Steckbrief

  • Länge des Aufenthalts

    07.01.2021 – 11.06.2021
  • Lehrsprache

    Englisch
  • Studienrichtung

    Natur- und Geowissenschaften
  • Studiengang, Studienabschluss

    Biochemie B. Sc., Bachelor of Science
  • Förderprogramm

    Selbst finanziert
  • War Ihr Studium im Ausland freiwillig oder obligatorisch in Ihrem Studium vorgeschrieben?

    Freiwillig
  • Haben sich Ihre Erwartungen an das Studium im Ausland erfüllt?

    Erfüllt
  • E-Mail-Adresse

Vor dem Studium im Ausland

Einige gehen nach dem Abitur noch für einige Zeit ins Ausland, bevor sie mit dem Studium/der Ausbildung/… beginnen. Ich hatte mich dazu entschlossen, direkt mit dem Studium anzufangen, dafür aber ein Auslandssemester einzuplanen. Nachdem ich mich mit den Ansprechpartnerinnen der Stabstelle Internationales das erste Mal bezüglich eines Auslandsaufenthalts unterhalten habe, wurde ich in diesem Vorhaben nur noch bestärkt. Schlussendlich wurde aus dem Plan, für ein Semester ins Ausland zu gehen, die Idee ein komplettes Jahr wegzugehen und somit das eine Jahr nachzuholen, das einige bereits nach dem Abitur haben. Denn wie meinten die Ansprechpartnerinnen aus der Stabstelle Internationales so schön: „Warum nicht ein Jahr ins Ausland gehen?“. Dass ich in die USA möchte war mir von Beginn klar, da ich dieses Land schon immer mal besuchen und die amerikanische Kultur erleben wollte.

Mit der Planung meines Auslandsaufenthalts habe ich 1 1/2 Jahre im Voraus begonnen, also im April 2019. Dadurch konnte mich Frau Moros noch auf verschiedene USA-Förderprogramme hinweisen, deren Bewerbungsfristen im Juni/Juli sind und dadurch gute 4 Monate vor dem Bewerbungsbeginn der Universität Leipzig liegen. Nachdem mir mein Studienplatz für das akademische Jahr 2020-2021 Anfang Februar 2020 zugesichert wurde, musste ich mich noch an den Hobart and William Smith colleges (HWS) selbst bewerben. Dabei konnten mir sowohl die Ansprechpartnerinnen der Stabstelle Internationales als auch die Kontaktperson von HWS weiterhelfen. Als ich auch von HWS für das komplette akademische Jahr zugelassen wurde, kamen einige neue Aufgaben auf mich zu. Diese waren aber mit Hilfe der Ansprechpartnerinnen sehr gut zu bewältigen. Aufgrund von Corona und den geschlossenen amerikanischen Konsulaten war es mir leider nicht möglich, rechtzeitig für den Studienbeginn im August 2020 ein Visum zu erhalten und auch die Colleges haben uns mitteilen lassen, dass sie sich nicht in der Lage sehen uns im fall semester 2020 aufzunehmen. Meine Hoffnung wollte ich aber noch nicht aufgeben und so habe ich es nach Bewältigung einiger weiterer coronabedingter Hürden tatsächlich noch für das spring semester 2021 nach Geneva geschafft.

 

Finanzierung:

Während meines frühren Planungsprozesses hatte ich mich nach Stipendien umgeschaut und mich soweit es möglich war beworben, darunter auch für ein Jahresstipendium für Auslandsaufenthalte in den USA vom DAAD. Dank der Hilfe der Stabstelle Internationales wurde ich zu den finalen Gesprächen eingeladen, habe das Stipendium am Ende aber leider nicht erhalten. Da ich kein Bafög bekomme, kam für mich ab diesem Zeitpunkt nur noch die Selbstfinanzierung und das PROMOS-Stipendium infrage. Ich habe also mit meinen Eltern gesprochen und sie haben mir dankenswerterweise ihre Unterstützung zugesichert. Daneben habe ich auch noch einiges selbst finanziert mit dem Geld, das ich aus diversen Anstellungen sowie Hiwijobs in den Semesterferien und während des Semesters angespart hatte. Das PROMOS-Stipendium habe ich am Ende auch nicht erhalten und daher mein komplettes Auslandssemester selbst finanziert.

 

Um eine Unterkunft musste ich mich nicht kümmern, diese wurde uns von den colleges gestellt.

