Steckbrief
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Länge des Aufenthalts
16.09.2024 – 28.02.2025 -
Lehrsprache
Englisch -
Studienrichtung
Wirtschaftswissenschaften -
Studiengang, Studienabschluss
Betriebswirtschaftslehre M. Sc., Master of Arts -
Förderprogramm
Erasmus+ , Auslands-BAföG -
War Ihr Studium im Ausland freiwillig oder obligatorisch in Ihrem Studium vorgeschrieben?
Freiwillig -
Haben sich Ihre Erwartungen an das Studium im Ausland erfüllt?
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veröffentlicht am
Vor dem Studium im Ausland
Ich wollte gerne mal eine andere Kultur besser kennenlernen und mich mit einer neuen ungewohnten Umgebung herausfordern. Außerdem macht sich ein Auslandssemester super im Lebenslauf und wird von einigen Arbeitgebern sogar vorausgesetzt.
Zuerst besuchte ich eine Infoveranstaltung vom Fachschaftsrat zum Thema Auslandsaufenthalt. Als nächstes schaute ich mir die Partnerunis an und wählte aus, welche überhaupt in Betracht kommen und habe dann die Prioritäten gesetzt. Ich habe mich danach um alle nötigen Unterlagen und Anträge gekümmert sowie Auslandsbafög beantragt. Sobald feststand, wo es hingeht, war ich zunächst sehr geschockt. Ich bekam meinen Drittwunsch, mit dem ich eigentlich nicht gerechnet hatte. Erst jetzt habe ich geschaut, wo Hasselt überhaupt ist. Mit seinen 80.000 Einwohnern wirkte es für mich eher wie ein Dorf als eine Stadt, in der man ein halbes Jahr verbringen möchte. Dann habe ich geschaut, ob dort auch Salsa und Bachata getanzt wird, was für mich neben der Sprache ursprünglich die Kriterien waren, meine ersten beiden ersten Prioritäten auszuwählen. In Hasselt wurde ich während der ersten Suche allerdings stark enttäuscht. Danach habe ich im April schon angefangen nach Wohnungen zu schauen, was in Hasselt sehr anstrengend war. Ein Studentenwerk mit Wohnheimen wie in Leipzig gibt es nicht, aber eine Datenbank wo Studentenwohnungen von Privatanbietern inseriert werden. Die meisten Zimmer hatten mich aber nicht angesprochen und wenn doch, dann wurden sie oft nur für ein Jahr oder länger vermietet. Eine deutsche Kommilitonin meinte, dass man mit viel Geduld und etwas Glück aber trotzdem dort fündig werden kann. Wegen der Enttäuschung, habe ich die Suche vorerst pausiert. Letztendlich bin ich im Juli bei Xior gelandet, einem internationalen Unternehmen, dass sich auf Studentenwohnungen spezialisiert hat. Daneben gibt es auch Upkot, das sehr ähnlich ist. Als nächstes habe ich die Reise etc. organisiert. Während all dieser Zeit habe ich schon nach einem potentiellen Untermieter für mein WG-Zimmer geschaut.
Ich habe über Babbel etwas Niederländisch gelernt, aber auch recht schnell die Motivation verloren. In Belgien versteht man als Deutscher oft erstaunlich viel (30-70%) und kommt meistens auch super mit Englisch zurecht. Der Unterricht und die Prüfungen etc. waren auch auf Englisch.
Während des Studiums im Ausland
Trotz meines ersten Schocks habe ich die UHasselt und meine Zeit dort in sehr guter Erinnerung. Die Lehrveranstaltungen sind sehr interessant und praxisnah. Obwohl es inhaltlich total spannend ist, würde ich davon abraten, Entrepreneurial Finance zu belegen, weil die Prüfung recht schwer war. Globalization and Sustainable Develpoement fand ich extrem langweilig und enttäuschend, weil es kaum um globale Entwicklungen ging und eine Anwesenheitsliste geführt wurde. Sonst wäre vermutlich niemand zu den Vorlesungen gegangen. Sehr gut fand ich Business Modelling, Management Control Systems und Open Innovation. Wenn man wie ich (oder fast alle Erasmus Studis) Kurse aus verschiedenen Masterprogrammen bucht, kommt es außerdem sehr wahrscheinlich zu Überschneidungen von Veranstaltungen, was aber in der Regel kein gravierendes Problem war.
