Steckbrief

  • Länge des Aufenthalts

    23.09.2024 – 17.01.2025
  • Lehrsprache

    Englisch
  • Studienrichtung

    Lehramt und Erziehungswissenschaften
  • Studiengang, Studienabschluss

    Englisch Lehramt an Gymnasien, Staatsexamen
  • Förderprogramm

    Erasmus+
  • War Ihr Studium im Ausland freiwillig oder obligatorisch in Ihrem Studium vorgeschrieben?

    Obligatorisch
  • Haben sich Ihre Erwartungen an das Studium im Ausland erfüllt?

    Erfüllt
  • veröffentlicht am

Vor dem Studium im Ausland

Zunächst einmal war ein Auslandsaufenthalt fester Bestandteil meines Studiums. Allerdings habe ich mich auch bewusst für Englisch als Unterrichtsfach entschieden, gerade weil es mit dieser internationalen Erfahrung verbunden ist. Dadurch hatte ich die Möglichkeit, meine Komfortzone zu verlassen und mich intensiv mit einer Sprache und Kultur auseinanderzusetzen, die mich begeistert. Bei der Wahl der Universität spielte die Stadt selbst eine entscheidende Rolle. Ich wusste von britischen Bekannten, dass Manchester in den letzten Jahren eine beeindruckende Entwicklung durchlaufen hat. Aus einer ehemaligen Industriestadt, die lange mit eher negativen Assoziationen verbunden war, ist eine moderne, kulturell vielfältige und spannende Metropole entstanden. Deshalb habe ich mich direkt an beiden Universitäten beworben und schließlich einen Platz an der Manchester Metropolitan University (MMU) erhalten.

Da ich wusste, dass ich mein Auslandssemester im Vereinigten Königreich oder in Irland verbringen würde, habe ich im Voraus etwas Geld gespart. Diesen Tipp würde ich jedem ans Herz legen, da es aufgrund der hohen Mieten und Lebenshaltungskosten schwierig ist, ausschließlich mit der Erasmus+-Förderung auszukommen. Nach meiner Nominierung habe ich mich zügig auf die Wohnungssuche begeben. Die MMU hat zeitnah Informationen zu den Wohnheimen weitergeleitet und einen Link zur WhatsApp-Gruppe „International Student Exchange“ bereitgestellt. In diesem Chat bieten viele ehemalige Studierende ihre Zimmer an, was eine große Hilfe bei der Wohnungssuche sein kann. Zusätzlich habe ich mich an der To-do-Liste zur Erasmus-Vorbereitung der Stabsstelle Internationales orientiert. Dadurch konnte ich mich frühzeitig um die Visumsfragen kümmern, einen Reisepass organisieren, eine Auslandskrankenversicherung abschließen, mein Learning Agreement fertigstellen u. v. m. Wer den Anweisungen und Tipps der Universität folgt, ist auf jeden Fall bestens vorbereitet!

An der MMU wurde der Unterricht auf Englisch abgehalten. Vor meinem Aufenthalt habe ich weder einen Sprachkurs besucht noch eine Sprachprüfung abgelegt. Da die MMU aufgrund meines Studiums keinen Nachweis über mein Sprachniveau verlangte und ich mich auch sprachlich gut vorbereitet fühlte, sah ich keinen Bedarf, einen Sprachkurs zu belegen.

