Steckbrief

  • Länge des Aufenthalts

    01.09.2022 – 16.01.2023
  • Lehrsprache

    Französisch
  • Studienrichtung

    Lehramt und Erziehungswissenschaften
  • Studiengang, Studienabschluss

    Deutsch als Zweitsprache Lehramt an Gymnasien, Staatsexamen
  • Förderprogramm

    Erasmus+
  • War Ihr Studium im Ausland freiwillig oder obligatorisch in Ihrem Studium vorgeschrieben?

    Freiwillig
  • Haben sich Ihre Erwartungen an das Studium im Ausland erfüllt?

    Erfüllt
  • E-Mail-Adresse

  • Instagram Account

Vor dem Studium im Ausland

Ich habe relativ spät angefangen zu studieren und lebte bereits mehrere Jahre im Ausland, somit stand es schon vorher fest, dass ich definitiv einen Erasmus-Aufenthalt absolvieren möchte. Die Erfahrungen, die man im Ausland sammeln kann, vor allem über sich selbst, sind oftmals bereichernder, kräftezehrender und eindrucksvoller als die theoretischen aus dem Elfenbeinturm der Universität oder aus den heimischen Gefilden.

Warum aber Paris? Nun, es war mein Kindheitstraum in dieser Stadt zu wohnen und die Magie der fabelhaften Welt Amelie für mich zu entdecken. Tatsächlich war es das von so ziemlich allen, die ich während meines Aufenthaltes getroffen habe. Dass ich dazu noch an der altehrwürdigen Sorbonne studieren würde, war natürlich das ultimative I-Tüpfelchen.

!!!Unterkunft!!!

In Städten wie Paris sollte man sich am besten direkt nach der Zusage schon um eine Wohnung kümmern, bzw. einen Antrag stellen, dass man in einem der Studentenwohnheime unterkommt. Tatsächlich war es gar nicht so unüblich auf Facebook in verschiedenen Gruppen zu suchen, oder auf www.lacartedescolocs.fr/colocations/fr/ile-de-france/paris

Man sollte allerdings aufpassen, da es viele Scams gibt. Kleiner Tipp: Niemals eine Wohnung nehmen, wo man vorab einen Betrag überweisen muss und die Bilder der Wohnung über die Funktion "Rückbildersuche" bei Google eingeben. Ansonsten auch per video-call die Wohnung ansehen, mit Blick aus dem Fenster etc als auch nochmal die Adresse mit googlemaps / streetview vergleichen und nicht auf Fotos oder Videos per WhatsApp vertrauen. Leider gab es einige, die über das Ohr gehauen wurden.

Mein Geheimtipp: wg-gesucht.de

Ich hätte es nicht gedacht, dass ich auf der deutschen Website auch Wohnungen in Paris finden würde, aber tatsächlich habe ich somit eine absolute bezahlbare Traumwohnung im Herzen Paris gefunden. Einziger "Minus"punkt: Man lebt meistens mit Deutschen zusammen. Natürlich sollte man auch hier aufpassen.

Finanzen: Paris ist teuer!

Man sollte sich darauf einstellen eine Monatsmiete von über 600€ zu zahlen und für ein Bier zur Happy Hour 5-7 €... Die erste Zahlung der Erasmus-Unterstützung kommt erst, nachdem man die nötigen Dokumente eingereicht hat und naja, die Sorbonne ist leider äußerst unorganisiert, sodass es ein wenig dauert, bis man alles zusammen hat. Ich rate euch also einiges angespart zu haben, sodass man nicht komplett ohne Geld in Paris dasteht. Sollte euer Französisch gut genug sein, könnt ihr auch in Paris einen Job finden, wofür ihr aber ein französisches Konto braucht. Es dauert nicht lange ein Konto zu beantragen, aber ihr braucht dafür auch einiges an Papierkram (Mieterbestätigung etc).

Zum Einkaufen empfehle ich euch die größeren Supermärkte zu suchen oder die tollen Wochenmärkte zu besuchen, zum Beispiel der an der Bastille.

