Steckbrief

  • Länge des Aufenthalts

    03.01.2022 – 31.05.2022
  • Lehrsprache

    Englisch
  • Studienrichtung

    Medizin und Pharmazie
  • Studiengang, Studienabschluss

    Medizin Staatsexamen, Staatsexamen
  • Förderprogramm

    Anderes Stipendium
  • War Ihr Studium im Ausland freiwillig oder obligatorisch in Ihrem Studium vorgeschrieben?

    Freiwillig
  • Haben sich Ihre Erwartungen an das Studium im Ausland erfüllt?

    Überwiegend erfüllt
  • E-Mail-Adresse

Vor dem Studium im Ausland

Vor allem nach 1,5 Jahren Corona zog es mich sehr ins Ausland. Außerdem war für mich schon immer klar, dass ich im Laufe meines Studiums noch mal weggehen wollte und da bot sich der Zeitpunkt an. Dass die Wahl auf Tampere gefallen ist, war dann eher zufällig, da mir die Austauschmöglichkeiten meiner eigenen Fakultät nicht zugesagt haben.

Ich habe mich im Dezember 2020 beworben. Die Tampere University hat letztendlich das WiSe 2021 abgesagt und ich habe statt eines ganzen akademischen Jahres nur das Sommersemester 2022 absolviert. Die Tampere University ist aber ziemlich gut organisiert und das Mobility Center hat uns gut auf dem Laufenden gehalten. Auch die Unterkunft wurde mir unkompliziert über das Student*innenwerk (TOAS) zur Verfügung gestellt.

Ich habe vor meiner Anreise keinen Sprachkurs gemacht. Es war klar, dass die Lehre vollständig in Englisch stattfinden würde und da mir der Finnischsprachkurs an der Uni Leipzig von anderen Studis nicht empfohlen worden war, habe ich mich dann dazu entschieden, nur vor Ort einen Finnischkurs zu machen. Der Kurs "Finnisch 1" in Tampere selber lohnt sich auf jeden Fall, um einen Eindruck der Sprache zu bekommen. Auch ein Kurs vor der Ankunft ist sicherlich hilfreich, um mehr mitzunehmen und auch ganze Sätze im Finnischen bilden zu können. Es ist aber nicht notwendig, um sich mit Finn*innen anzufreunden oder in der Stadt klarzukommen.

Während des Studiums im Ausland

Ehrlich gesagt hat mich das Studium nicht umgehauen. Das lag sicherlich auch (teilweise) an meinem Master, der relativ verschult ist und über den sich meine Kommiliton*innen ebenfalls immer wieder aufgeregt haben. Die Lehre hat mir nicht gefallen und der generelle Anspruch ist nicht sehr hoch. Teilweise sind die Kurse ziemlich aufwendig und trotzdem gibt es nur 5 ECTS-Punkte. Einen Kurs hatte ich, von dem ich ziemlich viel mitgenommen habe, aber das war leider die einzige positive Ausnahme.

Was jedoch positiv hervorzuheben ist, ist die Ausstattung der Campus. Die Lernatmosphäre ist super, es gibt eine tolle Infrastruktur, die Studis kostenlos nutzen können (Gruppenarbeitsräume mit großen Bildschirmen oder Beamern, überall Sofas, Sitzsäcke oder Petzibälle, ein sog. FabLab mit 3D-Druckern, Nähmaschinen und Werkstätten). Mit dem Studierendenausweis kann man rund um die Uhr in einen Großteil der Unigebäude rein und so haben wir auch manchmal Filmabende in der Uni gemacht.

Wovon ich auf jeden Fall noch erzählen will, ist die Kursassistenz. Da in Finnland sehr viele schon in der Schule anfangen Deutsch zu lernen, gibt es auch an der Uni noch viele Deutschkurse, vom Anfänger*innenlevel bis zu C1-Kursen. Das Sprachenzentrum Deutsch hat vor ein paar Jahren von seinem Pendant in Helsinki übernommen, dass sie jedes Jahr die deutschen Austauschstudis anschreiben und nach Kursassistent*innen suchen. Da habe ich mitgemacht und in meinem Semester 2 Deutschkurse begleitet, was nicht nur super viel Spaß gemacht hat, sondern auch eine super Gelegenheit war, Freundschaften mit Finn*innen zu schließen. Außerdem habe ich sehr lustige Gespräche über die deutsche bzw. finnische Kultur geführt und meine Muttersprache Deutsch noch mal ganz anders kennengelernt. Das kann ich also auf jeden Fall empfehlen!

