da man an der UANDES mehrheitlich mit dem Nachwuchs der politischen Rechten des Landes studiert, zeitgleich aber die Forderungen und Proteste der jungen Linken des Landes in den Straßen liest, sieht und hört, ist es aufschlussreich, sich über diese Kanäle dem politischen Diskurs des Landes zu nähern, welcher konstituelle Ausmaße annimmt. Das Theaterfestival Teatro en Casa im Viertel Yungay kann ich hier außerdem als Tipp jedem empfehlen.

Nach dem Studium im Ausland

Die Anerkennung lief über meinen Fachkoordinator nach einem Mailwechsel zufriedenstellend ab.

Aufgrund des Jahreszeitenwechsels vom südamerikanischen Sommer in den nasskalten Winter war der Start etwas holprig. Zu empfehlen wäre meiner Meinung nach die ausgedehnten Semesterferien (Dez.-Apr.) möglichst lange zu nutzen und die Rückkehr zu verzögern. Mir haben nach meiner Rückkehr die Struktur einer neuen Stelle und das Einrichten meiner neuen Wohnung geholfen.

Weil man ansonsten immer mehr zur grauen Masse des Landes wird, welches sein gesellschaftliches Leben mithilfe von Planfeststellungsverfahren organisiert.