Sobald ich die Zusage für Paris hatte, kümmerte ich mich natürlich darum, einen Sprachkurs zu absolvieren, um das nötige Level von B2 zu erreichen bzw. meine verrosteten Schulkenntnisse wieder zu ölen. Somit belegte ich über das Sprachenzentrum der Uni Leipzig einen B1 als auch B2 Kurs und noch zusätzlich einen kostenpflichtigen B2 Kurs über die Sprachschule der Uni.

Während des Studiums im Ausland

Uff... Schwierig. Man erwartet ja einiges von der Sorbonne und hat einige Vorstellungen im Kopf: Elite, Anspruch, Disziplin etc. Nun ja, leider ist es wie an so vielen "Exzellenz"Universitäten der Ruf längst vergangener Tage der diesen Mythos aufrechterhält. Die Organisation und Moduleinschreibung ist stellenweise katastrophal und man ist sich die ganze Zeit nicht sicher, ob man nun korrekt eingeschrieben ist oder nicht. Es ist zum Beispiel normal, dass man sich zu den Sekretariatszeiten in eine Schlange von über 30 Leuten stellt, um nacheinander in das Zimmer zu gehen, der Person dort seine Wünsche mitzuteilen und am Ende keine Bestätigung bekommt, ob das nun alles geklappt hat. Natürlich alles auf Französisch. Das betrifft nicht nur Erasmus-Student:innen so, sondern auch alle anderen.

Es ist auch nicht nur so an der Faculté des lettres, sondern auch an anderen Fakultäten. Nur von der Sciences Po und der Medizin habe ich positive Erfahrungen gehört. Wifi ist nicht existent, die Räume schlecht ausgestattet und die Qualität des Unterrichts schwankt deutlich. Tafelbilder und PowerPoint Präsentation gibt es selten bis gar nicht, sondern meistens frontaler Unterricht, wo einfach nur referiert wird über ein Thema.

Die Zeiten variieren von 60min bis 120 min, ohne das akademische Viertel, sodass eine Veranstaltung bis 13 Uhr geht, aber die nächste 13 Uhr anfängt, sodass man quasi immer zu spät kommt, was aber ganz natürlich und normal ist.

Über Wg-gesucht.de habe ich mit viel Glück meine Traumwohnung im Herzen Paris gefunden und dazu noch mit den wundervollsten Mitbewohner:innen.

Die meisten anderen waren entweder in der Cité oder wohnten alleine bzw. ebenfalls in WG's. Man kann schon etwas finden, aber ihr solltet früh anfangen zu suchen.

Ebenfalls oben ausführlicher beschrieben, aber generell sollte man so um die 800-1000 € pro Monat einplanen. Man merkt relativ schnell, dass das Erasmus-Geld vorne und hinten nicht reicht. Ich weiß leider auch nicht, warum es für Paris den gleichen Satz gibt wie für Frankreich. Es ist ja doch ein Unterschied, ob man in Brest wohnt, oder eben der Hauptstadt. Somit war ich auf finanzielle Unterstützung meiner Eltern angewiesen, als auch meinen Nebenjob an der Universität, den ich glücklicherweise online weiterführen konnte. Ich habe aber auch vorher einiges gespart und auch mein Fahrrad mitgenommen, sodass ich mir größtenteils den öffentlichen Nahverkehr sparen konnte.

Leider sind die meisten Museen, Kinos etc. teurer für Menschen über 26, sodass man immer den vollen Preis zahlen muss, egal ob Student oder nicht. Das Monatsticket der Metro bekommt man vergünstigt, wenn man jünger ist bzw. 1 Jahr bleibt. Für 6 Monate empfiehlt es sich manchmal die Karte zu holen, dass man pro Fahrt weniger bezahlt als normal, für diese Karte benötigt man allerdings eine Bestätigung des/der Vermieter:in, dass man in Paris wohnt und zudem noch ein Passfoto, welches man aber manchmal auch vor Ort erledigen kann.

Fahrradfahren ist zwar nicht gerade so einfach, aber es ist möglich und es gibt auch in Paris Leihfahrräder, die fast überall zur Verfügung stehen und nicht viel kosten. Eine neue Sim-Karte braucht man glücklichereweise nicht.