Ich habe in Xior Hertz gewohnt. Die Lage ist extrem gut und ich habe sehr viele internationale Freunde im Wohnheim gefunden. Xior ist ziemlich teuer für das, was man geboten bekommt, dafür bekommt man aber mit großer Sicherheit ein Zimmer und hat eine große Wohnküche, in die man super Freunde einladen kann (was auch öfter getan wird). Kleiner Tipp: besorgt euch zeitnah Filz und Kleber, damit das knarzende Lattenrost euch nicht wachhält. Und macht den Vertrag am besten so, wie ihr plant in Belgien anzukommen. Das kann auch ein paar Wochen oder Tage vor dem Semesterbeginn sein. Die Verwaltung ist aber sehr freundlich und hilfsbereit, was das angeht. Rückblickend bereue ich es nicht, in Xior gewesen zu sein und hatte dort eine super Zeit, allerdings hätte ich die vermutlich auch anderswo gehabt. Für den Preis (550€/Monat) hätte man zeitiger bestimmt auch etwas besseres gefunden. Die Wohnungsdatenbank der Uni hat mir und einigen anderen leider nicht weitergeholfen. Ansonsten gibt es in Hasselt noch Upkot. Falls ihr die Wahl habt, geht unbedingt nach Hasselt und nicht nach Diepenbeek oder anderswohin, obwohl der Campus dort ist. Diepenbeek ist nämlich extrem langweilig und eine Geisterstadt. Ihr würdet es mit Sicherheit bereuen.
Mit der Erasmsusförderung und Auslandsbafög hatte ich etwas über Tausend Euro im Monat was für mich völlig ausgereicht hat. Wenn ihr Geld sparen wollt, kauft Lebensmittel in Lidl und Ausstattung sowie Kleinkram (Geschirr, Putzutensilien etc.) in Action. Belgische Supermärkte sind deutlich teurer als Lidl und der ist schon geschätzt 15% teurer als in Deutschland. Auch das Bier ist etwas teurer, hat dafür in der Regel aber auch mehr Umdrehungen (Duwel hat 8,4% und ist mein Favorit). Die Unterkunft hat bei mir 550€ im Monat gekostet. Als Europäer müsst ihr euch übrigens nicht in der Stadt registrieren und spart euch damit ein paar Euro sowie einen Überraschungsbesuch von der Polizei. Außerdem kann ich die Sportkarte der Uni für 30€ sehr empfehlen. Allein mit dem kostenlosen Eislaufen hat sich die schon gelohnt und damit kommt ihr auch unbegrenzt gratis ins Schwimmbad oder könnt verschiedene Sportkurse besuchen.
Ich habe sehr viel über andere Kulturen gelernt, gute Freunde gefunden, etwas Persisch gelernt und bin insgesamt sehr zufrieden mit dem Auslandssemester in Hasselt. Es gibt super viele Spätis, Bars und Pubs und ein mal im Monat waren wir mit einer riesigen Freundesgruppe bei der Fiesta Latina (Instagram @metta_dj). Der Club Versuz war ab und zu auch sehr nett und in Café Café haben wir auch viel getanzt, allerdings haben meine Klamotten dann immer nach Rauch gestunken. Wenn man unter 26 Jahre alt ist, kann man super günstig und komfortabel mit der Bahn durch das ganze Land reisen und Belgien erkunden. Ansonsten kann ich auf Ausflüge mit dem Fahrrad sehr empfehlen. Dieses bekommt man übrigens schon ab 25€ pro Semester von der Uni. Grundsätzlich ist Hasselt groß genug, dass einem nicht zu langweilig wird, aber klein genug, dass man sich ständig über den Weg läuft und bekannte Gesichter trifft. Ganz wichtig für Salseros und Bachateras: www.salsa.be
Nach dem Studium im Ausland
Die Anerkennung etc. lief sehr problemlos und recht schnell. Ich habe einen Kurs leider knapp nicht bestanden, aber sonst habe ich mir alles im Wahlbereich anrechnen lassen.
Was ich sehr vermisse, ist fast alle Freunde im gleichen Haus zu haben und jeden Tag sehen zu können. In Leipzig muss ich jetzt wieder Verabredungen weit im Vorfeld planen. Außerdem hatte ich weil es nicht so viel Auswahl gab, fast immer irgendwelche gemeinsamen Interessen oder Aktivitäten mit Freunden. Ich habe auch gemerkt, dass fast jeder dort auf der Suche nach Kontakten und Freunden war und so war es super einfach und angenehm Leute kennenzulernen, sich zu verabreden und Freunde zu finden.
Es ist unbeschreiblich toll andere Kulturen und Lebensweisen kennenzulernen, Vorurteile zu überwinden (Inder in Europa sind selten Vegetarier), neue Vorurteile zu Entwickeln (Pakistanis sind fast immer zu spät) und sich selbst weiterzuentwickeln oder einfach zu schauen, was man für sich selbst übernehmen möchte.