Während des Studiums im Ausland

Während meiner Zeit an der MMU habe ich die Kurse Writing After the British Empire, Global Challenges und Introduction to Book Publishing belegt, die mir thematisch sehr gut gefallen haben. Besonders Global Challenges hat mir neue Perspektiven auf die Klimakrise eröffnet. Die Literaturauswahl war interessant, und die Diskussionen in den Seminaren waren spannend und aufschlussreich. Die Lernatmosphäre an der Universität habe ich als sehr offen und interaktiv empfunden. In den Seminaren wurde viel Wert auf kritisches Denken und eigenständiges Arbeiten gelegt. Generell würde ich die Prüfungsleistungen an der MMU als sehr kreativ beschreiben. Es gab immer die Möglichkeit, den eigenen Stil in die Aufgaben einzubringen und sich mit Themen zu beschäftigen, die einem persönlich Spaß machen. Auch die Arbeitsumgebung war angenehm – die Bibliothek bot zahlreiche ruhige Lernbereiche, und es gab viele Orte auf dem Campus, um sich mit Kommiliton*innen auszutauschen. An der Universität wurden zahlreiche Veranstaltungen für Studierende angeboten – von Sport über Second-Hand-Shopping und Crafting-Clubs bis hin zu Bingo. Allerdings hat mich gestört, dass die Universität die Veranstaltungen für internationale Studierende nicht in kleinere Gruppen aufgeteilt hat. Dadurch waren wir oft zu viele Teilnehmende auf einmal, was es schwer machte, sich untereinander wirklich kennenzulernen. Mein Tipp: Macht bei allem mit, was angeboten wird! Es ist wichtig, sich immer wieder in neue Kennenlern-Situationen zu begeben und viel Eigeninitiative zu zeigen.

Ich habe bei meinen englischen Bekannten in einem Vorort von Manchester gelebt (Swinton). Es dauerte etwa 45 Minuten, um in die Stadt zu kommen. Aber da die Busse oft fuhren, machte mir dies nichts aus. Generell würde ich jedoch empfehlen, eine Unterkunft in der Nähe des Campus zu suchen. So fällt es leichter, Kontakte zu anderen Studierenden zu knüpfen und gleichzeitig das Leben in der Stadt zu erleben.

Die monatlichen Lebenshaltungskosten vor Ort lagen bei etwa 600-700 Euro. Dazu zählten Ausgaben für Einkäufe, Öffentliche Verkehrsmittel, gelegentliche Restaurant- oder Pub-Besuche sowie Freizeitaktivitäten wie Ausflüge nach Liverpool, Chester und York.

Während meines Erasmus-Aufenthalts habe ich zahlreiche neue Erfahrungen gesammelt, an die ich mich noch lange zurück erinnern werde. Es war spannend, sich mit unterschiedlichen Perspektiven auseinanderzusetzen und neue Leute kennenzulernen. Ich habe die Engländer*innen als sehr aufgeschlossen, witzig und charmant mit einem besonderen Sinn für schwarzen Humor kennengelernt. Begegnet man ihnen offen und freundlich, führt man spätestens nach dem halben Pint ein lustiges und unvergessliches Gespräch. Auch das Erkunden einer neuen Umgebung war eine prägende Erfahrung. Anfangs war es eine Herausforderung, sich in einer fremden Stadt zurechtzufinden, doch mit der Zeit wuchs mir Manchester immer mehr ans Herz. Besonders fasziniert hat mich die einzigartige Mischung aus Vergangenheit und Moderne: Der Charme historischer Backsteinbauten trifft auf imposante Wolkenkratzer, die zwischendurch fast das Gefühl vermitteln, in New York zu sein. Manchester ist keine Stadt, die man einfach nur besucht, um berühmte Sehenswürdigkeiten abzuhaken – sie ist eine Stadt, die man erleben muss. Ihre Dynamik entfaltet sich in den verschiedenen Vierteln, die alle ihren eigenen Charakter haben. Wer sich darauf einlässt, kann die Atmosphäre aufsaugen und die Stadt in ihrer ganzen Lebendigkeit erleben. Meine persönlichen Lieblingsorte waren das Northern Quarter und Castlefield – zwei Viertel, die unterschiedlicher kaum sein könnten und dennoch die besondere Dynamik Manchesters perfekt widerspiegeln. Mein Geheimtipp ist es, gezielt durch die kleinen, verwinkelten Straßen der Viertel zu laufen, dort wird man am meisten entdecken. Das Northern Quarter ist zum Beispiel sehr alternativ, modern und bunt. Hier finden sich ausgefallene Cafés, angesagte Pubs, kleine Boutiquen, kreative Secondhand-Läden und beeindruckende Streetart an jeder Ecke. Ganz gleich, in welche Straße man einbiegt – man entdeckt immer etwas Neues. Meine Tipps: Geht unbedingt ins Afflecks! Ihr werdet überwältigt sein, wie viele ausgefallene Läden es in diesem Gebäude-Labyrinth gibt. Probiert auf jeden Fall das Fish and Chips im Kingfisher NQ und besucht das schönste Café mit den beeindruckendsten Torten und Getränken im Sugar Junction. Mein zweites Lieblingsviertel, Castlefield, erzählt hingegen die Geschichte Manchesters mit seinen historischen Eisenbahn- und Kanalbrücken. Beim Spazieren durch dieses Viertel fühlt man sich beinahe wie in einer Filmszene. Ebenso interessant ist das „Museum of Science and Industry“, das sich ganz in der Nähe befindet.

