Steckbrief
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Länge des Aufenthalts
06.09.2023 – 22.01.2024 -
Lehrsprache
Spanisch -
Studienrichtung
Geistes- und Sprachwissenschaften -
Studiengang, Studienabschluss
Translation B. A., Bachelor of Arts -
Förderprogramm
Erasmus+ , Auslands-BAföG -
War Ihr Studium im Ausland freiwillig oder obligatorisch in Ihrem Studium vorgeschrieben?
Freiwillig -
Haben sich Ihre Erwartungen an das Studium im Ausland erfüllt?
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veröffentlicht am
Vor dem Studium im Ausland
Ich habe mich für ein Auslandssemester in Granada, Spanien, entschieden, weil ich sehr gerne reise, meine Sprachen verbessern und zusätzliche Qualifikationen für meinen zukünftigen Beruf erwerben wollte. Insbesondere wollte ich mich mit dem Spanisch, welches in Spanien gesprochen wird, vertrauter machen. Die Universität und die Stadt am Fuße der Sierra Nevada und in der Nähe der Küste boten alles, was ich mir hätte wünschen können. Mich reizten auch besonders die Dolmetschkurse zwischen meinen verschiedenen Fremdsprachen. Ich habe mich für Granada entschieden, weil es ein breites kulturelles Angebot hat und ich bereits von den positiven Erfahrungen anderer gehört hatte. Während meines jetzt abgeschlossenen Auslandssemesters dort konnte ich meine Sprach- und Kulturkenntnisse verbessern und hatte eine ereignisreiche Zeit voller neuer Erlebnisse.
Abgesehen von den bürokratischen Schritten für das Erasmus-Programm, habe ich mich auch darum gekümmert, mein WG-Zimmer in Leipzig für die Zeit zu untervermieten. Etwa 4 Monate vor meiner Abreise begann ich mit den Vorbereitungen und stellte Anträge für die Erasmus-Förderung sowie das Auslandsbafög. Ich habe alles eigenständig organisiert und mich gelegentlich mit anderen ausgetauscht, die zur gleichen Zeit wie ich ins Ausland gingen.
Bevor ich nach Granada ging, fing ich an, über verschiedene Plattformen wie Idealista und Facebook-Gruppen nach einem WG-Zimmer zu suchen. Schließlich fand ich über eine Facebook-Gruppe ein Zimmer in der Nähe meiner Fakultät und der Innenstadt. Dort fühlte ich mich schnell wohl und verstand mich bestens mit meinen beiden Mitbewohnerinnen.
Da ich bilingual mit argentinischem Spanisch aufgewachsen bin, allerdings über keinen Nachweis meines Sprachniveaus verfügte, habe ich einen Sprachstandtest abgelegt. Dieser zertifizierte mir das notwendige Sprachniveau für die Dolmetsch- und Übersetzungskurse an der UGR. Allerdings wird in Granada eine Form des Andalusischen Dialekts gesprochen, an die ich mich erst gewöhnen musste, da ich vorher keinen Kontakt damit hatte.
Während des Studiums im Ausland
Das Studium an der Universität Granada war insgesamt deutlich verschulter als das, was ich aus Leipzig gewohnt war. In allen Kursen herrschte Anwesenheitspflicht, die sehr ernst genommen wurde und es gab regelmäßige Abgaben während des Semesters. Die Veranstaltungen unterschieden sich von den klassischen Vorlesungen und Seminaren und fühlten sich eher wie Unterricht in einer Klasse an. Nichtdestotrotz fand ich die Inhalte der meisten Kurse, die ich besuchte, sehr interessant. Es war auch interessant, andere Formen der Lehre, neue Übungen, Herangehensweisen und Techniken kennenzulernen und diese auszuprobieren.
Anders als an der Uni Leipzig gibt es in dem Semester Zwischenprüfungen. Im Übersetzungskurs waren es Hausübersetzungen in einem Team mit einer spanischsprachigen und einer deutschsprachigen Person. Und eine eigenständige Hausübersetzung, es gab keine Klausur am Ende des Semesters. In den Dolmetschkursen verhielt es sich je nach Sprache und Dozierenden unterschiedlich. Auch da wurde die Leistung während des Semesters bewertet, allerdings waren die Anzahl der Zwischenprüfungen und wie diese abliefen in jedem Kurs anders. In zwei von den drei, die ich belegt habe, gab es zusätzlich eine Abschlussprüfung am Ende des Semesters.
Während in Leipzig Wert darauf gelegt wird, keinen starken Dialekt in der Muttersprache zu haben, wurde den Studierenden in Granada dies nicht vorgehalten. Die meisten Dozierenden hatten auch kein Problem mit meiner argentinischen Aussprache, manche allerdings schon. Dies erschwerte zusätzlich meine Dolmetschleistung.
Die Fakultät selbst ist sehr schön! Sie befindet sich in der Innenstadt und ist daher sehr zentral gelegen. Die nächsten Haltestellen des ÖPNV befinden sich allerdings ca. 500 Meter weit entfernt, was die Barrierefreiheit etwas einschränkt.
Es gab eine Theatergruppe an der Fakultät, die auch für Erasmus-Studierende offen war. Außerdem gab es Sprachabende im Centro de Lenguas Modernas, zu denen alle gehen und ihre Sprachen üben konnten.