Sportkurse der Uni! Interessanterweise braucht man für jede sportliche Aktivität einen ärztlichen Nachweis, dass man "gesund" ist. Den bekommt ihr bei jeder/m praktizierenden Allgemeinarzt/ärztin und kostet ca. 25-30 €, aber das könnt ihr eurer Krankenkasse in Rechnung stellen und es wird euch erstattet. Nur mit diesem Nachweis könnt ihr an Sportkursen teilnehmen. Einen Termin bekommt ihr z.B. über Doctolib oder ruft an. Eine Untersuchung war interessanterweise nicht nötig.

Das savoir-vivre erleben und leben. Ihr lebt in Paris und solltet es auch genießen! In den kleinen Cafés die Welt anhalten und die vorbeiziehenden Menschen beobachten. Kleine süße Läden entdecken, euch in den unzähligen Second-Hand Läden neu einkleiden, euer Lieblingscafé finden, durch die prachtvollen Straßen flanieren, Hausparties, euren Lieblingspark finden, Bücher lesen, die ihr in den alten Buchhandlungen erworben habt, am Canal St. Martin abends Fahrradfahren, das kulinarische Überangebot durchprobieren, die kleinen unabhängigen Kinos besuchen (unbedingt Lost in Frenchlation auf Instagram folgen), den Sonnenuntergang über Paris vom Park Belleville genießen, den Eiffelturm bei Nacht an der Seine glitzern zu sehen, die unzähligen Museen zu besuchen und vor allem, eure Lieblings-boulangerie finden, um dort in die Welt der viennoiserie einzutauchen. Größte Empfehlung: pain au chocolat aux amandes...

Zwei Tipps:

La gare / le gore, großartige location in cooler Atmosphäre und immer Konzerte gegen Spende.

UNBEDINGT! Die App spottedbylocals herunterladen. Für die Handynutzung muss man bezahlen, aber auf dem Laptop ist sie umsonst. Somit könnt ihr die dortigen Tipps einfach auf euer Handy z.B. Google Maps übertragen und auschecken. Kann ich für jede größere Stadt empfehlen.

Nutzt auch die zentrale Lage von Paris und unternehmt Trips in das ganze Land. Die französische Bahn - im Gegensatz zur Deutschen Bahn - funktioniert richtig gut, ist zuverlässig und man ist sehr schnell am Ziel.

Meine Lieblingsentdeckung war Nantes, meiner Meinung nach die tollste Stadt in Frankreich. Ansonsten war ich noch in Arles, Toulouse, Carcassonne und Mont Saint-Michel während meines Aufenthaltes.

Nach dem Studium im Ausland

Ich bin schon relativ weit in meinem Studium, sodass mir kein Kurs anerkannt werden kann, eventuell habe ich aber Glück und mir könnte ein Grammatikkurs angerechnet werden. Am besten ihr kümmert euch schon früh darum und schaut nach äquivalenten Kursen.

Glücklicherweise geht meine Reise weiter und ich habe meinen Erasmusaufenthalt aufgesplittet in zwei Etappen. Für mich geht es nun Mitte Januar nach Wales für weitere sechs Monate und ich bin gespannt auf diesen Kontrast von Weltmetropole zu purer Natur an der walisischen Küste im Norden.

Dennoch fehlt mir Leipzig und da gibt es einiges: allen voran meine Freund:innen, die schönen !natürlichen! Parks und das entspannte Fahrradfahren, aber tatsächlich auch die Lehre der Universität Leipzig, die auf so vielen Ebenen besser ist, als die Lehre an der Sorbonne.

Man sollte sein ganzes Leben lang Entdecker:in bleiben. Die Erfahrungen im Ausland über sich und seine Mitmenschen und den Eigenheiten vor Ort lassen einen unglaublich wachsen und später kann man aus diesen Erinnerungen viel Kraft schöpfen und eventuell auch auf die schlechten Momente mit einem Lächeln zurückblicken.