Nach dem Studium im Ausland

Die im Ausland erbrachten Leistungen habe ich mir nach dem Auslandaufenthalt für ein Leipziger Modul anrechnen lassen, was jedoch auch vorab im Learning Agreement vereinbart wurde. Ich habe den Eindruck, dass die zuständigen Dozenten*innen der Anglistik bei der Anrechnung sehr entgegenkommend sind, solange die Inhalte der Gasthochschule sich mit den Inhalten der Leipziger Module ähneln. Bei der Anerkennung hat mich Herr Prof. Schäfer unterstützt. Die Kommunikation war schnell und unkompliziert. Herr Prof. Schäfer war sehr bemüht, uns Studierenden alle Fragen zu beantworten und bei den Prozessen vor, während und nach dem Erasmus zu helfen.

Die Rückkehr nach Leipzig fiel mir nicht schwer. Ich habe mich sehr auf meine Freunde und Familie gefreut. Selbstverständlich hatte und habe ich immer noch Tage, an denen ich mich nach Manchester zurückwünsche. Jedoch tröste ich mich mit dem Gedanken, dass England auch nicht unglaublich weit weg ist. Was die Universität in Manchester betrifft, werde ich die freundliche, zuvorkommende und hilfsbereite Atmosphäre vermissen. Ich hatte den Eindruck, dass die Uni sehr familiär ist, Studierende und Dozenten sich gut verstehen und aneinander interessiert sind. Es wurde oft gefragt, wie es einem geht und ob man Unterstützung braucht. Außerdem waren die Lerngruppen in den Seminaren kleiner, was die Diskussionsrunden enorm bereichert hat, weil der Austausch einfach tiefgründiger war. Des Weiteren werde ich die abwechslungsreiche Atmosphäre der Großstadt vermissen, die das Studentenleben sehr vielseitig gestaltet hat und wodurch es nie langweilig wurde. Ob beim Spazieren durch die verschiedenen Viertel, Fish and Chips in der Sonne essen oder im Pub einen Pint trinken – es gab immer etwas zu erleben. Um wieder gut in den Alltag in der Heimat einzusteigen, empfehle ich, kleine Rituale oder Traditionen aus dem Erasmus einzubauen. Ich habe zum Beispiel unglaublich gerne Pie mit mushy peas und smashed potatoes gegessen. Aus diesem Grund habe ich das Gericht schon zu Hause nachgekocht. Außerdem tausche ich mich weiterhin mit Freunden*innen aus meinem Erasmus aus.

Auslandsaufenthalte geben dir die Möglichkeit, aus deiner Komfortzone zu treten. Der neue Ort fordert dich heraus, aus dir herauszukommen und auf andere Menschen zuzugehen. Beim Entdecken geht es darum, auszuprobieren, Spaß zu haben und aufgeschlossen zu sein. Du lernst nicht nur neue Menschen und Orte kennen, sondern auch neue Kulturen, Perspektiven und Lebensweisen. Es eröffnet dir die Chance, dich selbst besser kennenzulernen und dich weiterzuentwickeln. Wer Entdecker bleibt, bleibt neugierig und offen für Veränderungen, was einem hilft, flexibler und kreativer mit Herausforderungen umzugehen – sei es im Studium, im Beruf oder im privaten Leben.