Steckbrief

  • Länge des Aufenthalts

    30.09.2019 – 01.05.2020
  • Lehrsprache

    Französisch
  • Studienrichtung

    Geistes- und Sprachwissenschaften
  • Studiengang, Studienabschluss

    Kommunikations- und Medienwissenschaft M. A., Master of Arts
  • Förderprogramm

    Erasmus+
  • War Ihr Studium im Ausland freiwillig oder obligatorisch in Ihrem Studium vorgeschrieben?

    Freiwillig
  • Haben sich Ihre Erwartungen an das Studium im Ausland erfüllt?

    Erfüllt

Vor dem Studium im Ausland

Aufgrund von früheren sehr positiven Erfahrungen im Ausland wollte ich unbedingt zusammen mit meiner Partnerin und unseren zwei Kindern die Gelegenheit nutzen, im Rahmen des Studiums noch einmal andere Luft zu schnuppern. Eine andere Sprache zu sprechen, anders zu denken, anders zu essen und auch andere wissenschaftliche Schwerpunkte und Lehrkonzepte zu erleben, waren sicherlich die Hauptgründe für das Studium in Lyon. Dabei fiel die Wahl automatisch auf Lyon, da diese Auslandsoption die einzige in Frankreich war, die sowohl für mich als auch für meine Partnerin einen Platz bot.

Da wir zwei Kinder haben, mussten wir zunächst einmal klären, inwiefern es möglich war, in Lyon für ein Jahr so schnell einen Betreuungsplatz und einen Schulplatz zu bekommen. Was nach einigen Recherchen möglich schien. Letzten Endes hatten wir in dieser Frage aber sehr viel Glück, da wir zufälligerweise am letztmöglichen Tag der Platzanmeldung in einer städtischen Einrichtung in Lyon über diese Anmeldung erfuhren. Einige Monate im Voraus haben wir uns um eine Zwischenmiete gekümmert für unsere Wohnung in Leipzig und die Wohnungssuche vor Ort ließ sich glücklicherweise über Kontakte dorthin lösen. Lyon ist sehr dicht besiedelt und leidet wie wohl alle wachsenden Metropolen in Europa unter enormer Wohnungsknappheit, was wiederum die Preise in die Höhe treibt. Ich kann es nur empfehlen, im Vorfeld nach Möglichkeit einen Urlaub dort zu verbringen, so lernt man schnell Menschen kennen, über die man besser an Wohnraum kommt. Alternativ werden aber viele Plätze über die Studentenwohnheime vergeben.

Alle meine Kurse wurden auf Französisch unterrichtet. Da ich auch in Leipzig einige Freunde aus Frankreich habe, war ich vergleichsweise gut darauf vorbereitet. Wenn die Zeit dafür vorhanden ist, würde ich auf jeden Fall einen Sprachkurs empfehlen, denn selbst mit Englisch kommt man in Frankreich nicht unbedingt immer weiter. Das Gleiche gilt auch für Freundschaften und Kulturveranstaltungen, hier hat man einfach mehr davon und kann leichter Kontakte knüpfen auf Französisch.

Während des Studiums im Ausland

Von den speziellen Angeboten für Erasmusstudenten, die es in jedem Fall gab, habe ich abgesehen. Die Semesterpläne sind sehr dicht, in meinem Fall habe ich Kurse des Masters cinéma et audiovisuel belegt. Meine Kurse reichten von theoretischen Auseinandersetzungen zu visueller Kunst, Film und Dokumentar über sehr viel Input und Screenings hin zur Praxis in Dokumentarfilm und Fotografie. Zusammengenommen bin ich sehr begeistert gewesen von dem Input aus den Kursen und der Verknüpfung der Dozenten mit zahlreichen außeruniversitären Einrichtungen im Bereich Kunst, Film und Kino, die sie an die Studenten weitergegeben haben. Wir haben beispielsweise immer wieder Tickets zu Festivals bekommen, Einladungen zu Vorträgen, Ausstellungen und Filmvorführungen.

Wir haben zu viert in einer Wohnung mit 2 Zimmer, 55 qm und Balkon gewohnt. Es gibt nicht sehr viel Grün in der Stadt umso glücklicher waren wir über einen kleinen Park vor und einem weiteren hinter dem Haus. Fantastische Bäckereien um die Ecke, gute Möglichkeiten per Fahrrad mobil zu sein und ein mehrmals die Woche stattfindender Markt in der Nähe, haben uns dazu bewogen in der Wohnung trotz Enge zu bleiben. Zum einen ist es nicht einfach etwas zu finden (ich kann leboncoin empfehlen, ansonsten nur über direkte Kontakte) und zum anderen ist es sehr teuer, vor allem im Vergleich zu Leipzig.

Lyon hat definitiv höhere Lebenshaltungskosten als Leipzig, unsere Unterkunft war durch die Zwischenmiete relativ moderat. Essen und Trinken und generelle Lebenskosten sind hoch. Es gab allerdings ein interessantes Kulturangebot zu moderaten Preisen für Konzerte und Ausstellungen.

Ich empfehle unbedingt die Lage Lyons zu nutzen: Man ist schnell in Grenoble oder den Alpen, im Mittelgebirge und am Meer. Das ist mit Ouigo sehr kostengünstig und tatsächlich sehr vielfältig.

Kulinarisch sind die Märkte zu empfehlen! Generell kann man in Lyon nicht viel falsch machen. Es ist eine Stadt der Gourmands.

Für Musikfreunde empfehlen kann ich vor allem die offiziellen Einrichtungen die L'Epicerie Moderne, Le Périscope, Sonic, Bistrot Senior, Le Paradox, Superposition und Grrrnd Zero und die wenigen noch vorhandenen Plattenläden. Besser wird es noch in den Vereinen, die Mal länger mal kürzer existieren und über das Vereinsrecht so manche dem Nachtleben im Wege stehende Regel umgehen können.

Moderne Kunst bekommt man als Student umsonst in der jährlich stattfindenden Biennale de Lyon zu sehen. Am besten gefallen hat mir das Institut d'art contemporain und natürlich an der schön gelegenen Kunsthochschule. Einige Museen bieten entweder sehr günstige Jahreskarten oder bestimmte Tage mit freiem Eintritt.

Als Kinonation gibt es natürlich zahlreiche interessante Einrichtungen, auch hier empfehle ich die Liebhaber-Vereine mit ihren kuratierten Filmauswahlen und spannenden Raumnutzungen.

Lyon ist sehr laut, wer mal in Ruhe einen guten Kaffee trinken möchte, sollte ins Café Lumière gehen, eine der wenigen Innenhof-Oasen der Stadt. Ansonsten natürlich in die Parks, diese sind aber vor allem am Wochenende sehr voll und sind absurderweise oft eingezäunt inkl. Sperrstunde.

Nach dem Studium im Ausland

Das kann ich noch nicht abschließend beurteilen, auch aufgrund der chaotischen Lage 2020...

Ziemlich chaotisch, was aber vor allem den Umständen durch die Corona-Pandemie geschuldet war. An Lyon und dem Studium vor Ort vermisse ich vor allem die Ausrichtung und den steten Informationsfluss über interessante Projekte/Festivals und Vorträge.

Weil man hierdurch auch über das vermeintlich Bekannte neue Perspektiven erlangt und die gewonnenen Erfahrungen von unschätzbarem Wert sind.