In der Schule war ich für 3 Monate in England und konnte mir dort bereits einen sehr guten Wortschatz aneignen. An der Universität Leipzig belegte ich noch einen Kurs mit dem Titel „Fachenglisch für Biochemiker“ um mein fachliches Englisch weiter auszubauen. Für die Bewerbung hier an der Universität hatte ich den Englisch-Sprachnachweis des Sprachenzentrums gemacht und eingereicht. Diesen konnte ich auch für die Bewerbung an HWS verwenden.

Mir persönlich hat aber auch das Lesen englischer Bücher und das Anschauen englischer Filme/Serien bei der sprachlichen Vorbereitung geholfen.

Während des Studiums im Ausland

Meine Kurse (Ecology, Beginning Italian, Biostatistic) haben mich alle sehr begeistert und ich konnte einiges mitnehmen. Was mir auf ewig gut in Erinnerung bleiben wird, ist der deutlich engere Kontakt mit den Professoren und die Diskussionen in den Vorlesungen. Was ich nicht erwartet hatte, war, dass die amerikanische Uni doch eher mit Unterricht in der Schule zu vergleichen ist, nur dass die Stoffmenge dieselbe bleibt wie an deutschen Universitäten. Dadurch empfand ich das Studium dort anstrengender als hier in Leipzig, vor allem aufgrund der insgesamt 3-4 Prüfungen pro Fach, den Quizzen in jedem Fach alle 1-2 Wochen sowie den zusätzlichen Hausaufgaben. Auch wenn es viel war hatte ich dadurch das Gefühl insgesamt mehr von den Modulen mitgenommen zu haben, was ich positiv finde.

 

Was das Freizeit- und Sportangebot angeht, hat einem HWS vieles angeboten, was auch für Austauschstudenten zugänglich war. So habe ich beispielsweise in einer Jazzband gesungen und das Fitnessstudio aufgesucht, wenn es wetterbedingt nicht möglich war, am See entlang zu joggen. Die Gegend um Geneva ist sehr schön und die Lage am Seneca Lake ein absoluter Traum. Die Uni hatte uns zu Beginn des Semesters zwar gesagt, dass sie einige Ausflüge und andere Dinge für die Austauschstudenten organisieren, allerdings haben wir bis auf einen Ausflug zu den Niagarafällen nichts unternommen und auch sonst nichts von ihnen gehört. Wir haben uns daher teils von ihnen alleine gelassen gefühlt und uns dementsprechend 2-3 mal selbst ein Auto ausgeliehen, um die Gegend und die Nationalparks in der Nähe zu erkunden. Ich kann mir allerdings gut vorstellen, dass es bei uns aufgrund von Corona eine Ausnahmesituation war und normalerweise mehr mit den Austauschstudenten unternommen wird, wie es auch dem anderen Erfahrungsbericht von HWS zu entnehmen ist.

Mein Zimmer im Miller House wurde mir von HWS gestellt und war mit einem Bett, einem Schreibtisch + Stuhl und einer Kommode sowie einem kleinen Kleiderschrank ausgestattet. Die Koordinatorin hat uns zu Beginn des Semesters netterweise in ihren storage room mitgenommen, wo wir uns noch mit ein paar wichtigen Dingen wie z.B. Teller, Schreibtischlampe, Spiegel, … die von anderen Austauschstudenten zurückgelassen wurden, eingedeckt haben. Anschließend ist sie mit uns auch noch zu Walmart gefahren, damit wir die restlichen Dinge, darunter Bettzeug und Küchenutensilien, besorgen konnten.

 

Abhängig von der Unterkunft hat man sich entweder ein Badezimmer mit seinen roommates geteilt oder Gemeinschaftsbäder gehabt, bei denen sich alle Studenten aus einem Flur ein Bad teilen. Dies war bei mir der Fall, weswegen ich nach den ersten paar Wochen dann doch sehr froh über mein Einzelzimmer war. Einige meiner Freunde haben sich ihr Zimmer mit einer weiteren Person geteilt, manchmal aber sehr damit zu kämpfen gehabt, aufgrund der fehlenden Privatsphäre. Erwähnenswert ist vielleicht noch, dass ich auf meinem Flur häufig auf Eichhörnchen getroffen bin, die in den meisten Fällen von campus safety eingesammelt und draußen ausgesetzt wurden.