Mein WG-Zimmer fand ich über eine der vielen Facebook-Gruppen. Dort habe ich einfach einen kleinen Text geschrieben und erklärt wonach ich suche. Daraufhin haben sich einige gemeldet. Dazu muss gesagt werden, dass es wohl viele Scams gibt und man also vorsichtig sein sollte. Für mich war es wichtig, nichts im Vorhinein zu zahlen, dies würde ich auch unbedingt empfehlen. Ich habe in einer Dreier-WG in der Nähe des Flusses und des Camino de Ronda gewohnt, ca. 10-15 min zu Fuß von meiner Fakultät entfernt. Ich teilte mir die Wohnung mit einer Italienischen Doktorandin und einer slowakischen Erasmus-Studentin. Die Vermieterin hatte anfangs gesagt, dass sie auch in der Wohnung wohne, allerdings stellte sich heraus, dass sie nur zweimal die Woche vorbeikam und Sachen wie Handseife und Spülmittel auffüllte. Das Zimmer in der Wohnung war mit dem Nötigsten ausgestattet. Ein kleines Bett, ein Schrank, ein kleiner Schreibtisch sowie ein Regal und ein Nachtschrank. Decke und Bezüge musste ich mir selbst kaufen. Falls dies bei jemandem auch der Fall sein sollte, eignen sich Pepco, Ikea oder sogenannte „Bazares chinos“, um die Sachen günstig zu erwerben. Der Winter in Granada war nicht allzu kalt, allerdings war das Haus nicht gut isoliert und die Zentralheizung war wirklich zentral geregelt. Das bedeutete, dass diese nur für wenige Stunden am Tag, ab einer bestimmten Uhr- und Jahreszeit funktioniert hat. Meine Wärmflasche war also unentbehrlich. Obwohl die Wohnung einiges zu wünschen übrig ließ, hat das Zusammenleben mit meinen Mitbewohnerinnen einiges wett gemacht.
Das Leben in Granada ist im Allgemeinen ziemlich erschwinglich, da die Preise in Cafés, Tapas-Bars usw. im Vergleich zu Deutschland niedriger sind. Es besteht jedoch die Versuchung, häufiger auswärts zu essen und zu trinken, was einen Großteil der spanischen Kultur und des Nachtlebens ausmacht. Zu jedem Getränk bekommt man in Tapas-Bars eine kostenlose Tapa dazu, falls diese vegetarisch sein soll, muss dies unbedingt vorher gesagt werden, da die Tapa, je nach Ort, nicht ausgewählt werden kann. Oft kann nur eine Person pro Tisch zahlen, weswegen es von Vorteil ist, immer genug Bargeld bzw. Kleingeld dabei zu haben, oder mit Personen, die PayPal haben, unterwegs zu sein. Die Mietkosten beliefen sich inklusive Nebenkosten auf 275 € im Monat. Ich musste allerdings auch für die Krankenversicherung in Deutschland zahlen. Für Studierende unter 26 ist der ÖPNV dort kostenlos, ich habe den ÖPNV tatsächlich nicht so oft genutzt, da alles gut zu Fuß zu erreichen ist. Wenn man die zahlreichen Reisen/Ausflüge der Agenturen wie Emycet und Best Life Experience und des Erasmus Student Networks mitmachen möchte, fallen mehr Kosten an.
Die Zeit in Granada war einfach schön! Ich habe tolle Personen kennengelernt und enge Freundschaften geschlossen. Dies war entscheidend, da ich leider das Pech hatte, mich nach zwei Monaten dort am Knie zu verletzen und 1 1/2 Monate nur mit Krücken bzw. in der Wohnung verbracht habe. Da die Fakultät nur begrenzt mit dem ÖPNV zu erreichen war und ich mir nicht jeden Tag ein Taxi leisten konnte, habe ich mich mit den Dozierenden absprechen und individuelle Lösungen finden müssen. Ich wurde auch sehr von meinen Mitbewohnerinnen unterstützt und habe das Beste draus gemacht. Glücklicherweise hatte ich am Anfang des Semesters bereits viele Ausflüge unternommen, sodass ich nicht das Gefühl hatte in dieser Hinsicht sehr viel verpasst zu haben. Das Gesundheitssystem in Spanien funktioniert bis auf die Physiotherapie recht gut. Es ist wirklich wichtig, den Anweisungen der Willkommensveranstaltungen der UGR zu folgen und sich im Gesundheitszentrum anzumelden. So kann die Behandlung sofort beginnen, sollte etwas passieren.
Eins der Highlights Granadas ist natürlich die Alhambra, deren Besuch für Studierende der UGR kostenlos ist. Außerdem kann ich die Cármenes (eine Art von Gärten) und die Miradores (Aussichtspunkte) empfehlen. Vor dem Palacio de la Real Chancilleria wird außerdem öfters getanzt und alle sind willkommen mitzumachen. Dort sieht man auch oft Personen, die Flamenco tanzen.
Nach dem Studium im Ausland
Ich habe mir die Kurse aus Granada lediglich als Zusatzleistung anrechnen lassen, da ich Kurse gewählt hatte, zu denen es in Leipzig kein Äquivalent gibt. Dies war mir aber von vorneherein bewusst und war also kein Problem für mich, da ich die Leistungen vor allem auf meinem Transcript haben wollte.
Da ich gleich im Anschluss meines Semesters in Granada ein Erasmussemester in Portugal begonnen habe, kann ich nicht wirklich etwas dazu sagen.
Ich habe in Granada viele interessante Menschen kennengelernt und konnte zahlreiche faszinierende Orte in Spanien besuchen. Die spanische Kultur und Lebensweise haben mich sehr beeindruckt. Diese Erfahrung hat meine sozialen und sprachlichen Fähigkeiten und kulturellen Kenntnisse erweitert und mich dazu motiviert, ein weiteres Auslandssemester zu absolvieren.