Ich habe im TOAS-Wohnheim Lapinkaari gewohnt. Dort hat man ein Zimmer mit eigenem Badezimmer und teilt sich die Küche mit seinem Flur. Es liegt extrem schön direkt am See (Näsijärvi) und auch nah am Wald (Kauppi), wo man im Winter langlaufen und im Sommer schön spazieren gehen kann. Eine Sauna gibt es natürlich im Keller und auch die nächste öffentliche Sauna liegt nur 800 m von dort entfernt. Allerdings hätte ich rückblickend lieber in einem Wohnheim gewohnt, in dem man in WGs wohnt (z.B. Rauhaniemi, Mikontalo oder Paawola), da ich eine eigene Küche vermisst habe. Insgesamt kann ich aber sagen, dass alle TOAS-Wohnheime, die ich in Tampere gesehen habe, ziemlich gut in Schuss und auch preislich total okay sind. Und sollte mal etwas kaputt gehen, klappt der Reparaturservice super.

Finnland ist in Sachen Lebensmittel und Essengehen auf jeden Fall wesentlich teurer als Deutschland. Außerdem werden alle alkoholischen Getränke stark besteuert, was sich in den Preisen logischerweise bemerkbar macht. Dafür ist das Mensaessen aber sehr bezahlbar (2,70€ für ein Gericht inklusive Salatbuffet, Brot und Getränken).

Ich habe im Januar und Februar noch relativ wenig ausgegeben, da aufgrund der Coronapandemie noch so gut wie keine Cafés, Restaurants und Clubs offen waren (da bin ich mit 400€ klargekommen). Das wurde dann natürlich mehr, als wieder mehr ging und wir auch mal innerhalb des Landes gereist sind.

Hier mal eine kleine Sammlung von Preisen als Anhaltspunkte:

- Miete (etwas abhängig vom Wohnheim, der Zimmergröße etc., aber außer im zentralsten Wohnheim immer unter 300€): 285,52€

- Monatskarte Bus/Tram: 39,90€

- Außerdem hatte ich eine Auslandskrankenversicherung für 42,28€ monatlich (das ist aber sicherlich nicht unbedingt notwendig).

Obwohl meine Erwartungen an das Studium teilweise enttäuscht wurden, habe ich meine Zeit in Tampere sehr genossen. Die Stadt ist einfach unglaublich lebenswert, weil sie so viel Natur bietet (die zwei riesigen Seen, die vielen Parks und Wälder direkt an der Stadt). Außerdem lernt man innerhalb des Sommersemesters (und ähnlich ist es im Wintersemester wahrscheinlich auch) praktisch zwei Städte in einer kennen, da die Winterversion von Tampere mit bis zu -20°C, einer dicken Schneedecke, den zugefrorenen Seen und langen Nächten (manchmal mit Polarlichtern!) einfach so anders als die Sommerversion ist, in der das Leben nach draußen verlegt wird und man Paddeln, Wandern und Schwimmen gehen kann.

Die (teilweise berüchtigte) Studierendenkultur inklusive Gilden, Overalls und Sitsits hat auf jeden Fall auch viel zu bieten und man kann auch als Austauschstudent*in dort eintauchen. Außerdem ist die Community der internationalen Studierenden groß und sehr aktiv (es gibt 2 Erasmus Student Network (ESN) Gruppen in der Stadt), sie bleibt aber auch nicht gänzlich unter sich, sondern mischt sich mit Finn*innen.

Nach dem Studium im Ausland

Da ich in Leipzig Medizin studiere, in Tampere aber Public & Global Health studiert habe, werden mir meine Studienleistungen nicht anerkannt. Das war mir allerdings schon vorher bewusst.

Ich bin nach dem Semesterende im Mai noch 3 Wochen länger geblieben und habe ein kurzes Praktikum in Tampere gemacht. Das war sehr cool, weil ich so einerseits noch ein bisschen finnischen Sommer mitbekommen habe (einigermaßen warm wurde es nämlich erst im Juni) und außerdem etwas Übergangszeit zwischen meinem Studi-Leben in Tampere mit meinen Freund*innen und der Rückkehr nach Leipzig hatte (die meisten internationalen Studierende sind schon Ende Mai abgereist und die Finn*innen starten dann in ihre Summer Jobs und sind auch nicht alle in der Stadt). Vermissen tue ich aber auf jeden Fall - sehr klischeemäßig - die Saunen und die langen Tage.

Weil einfach jeder Auslandsaufenthalt den Horizont erweitert!