In den Semestergebühren sind bereits alle notwendigen Ausgaben für Wohnung, Sportangebot (mit ein paar Ausnahmen wie z.B. Reiten) und Verpflegung enthalten. Wenn man mit dem Angebot der dortigen Mensa nicht zufrieden ist oder lieber selbst kocht, kommen natürlich noch weitere Ausgaben hinzu. In meinem Fall waren das pro Monat nochmals etwa 200$ für Essen. Natürlich haben wir auch noch eine paar Ausflüge unternommen und uns abends mit Freunden in Bars (Beef&Brew, Linden social club, twisted Rail, lake drum) getroffen. Insgesamt würde ich sagen kamen pro Monat dadurch noch mal etwa 150-250$ dazu.

Im Anschluss an das Semester in Geneva habe ich mit Freunden noch eine 5-wöchige Tour entlang der Süd- und Ostküste der USA unternommen, was insgesamt gute 2000$ gekostet hat. Das war es aber auf alle Fälle wert!!

Das Leben vor Ort hat mir sehr gut gefallen. Auch wenn es während des gesamten Semesters eher kalt war (ich war im Winter/Frühling dort) hat es mich nicht daran gehindert den wunderschönen See zu genießen, der mehr oder weniger direkt vor der Haustür lag. Sei es durch einen Spaziergang bzw. das Joggen entlang des Sees oder beim Besuch des Bootshauses. Auch die Offenheit der Amerikaner habe ich sehr zu schätzen gelernt und bei meiner Rückkehr nach Deutschland schmerzlich vermisst. Da es sich bei HWS eher um ein kleines College handelt, war das Gemeinschaftsgefühl unter den Studenten sehr stark, was ich sehr genossen habe und als weitere gute Erinnerung festhalten werde. Das einzige was man vielleicht erwähnen könnte, ist dass es sich bei Geneva eher um eine Kleinstadt handelt, ohne die nötigten öffentlichen Verkehrsmittel, mit denen man eine andere (größere) Stadt oder einen Nationalpark besuchen kann. Meine Freunde und ich hatten ab einem gewissen Zeitpunkt daher einen sehr großen Lagerkoller und wollten nur noch raus aus Geneva, was wir mithilfe eines Mietwagens dann auch geschafft haben.

Nach dem Studium im Ausland

Zu diesem Punkt kann ich leider nicht sehr viel beitragen, da es im B. Sc. Biochemie-Studiengang schwierig ist, sich im Ausland erbrachte Module anrechnen zu lassen. Ich hatte daher vor meinem Auslandsaufenthalt bereits alle Module abgeschlossen und muss nun nach meiner Rückkehr nur noch die Bachelorarbeit schreiben. Das einzige was ich mir habe anrechnen lassen, war die fachübergreifende Schlüsselqualifikation SQ32a (internationaler Auslandsaufenthalt, verbucht mit 10 ECTS).

Vor meinem Auslandsaufenthalt hatte ich mein Zimmer gekündigt und deswegen noch während meines Semesters in Geneva einige WGs angeschrieben. Glücklicherweise wurde ich sehr schnell fündig und bin gute zwei Wochen nach meiner Ankunft in Deutschland wieder zurück nach Leipzig gezogen. Die Wiedereingliederung in das studentische Leben hier fiel mir einerseits leicht, andererseits aber auch schwer: Ich war froh, meine Freunde und Familie wieder zu sehen und habe nach meiner Ankunft in Leipzig direkt meinen alten Hiwijob wieder aufgenommen. Auf der anderen Seite hatte ich aber auch leichte Schwierigkeiten mich wieder in die deutsche Gesellschaft einzufinden, da diese verglichen mit der Offenheit der Amerikaner zurückhaltender ist. Aber ich glaube, jeder erlebt die Rückkehr anders und es ist schwierig in diesem Punkt wirklich gute Tipps zu geben.

Bereits in einem Semester im Ausland wächst man so weit über sich hinaus und reift heran, wie man es sich vor dem Aufenthalt überhaupt nicht vorstellen kann. Außerdem lernt man richtig freundliche Menschen und ihre Geschichten kennen und erlebt unvergessliche Momente mit neuen Freunden. Wenn es mir möglich ist, werde ich im Master erneut ins Ausland gehen, da es noch so vieles mehr zu entdecken und erleben gilt.